Krawall, Bruder!

Ford Mustang: Ehrlicher Streitaxt-Cruiser mit V8

Motor
16.04.2025 10:23

Man braucht keine Raffinerie neben der Garage, aber es könnte helfen: Der Ford Mustang erschafft Fahrspaß auf dem Altar des Verbrenners, ist dabei aber ehrlicher als so mancher Spritknauser und definitiv ehrlicher als jedes Elektroauto. Und er ist ein aus der Zeit gefallener Gegenentwurf.

Es ist die bereits siebte Generation des berühmten US-Muscle-Cars, im Fall des Testwagens das Cabrio. Bei anderen Herstellern würde man darüber diskutieren, ob es sich nur um ein Facelift handelt (siehe aktuelles BMW 2er Gran Coupé). Aber mit Kleinigkeiten braucht man sich beim Mustang generell erst gar nicht abgeben. Hier ist alles gröber als anderswo. Vom Antrieb übers Fahrwerk bis hin zum Duft im Innenraum (wie früher!). Und das ist bitte nicht als Kritik zu verstehen.

Der Vierzylindermotor bleibt dem US-Markt vorbehalten, bei uns kommt ausschließlich der Fünfliter-V8 zum Einsatz, im Cabrio 446 PS stark (fürs Coupé gibt es alternativ eine Dark-Horse-Version mit 7 PS mehr). Bei anderen Herstellern ist das genau andersrum, da spart man sich hierzulande die großen Benziner – aus nachvollziehbaren Gründen, denn der Spritverbrauch ist hier viel mehr Thema als jenseits des großen Teichs.

(Bild: Stephan Schätzl)

Wobei man dem Mustang zugutehalten muss, dass er zu seinem Laster steht: 12,4 l/100 km WLTP-Verbrauch, 20,8 Liter Stadtverbrauch sind die offiziellen Angaben. Das kommt hin, auch in der Realität. Nur wenige Autos sind so ehrlich bei den Verbrauchsangaben. Die Reichweite liegt auf dem Niveau von E-Autos, denn der 61-Liter-Tank ist schneller leer gesaugt als Donald Trump die Wirtschaft ruinieren kann.

Aber jeder Kilometer ist pures Vergnügen, schon allein aus akustischen Gründen. Der serienmäßige Klappenauspuff lässt sich in vier Eskalationsstufen einstellen, wobei die ärgste den Hinweis trägt „nur für Rennstrecke“. Trotzdem sitzt am Armaturenbrett ein Knopf, mit dem man direkt auf diesen Inferno-Modus kommt. Den wird natürlich niemand im öffentlichen Straßenverkehr drücken (ähem…). Die übrigen Auspuff-Modi stellt man anderswo ein.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Andererseits ist auch größte Rücksichtnahme vorgesehen: Auf Wunsch startet der Mustang in einem einstellbaren Zeitfenster (z. B. morgens) im Silent Mode, zwecks guter Nachbarschaftsbeziehungen.

Es muss ohnehin nicht immer infernalisch zugehen. Das V8-Gebrabbel ist während der Fahrt ebenso wie bei jedem Ampelstopp ein Genuss, außer im friedlichsten Modus herrscht eine herrlich bassige Klangatmosphäre. Jeder Tunnel weckt die Lust, extra aufs Gas zu steigen, damit es zurückhallt. Kindliche Freude kann was Schönes sein.

Das Dach lässt sich in acht Sekunden öffnen – aber nur im Stand. (Bild: Stephan Schätzl)
Das Dach lässt sich in acht Sekunden öffnen – aber nur im Stand.
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

So fährt sich das Mustang-Cabrio
Das Fahren wird zelebriert. Via Lenkradtasten ruft man die Fahrmodi ab, auch für die dreistufige Einstellung der Lenkkraft findet sich eine eigene Taste am Lenkrad. Die Auspufftaste wurde bereits erwähnt.

Der Schub ist adäquat. In 5,0 Sekunden beschleunigt der 1856 kg schwere Bolide auf Tempo 100, maximal läuft er 250 km/h. Kraft ist immer genug da, mit dem maximalen Drehmoment von 540 Nm bei 5100 Touren fehlt es einem an nichts, zumal die Zehngang-Automatik auf Zack ist. Feingeistig agiert sie nicht, das würde aber auch dem Charakter des Autos zuwiderlaufen.

