Wie kann man Kindern den kritischen Umgang mit digitalen Medien beibringen? Das Grazer Kindermuseum „FRida&freD“ versucht es in der Ausstellung „Damals 1410“ mit einer interaktiven Reise ins Mittelalter.
Man nehme eine Prise Eisenkraut, eine Kappe voll Zitronengras und einen Hauch Quecksilber und fertig ist das Allheilmittel. Aber zeigt der Trunk, den die Kinder in der neuen Ausstellung des Grazer Kindermuseums mischen können, wirklich Wirkung? Was im Mittelalter die sogenannten Quacksalber waren, sind heute die Health-Influencer, die auf Plattformen wie TikTok Werbung für ihre fragwürdigen Mittelchen (und damit viel Geld) machen.
Bekannte Mechanismen in einer fremden Zeit
„Wir haben lange überlegt, wie wir Kindern die Gefahren des Internets und der sozialen Medien näherbringen können, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger daherzukommen“, sagt Museumsleiter Jörg Ehtreiber. Die Idee, die er und sein Team hatten: Die Ausstellung im Jahr 1410 ansiedeln und die größten Problemfelder der digitalen Welt in eine mittelalterliche Stadt verlegen, die die Kinder (empfohlen ab 8 Jahren) spielerisch durchqueren: „Der Gedanke ist, dass die Mechanismen des Internets für die Kinder deutlicher erkennbar sind, wenn man sie in dieser für sie fremden Zeit verankert“, sagt Ehtreiber.
Das Internet und die sozialen Medien sind voller Stolpersteine für Kinder. Wir haben versucht eine Ausstellung zu gestalten, die nicht mit einem erhobenen Zeigefinger daherkommt, sondern Spaß macht und trotzdem wichtige Dinge vermittelt.
Jörg Ehtreiber, Leiter des Grazer Kindermuseums „FRida & freD“ über die Ausstellung „Damals 1410“
So können die Kinder an einer der Stationen etwa ihre eigenen Wappen gestalten, aber nicht alle Motive sind gratis. Für manche müssen sie mit den Münzen, die sie in der Mittelalter-Stadt sammeln können, bezahlen. „Das ist gleich wie bei vielen Apps am Smartphone, bei denen man auch In-App-Käufe tätigen muss, um weiterzukommen.“
Ausstellung lebt zu Hause weiter
Spielerisch und unterhaltsam ist der Parcours durch dieses virtuelle Mittelalter gestaltet. Und das Verhalten der Kinder – von den Videos, die sie für ihren Mittelalter-Schmuck drehen, bis zu den Informationen, die sie der KI für die Gestaltung ihrer Burgen preisgeben – wird gespeichert und den Kindern und Eltern im Anschluss auf einer individuellen Homepage bereitgestellt: „So lebt der Ausstellungsbesuch zu Hause weiter“, so Ehtreiber.
Einerseits können die Kinder sich dort ihr Verhalten noch einmal ansehen und mit Erwachsenen darüber sprechen. Andererseits sind auch Infos für die Eltern und Lehrer gesammelt: „Um die Kinder fit für das Internet zu machen, muss man ja auch selbst erst einmal fit im Umgang sein.“ Bei all dem soll der Ausflug ins Mittelalter helfen.
Übrigens: „Damals 1410“ ist nicht die einzige neue Schau im Kindermuseum – für die Kleinen (3-7) gibt es mit „Seifenblasen Träume“ eine herzige Mitmach-Ausstellung. Und das „NXP-Forschungslabor“ ist ein neues Angebot für alle, die sich für Mikrochips und Programmieren interessieren.
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