Comeback von Bosch?

Gaseinbruch: Gazprom verkauft nun Haushaltsgeräte

Wirtschaft
16.04.2025 16:21

Durch Lieferstopps und EU-Sanktionen ist das Gasgeschäft der russischen Gazprom eingebrochen. Das Multiunternehmen ist daher gezwungen, seine Exportstrategie zu ändern und investiert nun in eine völlig andere Branche. Überraschung: Zwei Haushaltsgeräte sollen noch heuer produziert werden.

Nachdem Gazprom nach dem Gaskrieg mit Europa fast 60 Prozent seiner Exporte verloren hatte und kein neuer Vertrag mit China abgeschlossen werden konnte, beschloss das Unternehmen mit der Produktion von Haushaltsgeräten für Russen zu beginnen.

Bosch-Comeback in Russland?
Das kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern hat eine Vorgeschichte mit Hintergrund. Der deutsche Hersteller von Haus- und Küchengeräten Bosch hatte im Frühjahr 2022 – nach dem russischen Angriff auf die Ukraine - die Produktion in Russland eingestellt. Ein Jahr später veräußerte das Unternehmen einen Teil seiner Anlagen an die russische Holdinggesellschaft S8 Capital. Die beiden wichtigsten Werke bei St. Petersburg blieben jedoch im Besitz der Bosch-Gruppe.

Im April 2024 wurden diese Werke per Erlass von Russlands Präsidenten Wladimir Putin unter die vorläufige Verwaltung der Gazprom-Tochter Gazprom Bytovye Sistemy (Deutsch: Gazprom Haushaltsgeräte) gestellt – eine Maßnahme, die faktisch einer Enteignung gleichkommt, auch wenn die Eigentumsrechte formal bei Bosch verblieben.

Jetzt wird deutlich: Die Produktion von Bosch-Haushaltsgeräten in Russland könnte 2025 wieder anlaufen. Laut der russischen Wirtschaftszeitung „Kommersant“ bereitet die Gazprom-Tochter den Neustart der Werke in Strelna bei St. Petersburg vor. Geplant ist die Herstellung von Kühlschränken und Waschmaschinen – möglicherweise erneut unter dem etablierten deutschen Markennamen.

Der deutsche Hersteller von Haus- und Küchengeräten Bosch hatte im Frühjahr 2022 – nach dem russischen Angriff auf die Ukraine – die Produktion in Russland eingestellt. (Bild: stocj.adobe.com/Tikhonova Vera Algeba)
Der deutsche Hersteller von Haus- und Küchengeräten Bosch hatte im Frühjahr 2022 – nach dem russischen Angriff auf die Ukraine – die Produktion in Russland eingestellt.

Die Vorbereitungen laufen bereits, wie auch die „Berliner Zeitung“ bereits berichtete. Die vollständige Wiederaufnahme der Produktion ist für Sommer geplant. Bis 2035 soll die Kapazität schrittweise steigen.

Russische Eigenmarken chancenlos
Die von „Kommersant“ befragten russischen Branchenexperten betonten, dass die Produktion nur dann wirtschaftlich tragfähig wäre, wenn die Geräte weiterhin unter dem Markennamen Bosch verkauft würden. Zwar ist Gazprom bereits mit eigenen Marken wie Darina am Markt vertreten und hat 2024 erste Testproduktionen unter eigenem Label angestoßen – doch gegen etablierte Player wie LG, Samsung oder Haier hätte ein neuer russischer Markenname kaum Chancen. Bosch-Produkte werden aber weiterhin über sogenannte Parallelimporte nach Russland importiert – und erfreuen sich dort nach wie vor großer Beliebtheit.

Nach Einschätzung von Branchenanalysten könnte die Reaktivierung der Werke allerdings Investitionen zwischen 20 und 50 Millionen US-Dollar erfordern – unter anderem für neue Pressformen, Softwarelizenzen und Automatisierungstechnik. Bosch hatte nach dem Rückzug auch die Lizenzen für die Produktionssoftware entzogen, was ein umfassendes Re-Engineering notwendig macht.

Rechtliche Hürden
Die Nutzung des Markennamens Bosch durch die Gazprom-Tochter könnte auch rechtlich problematisch werden. Obwohl die operative Kontrolle über die Werke durch den Präsidialerlass beim russischen Unternehmen liegt, verbleiben die Markenrechte weiterhin bei der deutschen Robert Bosch GmbH. 

Bosch selbst, betonte gegenüber der „Krone“, dass man keine keine operativen Geschäftsbeziehungen mehr mit Russland pflegt. Auch liefere das Unternehmen keine Produkte oder Komponenten mehr nach Russland: „Alle unsere Einheiten und Mitarbeiter weltweit sind angewiesen, keine Geschäfte mit Russland zu tätigen. Wir planen auch nicht, dies zu ändern“, so ein Sprecher.

Am Fertigungsstandort für Hausgeräte in St. Petersburg ruhe die Produktion bereits seit März 2022. Für diesen Standort wurde per Präsidialdekret der Verwalter Gazprom Household Systems eingesetzt. Diese Zwangsverwaltung erfolgt unabhängig und nicht in Absprache mit Bosch: „Das heißt, wir haben hier keinen Einfluss.“

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