Die Einsatzkräfte schüttelten den Kopf: Miserabel ausgerüstet stiegen am Dienstagnachmittag vier deutsche Jugendliche Richtung Niederjoch (1600 m) über dem Heiterwanger See im Tiroler Außerfern. Zwei davon steckten dann bei Dunkelheit im Abstieg fest – einer war in dem weglosen Gelände sogar barfuß (!) unterwegs.
Zu viert hatten die Jugendlichen aus dem Raum Berlin im Alter zwischen 17 und 19 Jahren einen Ausflug zum Heiterwanger See im Tiroler Außerfern (Bezirk Reutte) unternommen. In dem Bergsee in 1000 Meter Höhe haben sie zunächst gebadet, dann wollten die wenig bergaffinen Berliner – wohl spontan – noch einen Berg erklimmen.
So stiegen sie vom Nordwestufer die etwa 600 Höhenmeter Richtung Niederjoch auf. Dort hinauf führt freilich kein Steig oder Wanderweg.
Sie sind wohl querfeldein durch das felsige, von Latschen durchzogene, steile Gelände hinauf.
Andreas Strolz, Chef der Bergrettung Bichlbach
Bild: Bergrettung Bichlbach
Ausrüstung ließ zu wünschen übrig
„Sie kamen wohl nur langsam voran“, schildert Andreas Strolz, Chef der Bergrettung Bichlbach. Die Ausrüstung ließ ebenfalls zu wünschen übrig: Das Quartett trug nur dünne Kleidung und Turnschuhe. Der Höhepunkt: Einer der Burschen war gar barfuß unterwegs!
„Sie sind wohl querfeldein durch das felsige, von Latschen durchzogene, steile Gelände hinauf“, sagt Strolz. Zwei der vier Jugendlichen wurde die Sache aber bald zu heikel. Sie beschlossen umzudrehen und versuchten, die zwei anderen Kollegen ebenfalls davon zu überzeugen. „Die wollten freilich partout weiter“, weiß Strolz.
Tatsächlich erreichte das verbliebene Duo den Gipfel – darunter der Barfußwanderer. Der Abstieg ging später allerdings gründlich daneben.
Laute Hilferufe in der Dunkelheit
Die Burschen (16 und 17) wählten dafür die direkte, ebenfalls weglose Route durch eine steile, felsige Rinne mit lockerem Gestein. „Sie kamen in einer Steilstufe dann nicht mehr weiter und steckten fest“, schildert Strolz. Einer der beiden war bereits rund 20 Meter abgestürzt und hatte sich dabei verletzt.
Kurios: Die Jugendlichen hatten ein Handy mit, allerdings war der Akku leer. So versuchten sie sich bei Dunkelheit durch Hilferufe mit ihren Kollegen am Seeufer zu verständigen. Die schlugen gegen 21 Uhr Alarm.
Sogar für Bergretter zu gefährlich
Die Bergrettung Bichlbach rückte mit fünf Einsatzkräften aus, die Drohnenstaffel Ehrwald der Bergrettung kam unterstützend dazu. „Ein Bergretter versuchte dorthin aufzusteigen, wo wir die Verstiegenen vermuteten“, schildert Strolz. Nach rund 200 Höhenmetern musste er allerdings aufgeben – die Situation entpuppte sich als zu heikel.
Weil die Rufe immer schwächer wurden, haben wir uns gegen 22.30 Uhr entschlossen, den Notarzthubschrauber RK-2 aus Reutte zu alarmieren.
Andreas Strolz, Chef der Bergrettung Bichlbach
Die Einsatzkräfte hörten zwar die Hilferufe der Deutschen, hatten aber keinen direkten Kontakt. Strolz: „Weil die Rufe immer schwächer wurden, haben wir uns gegen 22.30 Uhr entschlossen, den Notarzthubschrauber RK-2 aus Reutte zu alarmieren.“
Duo mit Seilwinde geborgen
Die Besatzung konnte die Opfer – auch dank der Unterstützung der Drohnenstaffel – rasch orten. Mit der Seilwinde wurden die Deutschen schließlich aus ihrer misslichen Lage geborgen, RK-2-Pilot Christian Brunnlechner flog sie ins nahe Krankenhaus Reutte. Die Verletzungen waren eher leicht, denn offenbar konnten die Jugendlichen das Spital bereits wieder verlassen. Rucksack hatten sie laut Brunnlechner beim Ausfliegen keinen dabei ...
Burschen blüht saftige Rechnung
Das übermütige Duo muss jetzt tief in die Geldtasche greifen: Neben den Kosten für die Bergretter flattert ihnen auch eine saftige Rechnung des Notarzthelis ins Haus.
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