Meinungen gespalten
Riesige nackte Stahlfrau sorgt für Aufregung
Eine fast 15 Meter hohe Statue einer nackten Frau ist das neue, weithin sichtbare Kunstwerk in der Embarcadero Plaza der kalifornischen Metropole San Francisco. Die Skulptur mit dem Namen „R-Evolution“ sorgt aber für ordentlich Gesprächsbedarf.
Mit der Installation soll ein Zeichen für weibliche Stärke und Sichtbarkeit im öffentlichen Raum gesetzt werden. Der Künstler Marco Cochrane hatte die Skulptur ursprünglich für das Burning-Man-Festival im Jahr 2015 geschaffen. Seither war sie unter anderem in Las Vegas und Petaluma zu sehen. Nun steht sie für mindestens sechs Monate – möglicherweise auch ein ganzes Jahr – vor dem bekannten Ferry Building am Wasser.
Skulptur „atmet“ einmal täglich
Die Statue bringt ein Gewicht von rund 14.500 Kilogramm auf die Wage und besteht vollkommen aus Stahl. Nachts leuchtet sie, durch eingebaute Motoren soll es einmal täglich so wirken, als würde sie atmen. Cochrane betont, dass „R-Evolution“ nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine gesellschaftliche Aussage verkörpern solle: „Diese Skulptur ist ein Aufruf zu einer Welt, in der sich alle Menschen frei und ohne Angst bewegen können.“
Kritik an Standort und Zeitpunkt
Trotz ihrer künstlerischen Botschaft stößt die Installation auf teils scharfe Kritik. In sozialen Medien verbreiteten sich schnell ironische Kommentare, vor allem wegen eines viralen Videos, das einen Hubwagen zeigt, der während der Montage zwischen den Beinen der Statue manövriert wird.
Für viele Kommentatoren ein Sinnbild für das, was sie als fehlgeleitete Symbolpolitik der Stadt empfinden.
Obdachlosigkeit neben XXL-Skulptur
Zudem wirft die Statue neue Fragen zur Prioritätensetzung der Metropole auf. In unmittelbarer Nähe der Statue kämpfen schließlich Stadtviertel wie Tenderloin oder SoMa weiterhin mit sichtbarer Obdachlosigkeit, offener Drogenszene und leer stehenden Geschäften. Während die Stadt im kommenden Haushaltsjahr fast 690 Millionen Dollar für Programme gegen Wohnungslosigkeit bereitstellen will, sind laut einer aktuellen Zählung über 8300 Menschen in San Francisco ohne festen Wohnsitz.
Kritik an „männerfeindlichem Programm“
Konservative Stimmen kritisieren die Aktion scharf. Bruce Lou, republikanischer Herausforderer von Nancy Pelosi bei der letzten Kongresswahl, meinte etwa: „San Francisco scheint sich um alles zu kümmern – außer um das, was wirklich zählt.“ John Dennis, ehemaliger Vorsitzender der Republikanischen Partei der Stadt, sprach sogar von einem „feministischen, männerfeindlichen Programm“, das sich in der Skulptur manifestiere.
Doch auch aus dem progressiven Spektrum kommt Kritik: Sarah Hotchkiss, Kunstredakteurin des öffentlich-rechtlichen Senders KQED, schrieb in einem Kommentar: „Niemand hat nach dieser Skulptur gefragt. Und doch müssen wir alle sie anschauen.“ Die Entscheidung, das Kunstwerk ohne öffentliche Beteiligung aufzustellen, werde von vielen als unpassend empfunden.
Projekt scheiterte schon mehrfach
Der Weg der Statue nach San Francisco war nicht einfach. Eine geplante Aufstellung am National Mall in Washington, D.C. scheiterte an Bedenken wegen möglicher Schäden am Untergrund. Auch ein früherer Versuch, „R-Evolution“ am Union Square in San Francisco zu installieren, wurde aus ähnlichen Gründen abgelehnt.
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