Eineinhalb Jahrzehnte lang soll ein 48-Jähriger ohne Diplom an Schulen in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien unterrichtet haben. Als er seine Geldtasche verlor und diese bei der Polizei landete, flog der Schwindel auf. Am Donnerstag wurde er am Landesgericht Linz zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt.
Etwa 15 Jahre lang soll ein 48-Jähriger aus Steyr an Schulen in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien unterrichtet haben. Das Problem: Sein Diplom war gefälscht. Deswegen musste er sich am Donnerstag am Landesgericht Linz wegen Urkundenfälschung verantworten.
Im Juni 2010 hatte der Steyrer erstmals das gefälschte Diplom der Pädagogischen Hochschule Linz beim Stadtschulrat in Wien verwendet. 2017 und 2020 hatte er das falsche Dokument dann bei Stellenwechseln wieder hergezeigt. Im Jahr 2024, kurz vor Ablauf der fünfjährigen Verjährungsfrist, sei der Betrug dann aufgrund eines fast unglaublichen Zufalls aufgeflogen.
Polizeiausweis gab Anstoß
„Ich habe meine Geldtasche nie gebraucht, immer nur mit dem Handy bezahlt“, so der Lehrer. Im Sommer 2024 habe er seine Geldbörse dann an einer Tankstelle verloren. Als diese bei der Polizei landete, stach den Beamten ein – zwar lachhaft schlecht gemachter, aber dennoch gefälschter – Polizeiausweis ins Auge.
„Bei den Fragen zu seinem Werdegang hat er sich so in Widersprüche verstrickt, dass die Beamten hellhörig geworden sind und bei den Stellen nachgefragt haben, die die Zeugnisse ausgestellt haben“, so Staatsanwältin Ulrike Breiteneder im Vorfeld der Verhandlung. Das Verfahren wegen des Polizeiausweises sei eingestellt worden, weil er nur für eine Faschingsfeier erstellt worden war – es hatte sich um einen beklebten Skipass gehandelt.
Täuschung, wie im Film
Angefangen habe schließlich alles, als er eine Frau kennengelernt hatte, die leidenschaftliche Pädagogin war. Sie habe ihm – in der Annahme, dass er einen Abschluss in der Tasche hat – eine Lehrstelle besorgt. „Es war, wie wenn man jahrelang für etwas kämpft, und plötzlich gehen alle Türen von selber auf“, so der 48-Jährige. So nahm die Täuschung, die erst 15 Jahre später abrupt zu Ende ging, ihren Lauf.
Studium fast abgeschlossen
Dass der Schwindel nicht schneller aufgeflogen war, liegt wohl daran, dass der geborene Linzer tatsächlich sieben Semester an der Pädagogischen Hochschule absolviert hatte. Auch Vorgesetzte, Kollegen, Schüler und Eltern hätten dem Steyrer nur positiv wahrgenommen, wie aus im Prozess vorgebrachten Beurteilungen und Elternfeedbackbögen hervorging. Aber: „Im siebten Semester hätte ich ein Praktikum wiederholen müssen, weil mir zuvor Deutschstunden gefehlt hätten. Das habe ich nicht eingesehen, und mich stattdessen auf meine letzten ausstehenden Prüfungen konzentriert“, so der Fake-Lehrer. Weil die nicht absolvierten Praktika mit „Nicht Genügend“ bewertet wurden, sei er am Ende des Semesters prompt exmatrikuliert worden.
Am Ende des Prozesses dann das Urteil: Die Richterin gab ihm keine Diversion, sondern verurteilte den 48-Jährigen zu drei Monaten bedingter Haftstrafe. "Bei aller Sympathie für ihre Person muss man dennoch objektiv sehen, dass über einen langen Zeitraum immer wieder Straftaten gesetzt wurden", betonte der Staatsanwalt zuvor. Auch die Richterin meinte: "Es spielt für die Strafe keine Rolle, ob sie ein guter oder beliebter Lehrer waren. "Das Urteil ist rechtskräftig.
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