Damian Prus ist Pfarrer im burgenländischen Großhöflein und Müllendorf. Wenn er nicht gerade Rosenkranz betet oder die Sonntagspredigt vorbereitet, schnappt er sich sein Saxofon und verwandelt das Pfarrhaus stimmungsmäßig in einen coolen Jazzclub. Das Porträt.
Wenn am heutigen Gründonnerstag die Kirchenglocken wieder nach Rom fliegen, verstummen in Großhöflein nicht nur die Orgelpfeifen, sondern auch die Saxofon-Klänge, die üblicherweise zu später Stunde aus dem Pfarrhaus dringen. Sobald die Abendmesse gelesen und die Seelsorge-Arbeit für den Tag verrichtet ist, macht Pfarrer Damian Prus (51) nämlich gerne auf Jazzmusiker und gibt sich so wie einst John Coltrane, Charlie Parker und Stan Getz ganz seinem goldenen Blasinstrument hin.
„Bis Karsamstag ist aber Schluss damit. Denn in den nächsten Tagen verzichten Christen in aller Welt aufs Musikhören und Musizieren und nutzen die stille Zeit bis Ostern zur inneren Einkehr“, sagt der Geistliche, der im polnischen Kielce als Sohn eines technischen Direktors und einer Buchhalterin aufwuchs und schon als Teenager wusste, dass er Priester werden will.
Ein Kaplan nahm großen Einfluss auf sein Leben
Den Ausschlag dafür gab damals ein junger Kaplan namens Gregor Ziarnowski, den Prus beim Ministrieren kennenlernte. „Er hat mit uns Burschen Fußball gespielt und eine Kirchenband gegründet, mit der wir sogar bei Festivals auftraten. So entdeckte ich ein Gemeinschaftsgefühl und die Liebe zur Musik und lernte Gitarre, Baritonhorn und Zugposaune“, erzählt er.
Als Ziarnowski als Missionar in den Kongo und nach Frankreich ging, hielt Prus, der nach der Gymnasium-Matura Theologie studierte und 1999 in Polen zum Priester geweiht wurde, mit ihm Kontakt. Auch nach Ziarnowskis Versetzung nach Jois besuchte er ihn immer wieder im Burgenland. Vor 18 Jahren blieb auch er hier hängen. Erst war er Aushilfspfarrer in Jois, Winden, Kaisersteinbruch und Neusiedl am See, später Pfarrer in Kirchfidisch, Mischendorf und Hannersdorf sowie Dekanatsleiter und Dechant in Rechnitz und Eisenstadt.
Hilfreich in der Pandemie
Aber wie kam er zum Saxofon-Spielen? „Das war Zufall“, sagt er und erzählt von einem Pfarrbefähigungskurs in Salzburg, bei dem er einen Priester kennenlernte, der das Instrument bereits beherrschte. Zurück Zuhause kaufte sich Prus selbst ein Saxofon. Wie wertvoll diese Investition war, zeigte sich schon kurz später, als die Corona-Pandemie ausbrach und er wegen der Lockdowns seinen Beruf nicht ausüben konnte.
„Ich bin es gewohnt, unter Menschen zu sein. Plötzlich war ich isoliert und hatte sehr viel Tagesfreizeit. Meine Familie in Polen durfte ich auch nicht besuchen. Das kann sehr depressiv machen. Durch mein Instrument konnte ich der bedrückenden Einsamkeit, Leere und Langeweile aber entgegenwirken und ein neues Hobby entdecken. Dafür bin ich dem Heiligen Geist bis heute dankbar!“ sagt er. Und warum ist er dem Jazz so verfallen? „Weil Jazz wie Mathematik ist – in sich logisch. Man kann aber auch herrlich improvisieren und alle seine Emotionen ausdrücken. Das ist wunderbar“, schwärmt Prus.
Dieser Schmusesong hat es ihm angetan
Inzwischen beherrscht er ein großes Repertoire und trat schon bei Rockmessen und Jamsessions mit der Band der Joseph Haydn Privatschule auf. Seine Lieblingsnummer ist übrigens „Just the two of us“: „Die könnte ich tausendmal am Tag spielen!“ Aber für wen? „Na für meinen Jack Russell-Terrier ’Volvo’ und mich. Er ist der einzige, der mir beim Üben zuhören darf.“
Wer nun neugierig geworden ist, kann sich am Karsamstag in der Nacht entweder vor sein Fenster stellen – da möchte Hochwürden, passend zur österlichen Auferstehung von Jesu Christi, nämlich Leonhard Cohens „Hallelujah“ zum Besten geben. Oder, er geduldet sich noch bis 10. Mai. Da hat Prus beim „Wirtshaussingen“ im Gemeindesaal in Pöttelsdorf nämlich seinen nächsten großen Auftritt.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.