Mensch ist der Feind

Welche Konsequenzen ein Wilddiebstahl hat

Oberösterreich
16.04.2025 13:00

Wenn Hasenbabys in der Wiese oder im Wald gefunden und mitgenommen werden, ist das streng genommen Wilddiebstahl. Das Aneignungsrecht liegt beim Jäger. Wilddiebstahl wird aber in der Regel nicht angezeigt, dennoch wird in fremdes Recht eingegriffen. Zudem tut man dem Tier nichts Gutes.

Es ist eine vertrackte Situation. Man sieht ein kleines Häschen und denkt, es braucht Hilfe. Erster Trugschluss. „Wir kriegen dauern Junghasen, die pumperlgesund sind“, erzählt Christopher Böck über ein Telefonat mit einer Mitarbeiterin der Auffangstation in Sattledt. Deshalb bittet der Wildbiologe des Landesjagdverbandes, die Tiere auf keinen Fall mitzunehmen. „Wild ist herrenlos, es gehört niemandem. Aber das Aneignungsrecht liegt beim Jäger. Wilddiebstahl wird aber in der Regel nicht angezeigt, aber es geht darum, den Leuten bewusst zu machen, dass sie in fremdes Recht eingreifen. Man ist nicht befugt, das Tier zu nehmen“, so Böck.

Außerdem muss man Wildtiere von Haustieren unterscheiden. Feldhasenjungen werden von ihren Müttern nur einmal pro Tag gesäugt. Und das passiert oft während der Nacht, deshalb ist es nicht außergewöhnlich, die Babys alleine vorzufinden. „Viele meinen es gutzumachen, es ist aber schlecht. Weil Wildtiere aus der mütterlichen Obhut entrissen werden. Ein Wildtier wird nicht zahm, es bleibt ein Wildtier, es würde sich nicht wohlfühlen und erlebt Todesangst, weil der Mensch einfach der Feind ist. Menschen wollen die Natur immer biegen und überall helfen, aber die Natur hat es so eingerichtet, dass viele Tiere verenden. Genau der Feldhase ist so eine Tierart“, so Böck.

Kritik von der Pfotenhilfe
„Immer wieder und auch aktuell bezeichnen Unwissende die Rettung von Hasenbabys in Not als „Wilddiebstahl“ oder „falsch verstandenes Tierschutzverständnis und vermenschlichtes Denken“, ärgert sich Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler. In der Regel brauchen Hasenbabys, die alleine in der Wiese sitzen, zwar keine Hilfe, aber: „Es gibt sehr wohl auch immer wieder Fälle, wo Hasenbabys in Not sind und Hilfe brauchen, sei es, wenn sie von Hunden oder Katzen verschleppt werden oder am Straßenrand oder anderen gefährlichen Orten sitzen oder kurz davor stehen, in Gülle zu ertrinken. Es ist unsere nicht nur gesetzliche, sondern auch moralische Pflicht, diesen Tieren zu helfen. Vorher bei Wildtierauffangstationen, Tierheimen oder Tierärzten telefonisch nachzufragen, ist aber anzuraten, wenn man unsicher ist.“

Was Feldhasen bedroht
In erster Linie setzt dem Feldhasen die intensivierte Landwirtschaft zu: Größere Felder, weniger kleinräumige Strukturen, weniger Versteckmöglichkeiten in Form von Hecken, Ackerrandstreifen bzw. Blühstreifen, Brachen und deren fettreiche Nahrungspflanzen machen dem Osterhasen stark zu schaffen und führen zur Verschlechterung seines Lebensraums. Zudem gefährden die Zunahme von Monokulturen, häufige Mahd und der Einsatz von Dünger und Pestiziden das Überleben des Osterhasen: Diese bedingen geringere Nahrungsvielfalt und reduzieren damit auch die Überlebenschancen der Jungen, da die Muttermilch dadurch weniger fettreich ist.

Auch werden Junghasen oftmals von Mähmaschinen getötet. Extrem nasse und extrem trockene Jahre, die wegen des Klimawandels zunehmen, wirken sich ebenfalls negativ auf das Überleben der Junghasen aus. Durch unverminderten Bodenverbrauch für Siedlungsbau und Gewerbe gehen Lebensräume des Feldhasen teilweise komplett verloren. Dazu kommt, dass wegen der zunehmenden Zerschneidung der Landschaft mit Straßen jährlich rund 20.000 Feldhasen dem Verkehr zum Opfer fallen.

 

Porträt von Krone Oberösterreich
Krone Oberösterreich
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