Der gesellschaftliche Wandel lässt sich im Klassenzimmer im Brennglas verfolgen, wie aktuelle Zahlen von Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (NEOS) bestätigen. Der Anteil an muslimischen Schülern in Wiener Volks- und Mittelschulen liegt demnach bereits bei 41,2 Prozent. Katholiken machen nur mehr 17,5 Prozent aus.
Wo einst Kreuze an den Wänden hingen, spiegeln sich heute vielfältige Weltanschauungen in den Köpfen der Kinder wider. Der neue Bildungsbericht zeigt: Kinder mit islamischem Glauben stellen in den Volks- und Mittelschulen der Hauptstadt mit 41,2 Prozent die größte Gruppe – Tendenz steigend. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 39,4 Prozent.
Währenddessen machen Kinder mit christlichem Glaubensbekenntnis – römisch-katholisch, orthodox oder evangelisch – gemeinsam 34,5 Prozent aus. Fast ein Viertel der Schüler ist religionslos.
Zahlen, die aufhorchen lassen
Insgesamt flossen die Daten von rund 112.600 Schülern aus Volks-, Mittel-, Sonder- und polytechnischen Schulen in die Erhebung ein. Nur mehr 17,5 Prozent der Kinder gehören dem römisch-katholischen Glauben an, 14,5 Prozent bekennen sich zur orthodoxen Kirche. Erschreckend: Im Vorjahr betrug der Anteil der Katholiken noch 21 Prozent. Der Rest verteilt sich auf kleinere Gruppen wie den Buddhismus (0,2 Prozent), das Judentum (0,1 Prozent) und andere Religionsgemeinschaften (0,9 Prozent).
Was auf dem Papier nüchtern wirkt, entfaltet in der gesellschaftlichen Realität eine Brisanz, die politische Antworten verlangt. Emmerling spricht von der Notwendigkeit eines „verpflichtenden gemeinsamen Unterrichtsfachs Leben in einer Demokratie“. Demokratie-, Werte- und Ethikvermittlung dürften nicht nach Herkunft oder religiöser Zugehörigkeit variieren, so die klare Ansage.
Muslimische Jugendliche deutlich religiöser
Und noch ein anderer Umstand dürfte die Alarmglocken schrillen lassen. Denn Untersuchungen zeigen, dass muslimische Jugendliche in Wien im Schnitt nicht nur deutlich religiöser sind, sondern vermehrt auch abwertende Haltungen vertreten, wie etwa Antisemitismus, LGBTIQ-Feindlichkeit oder eine Ablehnung der Gleichstellung von Mann und Frau.
In Wiens Schulen offenbart sich ein Umbruch, der nicht nur die Bildungslandschaft betrifft. Es geht um Fragen der Identität, des Zusammenlebens – und um das Spannungsverhältnis zwischen Toleranz und den Grenzen des Sagbaren. Die Zahlen zeigen: Der kulturelle und religiöse Wandel schreitet voran. Die politische Antwort darauf muss konsequent sein.
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