Der gesamte Pflegebereich wird zu einem immer größeren Problem. Behindertenaktivist Klaus Katzianka und Pfleger Franz Karner wollen nicht mehr länger tatenlos zusehen: Die beiden Steirer haben ein Pflegevolksbegehren initiiert, um die Politik endlich wachzurütteln. Ziel: eine Million Unterstützer.
„Ich kann mich nicht alleine an- und ausziehen, ich kann mich nicht selbst waschen, juckt es mich am Ohr, kann ich mich nicht kratzen“, gibt Klaus Katzianka einen kurzen Auszug aus seinem Alltag.
All diese Handgriffe übernimmt für den Leobner die „Mitzi“. „Heute hat mich die Mitzi auch noch in meine schönste Krawatte gesteckt“, sagt Katzianka und lacht. Die „Mitzi“ heißt Maria Gelienova und kommt aus der Slowakei. Viele Jahre schon ist sie als 24-Stunden-Betreuerin Tag und Nacht an Katziankas Seite.
Wir müssen die Betroffenen aus der Bittstellerrolle herausholen und dafür Sorge tragen, dass die Politik das Thema endlich ernst nimmt.
Klaus Katzianka
Wie wichtig die Arbeit von sogenannten Personenbetreuerinnen ist, weiß Katzianka, der seit seiner Geburt mit körperlichen Einschränkungen lebt, nur zu gut: „Ohne meine beiden Damen würde ich in der Früh nicht einmal aus dem Bett herauskommen.“
Stundenlohn von 3,54 Euro
Die Betreuung in den eigenen vier Wänden durch Maria und eine zweite Pflegerin, die sich im 14-Tage-Rhythmus abwechseln, ist für den 64-Jährigen ideal. Nur: War es vor ein paar Jahren noch einfach, Fachkräfte aus dem benachbarten Ausland für eine pflegende Tätigkeit in Österreich zu motivieren, ist dies heute beinahe unmöglich geworden. „Die Zeiten haben sich geändert, für einen Stundenlohn von 3,54 Euro will diesen harten Job einfach niemand mehr machen. Wir stehen vor einem Kollaps.“
Für den Steirer Grund genug zu handeln. Gemeinsam mit Diplomkrankenpfleger Franz Karner hat Katzianka ein Pflegevolksbegehren initiiert, das weitreichende Verbesserung im gesamten Pflegebereich erzielen soll: „Wir fordern die Abschaffung der finanziellen Ungleichbehandlung zwischen häuslicher Pflege und Heimpflege. Zudem pochen wir auf die automatische Zuerkennung der Schwerarbeiterpension für den Pflegeberuf, eine Entbürokratisierung der Pflege sowie ein eigenes Pflegestaatssekretariat“, erläutern die Initiatoren.
„Man muss groß denken“
Deklariertes Ziel: eine Million Unterstützer. „Wir müssen die Betroffenen aus der Bittstellerrolle herausholen und dafür Sorge tragen, dass die Politik das Thema endlich ernst nimmt!“, betont Katzianka. „Das Ziel ist hochgesteckt, ich weiß, aber man muss groß denken, um etwas weiter zu bekommen.“ Karner ergänzt: „Das Thema geht uns früher oder später alle an. Und da das Problem seit Jahren wächst und wächst, hoffen wir auch auf möglichst viele junge Unterstützer, für die es sonst künftig in puncto Betreuung besonders eng wird.“
Das Volksbegehren läuft unter dem Namen „SOS Pflege“. Detaillierte Informationen erhält man unter www.europflege.at oder durch persönlichen Kontakt mit dem Initiator unter klaus@katzianka.at. Das Papier liegt bereits in allen Gemeindeämtern und Magistraten in Österreich auf. Noch einfacher geht die Unterstützungserklärung mittels ID Austria.
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