Was sie in USA will

Giorgia Meloni: Trump-Flüsterin, die keiner hört

Außenpolitik
16.04.2025 14:30

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni trifft am Donnerstag US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus – ein Besuch voller Erwartungen. Doch statt Einfluss in Washington zu gewinnen, zeigt sich vor allem: Ihre Rolle bleibt begrenzt.

Es ist ein Besuch, den viele in Rom mit großen Erwartungen begleiten. Doch der Traum, Meloni könne als „Trump-Flüsterin“ Europa Einfluss in Washington verschaffen, entpuppt sich als Illusion. Der Besuch offenbart vor allem die Grenzen ihres Anspruchs.

Die italienische Premierministerin hat sich in den vergangenen Jahren um ein gutes Verhältnis zu Trump bemüht. Frühe Treffen, der Besuch in Mar-a-Lago, ihre Teilnahme an Trumps Inauguration als einzige Regierungschefin der EU – all das sollte sie zur ersten Ansprechpartnerin Europas für Trumps Amerika machen. Doch Meloni ist keine Präsidentin. Und sie ist eine Frau. In Trumps männlich dominierten Machtwelten ist das ein Nachteil, den sie mit politischem Pragmatismus kaum ausgleichen kann.

Der Trump-Besuch ist mit Kommissionspräsidentin Von der Leyen abgesprochen. (Bild: AFP)
Der Trump-Besuch ist mit Kommissionspräsidentin Von der Leyen abgesprochen.

„Macron redet mit Trump von Präsident zu Präsident, das ist protokollarisch eine andere Liga“, sagt Nino Galetti, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rom. „Das sind zwei Kerle, die beide ein wenig aus demselben Holz geschnitzt sind. Da hat Meloni es schwerer.“

In Frankreich wird ihr Alleingang kritisch gesehen. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betont, dass Handelsfragen in die ausschließliche Zuständigkeit der EU fallen. Laut ihrer Sprecherin gab es jedoch eine vorherige Abstimmung mit Meloni über den Besuch.

Tatsächlich versucht sich Meloni an einem Balanceakt. Einerseits will sie Italiens Wirtschaftsinteressen gegenüber den USA wahren – immerhin gehen zehn Prozent der italienischen Exporte dorthin. Andererseits muss sie ihre Rolle als europäische Regierungschefin wahren. Denn einseitige Vorstöße könnten die Einigkeit Europas in Handelsfragen gefährden – und genau darauf zielt Trump offenbar ab.

„Meloni ist klug genug, um zu wissen, dass Italien nur in der EU Gewicht hat“, sagt Galetti. „Sie wird sich nicht hinstellen und sagen: Ich bin hier nur für Italien. Sie wird betonen, dass sie im Namen von 450 Millionen Europäerinnen und Europäern spricht.“

Gute Beziehungen: Giorgia Meloni und Tech-Milliardär Elon Musk (Bild: AP/Michelle Farsi)
Gute Beziehungen: Giorgia Meloni und Tech-Milliardär Elon Musk

Auch international mehren sich Zweifel an Melonis Rolle als „Trump-Flüsterin“. Dennoch versucht sie, sich diplomatisch in Szene zu setzen. Sie traf Elon Musk, lud US-Senatoren ein. Doch der Eindruck bleibt: Sie dominiert nicht, sondern manövriert. Auch beim Treffen mit Trump am Donnerstag wird sie wohl eher um Verständnis werben als neue Akzente setzen.

Der Besuch in Washington ist nun eine weitere Etappe in einem diplomatischen Dauertest. Meloni will Italien stärker auf der Weltbühne verankern. Doch ihre Mittel sind begrenzt. Die Vision von einer europäischen Premierministerin, die Donald Trump beeinflusst, verliert zunehmend an Strahlkraft. Vieles deutet darauf hin, dass Meloni eher zwischen den Polen USA und EU laviert als gestaltet.

Ob sie dabei auf Dauer ihre Glaubwürdigkeit wahrt, wird sich zeigen. Der Druck aus Europa wächst. Und Donald Trump? Der sieht in Europa keinen Partner, sondern ein Hindernis. Seine Aufmerksamkeit gehört denen, die sich ihm angleichen. Meloni aber bleibt in vielerlei Hinsicht das Gegenteil: eine europäisch vernetzte, moderat auftretende Premierministerin. Vielleicht liegt genau darin ihre eigentliche Rolle.

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