Unsicherheit, Scham

HIV und Sex sogar beim Arztgespräch oft Tabuthema

Gesund
22.04.2025 06:00

Eine Befragung der AIDS-Hilfen Österreichs zeigt, dass viele Patienten Schwierigkeiten haben, mit ihrem Arzt oder Therapeuten über Sexualität und Geschlechtskrankheiten zu sprechen. Woran es hakt und was Betroffene wünschen.

Im Rahmen der Kampagne „Lust auf Reden. Gemeinsam für sexuelle Gesundheit!“ wurden 636 Personen zwischen 14 und 75 Jahren befragt, die zum großen Teil aus der queeren Community stammen. Dabei zeigte sich, dass zwar 83 Prozent der Teilnehmer es wichtig fänden, mit Ärzten und Therapeuten über ihre Sexualität zu sprechen, jedoch hat über ein Viertel dies noch nie getan!

Knapp drei Viertel haben zwar – vor allem mit Gynäkologen, Hausärzten und Psychotherapeuten – über sexuelle Gesundheit geredet, tendenziell aber scheint das Gespräch eher von den Patienten auszugehen und weniger von Behandlerseite. Fast 30 Prozent gaben an, dass sie sich bewusst Ärzte und Therapeuten suchen müssen, mit denen sie offen sprechen können, da das Angebot nicht flächendeckend vorhanden ist. Viele wären sogar bereit, längere Wege in Kauf zu nehmen, wenn sie an ihrem Wohnort keine geeigneten Ansprechpersonen haben.

Mehr Sensibilität und bessere Beratung nötig
Trotzdem fühlen sich etliche Befragte unsicher, berichten über Scham, fehlende Zeit in der Praxis oder die Sorge, nicht ernst genommen zu werden. Dies hält viele davon ab, überhaupt ein Gespräch zu beginnen. Besonders problematisch ist, dass, wenngleich Patienten das Thema ansprechen, die Ärzte und Therapeuten oft überfordert oder unvorbereitet sind.

Erkrankungen mit Syphilis, Chlamydien & Co. sind im Steigen. Der Gebrauch von Kondomen sinkt jedoch. Es braucht Aufklärung! (Bild: Domnitsky Yaroslav)
Erkrankungen mit Syphilis, Chlamydien & Co. sind im Steigen. Der Gebrauch von Kondomen sinkt jedoch. Es braucht Aufklärung!

Ein weiteres Problem stellt die unzureichende Beratung zu sexuell übertragbaren Infektionen (STI) dar – ein besorgniserregender Umstand angesichts steigender Zahlen von Gonorrhö, Syphilis und Chlamydien in Europa sowie einem Rückgang des Kondomgebrauchs.

„Diese Studie zeigt eindrücklich, wie groß der Gesprächsbedarf rund um sexuelle Gesundheit ist – und wie selten er in der medizinischen Praxis tatsächlich gedeckt wird. Es ist alarmierend, dass so viele Patienten sich alleingelassen fühlen oder gar nicht wissen, an wen sie sich wenden können“, erklärt Dr. Mirijam Hall, Vorsitzende der Aids-Hilfe Wien.

Und weiter: „Die Ergebnisse unserer Erhebung liefern eine klare Grundlage für gesundheitspolitische Maßnahmen: Wir brauchen bessere Schulungen für Behandler, mehr niederschwellige Angebote für STI-Tests und eine stärkere Integration von sexueller Gesundheit in die Regelversorgung. Jetzt liegt es an der Politik, diese Erkenntnisse in konkrete Verbesserungen für Patientinnen und Patienten umzusetzen.“

Gerade in der medizinischen Praxis darf sexuelle Gesundheit kein Tabuthema mehr sein und muss auch in der Ausbildung von Ärzten und Therapeuten die gleiche Selbstverständlichkeit erfahren wie andere Bereiche. 

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