Forscher im Gespräch

Das bedrohte Flattern der Falter in Salzburg

Salzburg
16.04.2025 08:00

Die Ergebnisse sind alarmierend: Salzburger Forscher belegen in einer aktuellen Studie, dass das Schmetterlingssterben ungebremst weitergeht. Es fehlen die bunten Blumenwiesen von früher. Vor allem in Tallagen ist die Prognose düster. Die „Krone“ sprach mit zwei beteiligten Forschern. 

Mit all ihrer Farbenpracht gelten sie als Wunder der Natur: Schmetterlinge mit ihrem typischen Zack-Zack-Kurs im Flug und der oft markanten Zeichnung auf ihren Flügeln faszinieren.

Doch hat es sich bald komplett ausgeflattert? Um viele Arten steht es schlecht. Eine gerade vom Fachjournal „Biological Conservation“ herausgegebenen Studie belegt, dass Tagfalter der Alpenregion in Tallagen bedroht sind. Vor allem unterhalb von 800 Metern Seehöhe ist die Welt der schwebenden Schönheiten nicht mehr in Ordnung.

Der Lilagold-Feuerfalter ist als verschollen anzusehen. (Bild: Haus der Natur/Patrick Gros)
Der Lilagold-Feuerfalter ist als verschollen anzusehen.

Das Team aus Wissenschaftern von der Universität Salzburg, dem Haus der Natur und der deutschen Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung analysierte dafür einen breiten Datensatz, der über Jahre gesammelt wurde. „Wir haben in unserer Diversitätsdatenbank auch viel historisches Material“, informiert Patrick Gros, Schmetterling-Experte am Haus der Natur. Das Team sichtete rund 250.000 Einzelbeobachtungen, die von 1900 bis 2022 eingemeldet wurden.

Der Thymian-Ameisenbläuling ist weitgehend verschwunden.  (Bild: Universität Salzburg/Jan Habel)
Der Thymian-Ameisenbläuling ist weitgehend verschwunden. 

Die Forscher waren im Gelände, wie etwa im Wenger Moor oder am Fuße des Untersbergs, unterwegs und saßen stundenlang über den Datensätzen. Mittels statistischer Analysen wurden Langzeitvergleiche angestellt. Das Ergebnis ist besorgniserregend. Viele Falter-Arten verschwinden. Immer weniger Raupen können sich entwickeln, immer weniger Schönheiten schlüpfen. „Es ist ein schleichender Prozess. Man muss in Jahrzehnten denken“, so Gros.

Das sind die Verlierer im Schmetterlingssterben
„Es geht den Schmetterlingen nicht generell schlecht. Es kommt darauf an, wo sie ihren Lebensraum hatten“, erklärt Jan Habel von der Uni Salzburg. Zu den Verlierern zählt beispielsweise der Alexis-Bläuling. Er gilt im Alpenvorland als ausgestorben. „In Salzburger wurde er 1971 zum letzten Mal gesehen“, bedauert Gros von Haus der Natur. Die Heimat dieses Schmetterlings waren bunte Blumenwiesen, wie sie heute nur noch selten zu sehen sind. Habel: „Die Frage ist, was man unter Natur versteht. Heute sind Menschen oft von blühenden Löwenzahn-Wiesen fasziniert, dabei sind es eigentlich Gras-Acker.“ Die Falter, die Wärme brauchen, flüchten zuerst einmal in höhere Lagen, können in der neuen Lebenswelt aber nicht dauerhaft überleben. Mähen und Düngen vertreibt sie.

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Es kommt mit dem Schmetterlingssterben zu schleichenden Veränderungen in der Natur. 

(Bild: Kolarik Andreas)

Jan Habel, Forscher an der Uni Salzburg

Ausgestorben: Der Alexis-Bläuling (Bild: Haus der Natur/Patrick Gros)
Ausgestorben: Der Alexis-Bläuling

Besser geht es (noch) Tagfaltern, die im Alpenraum auf Feuchtwiesen im Tal leben, wie dem Randring-Permuttfalter, der in Salzburg gefährdet, aber noch nicht komplett vertrieben wurde. „Das liegt daran, dass Feuchtgebiete und Moore besser geschützt wurden als Wiesen“, erklären die beiden Forscher.

Wissenschafter fordern neue Schutzgebiete
Mit jeder Art, die verschwindet, kommt die Natur mehr aus dem Gleichgewicht. Patrick Gros vergleicht das gern mit einem Netz, das immer noch löchriger wird. Die Forscher wollen nun keinen Frontalangriff auf die Landwirtschaft starten, wie sie sagen, fordern aber neue Schutzstrategien. „Naturschutz darf nicht länger nur dort stattfinden, wo es nicht wehtut.“ In Salzburg liegen Schutzgebiete zu 90 Prozent über 1000 Meter Seehöhe.

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