


Haben sich US-Politiker an Donald Trumps Zollchaos bereichert, als intern klar war, dass der Präsident einen Rückzieher machen würde? Dubiose Wetten deuten auf einen Insiderhandel hin – und nun werden erste Namen öffentlich, die von der Panik an den Börsen enorm profitiert haben.
In den USA wird seit Trumps Zollchaos, das zu den größten Marktbewegungen seit Jahrzehnten geführt hat, mit erhöhtem Interesse in den Börsen-Selbstauskünften von Politikern geblättert.
US-Kongressmitglieder müssen innerhalb von 30 Tagen öffentlich machen, welche Geschäfte sie an der Börse getätigt haben. Dabei sind sie verpflichtet, das Datum, den Investitionsrahmen und das betroffene Wertpapier aufzulisten.
Der Vorwurf: Ein kleiner Kreis um Trump habe vorab von der Reduzierung seiner weltweiten Zölle gewusst. „JETZT IST EIN GROSSARTIGER ZEITPUNKT, UM EINZUKAUFEN!!! DJT“, erklärte der US-Präsident vergangene Woche wenige Stunden vor seinem Rückzieher. Bereits vor dieser öffentlichen „Kauf“-Empfehlung machten – wie berichtet – dubiose Börsenwetten die Runde.
MAGA-Extremistin kaufte, als alles zusammenbrach
Nun wird tröpfchenweise öffentlich, wer Aktien kaufte, obwohl Trumps Zölle die Kurse in den Abgrund rissen. Marjorie Taylor Greene, eine der bekanntesten MAGA-Extremisten, hat offenbar ein besonderes Händchen in dieser turbulenten Zeit bewiesen.
Der Kaufrausch der Republikanerin aus Georgia begann bereits 24 Stunden vor Trumps Rolle rückwärts. Greene kaufte zwischen dem 8. und 9. April insgesamt 21 Aktien und Staatsanleihen. Sie erwarb Wertpapiere im Wert von 21.000 bis 315.000 US-Dollar. Am Tag vor Trumps Zoll-Abschwächung, die die Aktienkurse durch die Decke schießen ließ, pumpte sie zudem 50.000 bis 100.000 US-Dollar in sogenannte „Treasury Bills“. Zu einer genaueren Angabe der Investitionshöhen ist sie laut Gesetz nicht verpflichtet.
Diese Aktien kaufte Greene ihrer Selbstauskunft zufolge:
Diese Aktien kaufte Greene
Sie investierte dabei in Unternehmen wie Nike, Tesla, Amazon und Nvidia, die durch Trumps neue Anti-Handelsstrategie besonders unter Druck gerieten. Dementsprechend groß dürften ihre Gewinne ausgefallen sein, nachdem der US-Präsident seine Kehrtwende vollzogen hatte.
Die Papiere des Autobauers Tesla, der von Trumps Großspender Elon Musk geführt wird, legten um 22,7 Prozent zu. Auch hier hallt nach, dass Handelsminister Lutnick vor einigen Tagen live im Fernsehen die Bürger dazu aufgerufen hatte, Tesla-Aktien zu kaufen, weil sie nie wieder günstiger sein würden. Mehrere Demokraten aus dem US-Kongress halten all das für ein abgekartetes Spiel.
Greenes Büro bezeichnete die Anschuldigungen in einer Antwort an das Magazin „Newsweek“ als „völlig absurd“ und verteidigte ihr Vorgehen als legal und im Rahmen der Handelsregeln des Kongresses. Die Republikanerin erklärte in der Vergangenheit, dass sie ihre Aktiengeschäfte nicht selbst tätigen würde. Sie verlasse sich dabei auf einen Finanzberater. Greene habe „keinen Einfluss“ darauf, mit welchen Unternehmen gehandelt wird und wann.
Der Kongressabgeordnete Rob Bresnahan, ein Republikaner aus Pennsylvania, scheint ebenfalls von Trumps Zöllen profitiert zu haben. Der 34-Jährige entpuppte sich als einer der aktivsten Aktienhändler in Washington, obwohl er während seiner Kampagne erklärte, den Aktienhandel für Politiker im Kongress verbieten zu wollen.
Bresnahan konnte am 4. März, dem Tag, an dem Trump die Zölle auf chinesische Importe auf 20 Prozent verdoppelte, Alibaba-Aktien im Wert von bis zu 50.000 Dollar rechtzeitig abstoßen und laut „New York Times“ einen Gewinn von etwa 30 Prozent ins Trockene bringen, bevor die Aktie in den Keller rauschte. Der Republikaner will ebenfalls nichts von seinen eigenen Geschäften gewusst haben. Bresnahan verlässt sich laut eigener Aussage wie Greene auf einen Finanzberater, der in Trumps Chaos offenbar den Durchblick behielt.
Führende Demokraten verlangen nun ein Börsenverbot für Abgeordnete in Washington. „Es ist unverzeihlich, dass amerikanische Familien in dieser Wirtschaftskrise, die vollständig vom Präsidenten verursacht wurde, um ihre finanzielle Sicherheit besorgt sind, während Insider aktiv von der Marktvolatilität profitiert haben und möglicherweise Finanzbetrug an der amerikanischen Öffentlichkeit begangen haben“, schrieben sie in einem offenen Brief an die US-Finanzmarktaufsicht SEC. Eine Untersuchung der Vorfälle ist bis jetzt nicht angekündigt.
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