(Bild: Stephan Schätzl)

Die Hinterreifen bekommen richtig viel zu tun. Man muss nicht sagen, der Ford Mustang hat ein Traktionsproblem, aber es kommt schon viel Spaß von der Hinterachse, mit dem man auch umgehen können muss. Im Fall des Testwagens hat das wohl auch ein wenig mit den Winterreifen zu tun, die noch montiert sind. Und das ESP lässt erstaunlich viel zu. Ein kleiner Heckschwenk beim Beschleunigen aus der Kurve ist immer drin.

Der Mustang ist ein grundsätzlich ein grober Geselle. Das optionale Magneride-Adaptiv-Fahrwerk kennt zwar unterschiedliche Härten und ist in der sanften Stufe auch nicht wirklich unkomfortabel, es spricht aber generell alles eher grob an. Die Lenkung ist weder die präziseste noch die gefühlvollste, der Wagen fühlt sich schwerer an, als er ist. Man kann nicht behaupten, er fährt sich wie von selbst.

Die notwendigen technischen Voraussetzungen sind aber komplett gegeben, bis hin zu 390-mm-Bremsscheiben mit Sechskolbenfestsätteln von Brembo vorne und einem Sperrdifferenzial an der Hinterachse.

Neuzeitlicher Innenraum
So anachronistisch der Mustang an sich daherkommt, so auf der Höhe der Zeit ist das große verbundene Display (12,4 Zoll Tacho plus 13,3 Zoll Touch) im Cockpit, wobei der Innenraum an sich wiederum eher grob wirkt. Vor allem das Gummipad, auf dem das Handy drahtlos geladen wird, würde auch gut in einen alten Land Rover Defender hineinpassen. Aber es ist praktisch, das Handy wird definitiv nicht die Fliege machen, egal wie man das Auto hernimmt (okay, abgesehen von einem Überschlag).

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Die meisten wesentlichen Funktionen werden über den Touchscreen gesteuert. Zumindest für die Zweizonen-Klimaautomatik wären eigene Bedienelemente eine feine Sache gewesen. Aber immerhin ist ein Lautstärke-Drehregler vorhanden.

Das Menü ist nicht unübersichtlich, allerdings sind die Funktionen teilweise nicht ganz intuitiv verteilt bzw. benannt. Wert, gefunden zu werden, ist z.B. die Auswahl für die Tacho-Skins, also die Ansichten des Tachos, von denen einige zur Verfügung stehen. Eine davon ist dem klassischen Fox-Body-Mustang nachempfunden, also der dritten Mustang-Generation, die von 1978 bis 1993 gebaut wurde.

Die Preise
Der Blick in die Preisliste ist in Deutschland ein angenehmer, dort bekommt man das Mustang-Cabrio schon ab 65.000 Euro (mit Automatik 68.000). In Österreich werden dank 38% NoVA mit Automatik 99.000 Euro fällig, sodass der Testwagen mit dem Magneride-Fahrwerk um 2900 Euro auf satte 102.000 Euro kommt. Für einen BMW M4 Cabrio müsste man mindestens weitere 40.000 Euro drauflegen (bei einem NoVA-Satz von 28%).

Fahrzit
Der Mustang hat einen ganz eigenen (Fahr-)Charakter, den man mögen muss. Und kann. Er ist definitiv kein Florett für das feine Duell, sondern eher eine Streitaxt, die beim einen oder anderen stark motorisierten Verkehrsteilnehmer niedere Instinkte weckt. Dabei ist das ganze Auto eine Art Gesamtkunstwerk, was ihm in Bezug auf die Klimaauswirkungen eine Art Welpenschutz verleiht. Der Mustang ist wohl nicht zeitgemäß – macht aber verboten viel Spaß.

(Bild: Stephan Schätzl)

Warum?
Herrlicher Muscle-Car-Habitus
Viel V8-Power fürs Geld
Cruisen ist wie meditieren

Warum nicht?
Fetter Verbrauch

Oder vielleicht …
… was Gebrauchtes? BMW M4 Cabrio zum Beispiel. Oder einfach was Vernünftiges?

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