Hersteller alarmieren

Medikamenten-Vorräte könnten Engpässe verschärfen

Innenpolitik
14.04.2025 19:39

Ab dem 21. April gilt in Österreich eine neue Verordnung, die Pharmaunternehmen verpflichtet, bestimmte Medikamente für vier Monate auf Vorrat zu lagern. Damit will das Gesundheitsministerium auf wiederkehrende Lieferengpässe reagieren. Doch von Seiten der Industrie kommt scharfe Kritik.

Die Maßnahme könnte die Versorgungssicherheit eher verschlechtern als verbessern, warnen Vertreter der Branche. Besonders betroffen sind Generika-Hersteller, also Produzenten von günstigeren Nachahmermedikamenten. Diese arbeiten laut dem Österreichischen Generikaverband bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze.

Eine zusätzliche Lagerpflicht sei unter diesen Bedingungen kaum umsetzbar – und könne zu paradoxen Situationen führen: Medikamente würden zwar im Lager liegen, dürften aber nicht mehr abgegeben werden, wenn dadurch der Lagerbestand unter das vorgeschriebene Mindestmaß fällt.

„Widerspricht dem Versorgungsauftrag“
„Das widerspricht dem Versorgungsauftrag“, kritisierte Wolfgang Andiel, Präsident des Generikaverbandes. „Pflichtlager erzeugen nur den Anschein von Sicherheit, schaffen aber in der Praxis neue Engpässe.“ Auch die Pharmig, der Verband der pharmazeutischen Industrie, äußerte Bedenken: Nationale Lagerpflichten würden das Ziel einer stabilen Versorgung in einem gemeinsamen europäischen Markt konterkarieren.

600 Medikamente betroffen
Laut Gesundheitsministerium betrifft die neue Verordnung rund 600 gängige Medikamente, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Erkältungsmittel sowie Präparate gegen chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Asthma. Um den Unternehmen Zeit zur Umsetzung zu geben, wurde eine Übergangsfrist von zehn Monaten festgelegt.

Das Ministerium sieht in der Maßnahme einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Versorgungssicherheit. „Lieferengpässe sind ein weltweites Problem“, heißt es aus dem Ressort. Viele Ursachen – etwa Produktionsausfälle oder Engpässe bei Wirkstoffen – seien international und damit außerhalb der nationalen Kontrolle. Umso wichtiger sei es, in Krisenzeiten rasch reagieren zu können.

Branche fordert europäische Lösung
Die Industrie fordert statt nationaler Alleingänge eine langfristige europäische Strategie. „Nur ein gemeinsames Vorgehen in Europa kann nachhaltig für stabile Arzneimittelversorgung sorgen“, erklärte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Gleichzeitig müsse auch die Preisgestaltung überdacht werden: Steigende Produktionskosten bei gleichzeitig sinkenden Medikamentenpreisen würden das System zunehmend belasten.

Ob die neue Regelung die gewünschte Wirkung zeigt oder tatsächlich zu zusätzlichen Verteilungskonflikten führt, dürfte sich erst mit ihrer Umsetzung zeigen. Entscheidend werde laut Branchenvertretern sein, wie die zuständige Aufsichtsbehörde die Vorschriften in der Praxis auslegt – und ob dabei, wie angekündigt, mit Augenmaß vorgegangen wird.

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