Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) spricht sich offen für die Einhebung eines „Kultureuro“ von Touristen aus. Grund seien auch die gestiegenen Nächtigungszahlen in der Bundeshauptstadt.
„Wir haben einen Tourismus-Boom der Sonderklasse“, konstatiert Kaup-Hasler. Kultur sei der Hauptreisegrund, der Menschen aus aller Welt nach Wien ziehe.
Daher könne sie den Überlegungen, die Kultur von den gestiegenen Nächtigungszahlen in Form einer gewidmeten Abgabe auch direkt profitieren zu lassen, viel abgewinnen: „Ich finde, die Einführung eines Kultureuro ist absolut überlegenswert.“
Warnung vor negativen Entwicklungen in Nachbarländern
Die auch für Wissenschaft zuständige Stadträtin verweist warnend auf Entwicklungen anderswo, auf kulturpolitische Kahlschläge in der Slowakei oder in Ungarn, auf die aktuellen Debatten in der Steiermark und den Rückbau einer offenen und diversen Gesellschaft in den USA, die auch zu einem beginnenden Exodus in der Wissenschaft geführt habe. Wäre das nicht eine Gelegenheit, in Wien, wo man nach dem Krieg verabsäumt hat, Emigranten aktiv zurückzuholen, eine neue Willkommenskultur zu etablieren? „Dafür wäre jetzt tatsächlich der richtige Moment. Ich hoffe da sehr auf ein gemeinsames Vorgehen aller Ebenen – von der EU abwärts.“
Viele Künstler wollen nur nach Wien kommen. Ich finde, die Einführung eines Kultureuro ist absolut überlegenswert.
Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ)
„Ich habe Ideen ohne Ende!“
Auch aus Berlin, wo der radikale Sparkurs die Kulturszene massiv trifft, sei vermehrter Zuzug von Künstlerinnen und Künstlern zu bemerken, sagt Kaup-Hasler. „Viele wollen nun nach Wien kommen. Das erhöht in der Szene den Druck.“ Doch in Wien, wo in den vergangenen Jahren das Kulturbudget massiv ausgeweitet wurde, wird künftig wohl ebenfalls gespart werden müssen. Mehr Ideen um weniger Geld, scheint die künftige Devise. „Ich trete auch künftig für meine Bereiche ein. Es gilt immer, sorgsam mit den Steuergeldern zu haushalten. Ich habe Ideen ohne Ende! Wir müssen findig sein und Synergien schaffen.“
„Es braucht kein Kulturförderungsgesetz“
Wien hat als einziges Bundesland kein eigenes Kunst- und Kulturförderungsgesetz. Das wurde zuletzt kritisiert, wird aber so bleiben. Kaup-Hasler habe das eingehend mit ihren Experten beraten und sei zum Schluss gekommen: „Es braucht kein Kulturförderungsgesetz“, ist sich die Politikerin sicher. „Das, was in den Bundesländern in den Kulturförderungsgesetzen formuliert ist, diese Strukturen werden in Wien längst gelebt. Für Lippenbekenntnisse dieser Art muss kein Steuergeld ausgegeben werden. Wir haben eine exzellente Zusammenarbeit zwischen Politik und Kulturverwaltung in Wien. Ich wüsste nicht, welchen Mehrwert das bringen soll. Das bringt nichts außer hohle Phrasen.“
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