Wer suchet, der findet

„Ostereier“ im Auto: Was da alles zu entdecken ist

Motor
20.04.2025 06:01

Auto-Entwickler sind (manchmal) humorvolle Menschen. Den Beweis kann man in ihren Fahrzeugen finden, wenn man nur richtig hinschaut. Nicht nur zur Osterzeit. Aber auch.

Ostereier findet man nicht nur im Garten – auch im eigenen Auto könnten sie versteckt sein. Denn immer wieder gelingt es Designern und Entwicklern, kleine Gags und Sonderfunktionen – im Fachjargon Easter Eggs genannt – an den Controlling-Instanzen der Unternehmen vorbei ins Fahrzeug zu schmuggeln. Zur eigenen diebischen Freude, und häufig auch zur Freude des Kunden.

Kleiner Hai immer dabei
Zu den bekanntesten versteckten Gags zählt der Hai im Handschuhfach bei Opel. Heute ist er bei diversen Modellen zu finden – in besonders hoher Zahl etwa im erst wenige Monate alten Kompakt-SUV Grandland. Seine Geburt feierte der ikonische Fisch allerdings schon vor rund 20 Jahren im Kleinwagen Corsa. Zunächst allerdings im Geheimen: Denn der Meeresräuber bliebt erst einmal einem Großteil der Corsa-Fahrer verborgen. „Erfunden” hatte den Raubfisch der damalige Opel-Designer Dietmar Finger. Und das eher zufällig, als er an der Außenwand des Handschuhfachs arbeitete. Die nötigen Stabilisierungs-Rippen aus Kunststoff erinnerten seinen zufällig auf das Blatt blickenden Sohn an einen Hai – fertig war die Idee. Chefdesigner Niels Loeb nickte den Gag ab und das Fischfach lief millionenfach vom Band. Irgendwann fiel das seltsame Muster den ersten Kunden auf. Positiv.

Noch heute verlassen daher alle Corsa mit einem Hai an Bord das Opel-Werk. Und mittlerweile auch andere Modelle der Marke mit dem Blitz, denn der Fisch ist bei Opel längst zum Running Gag geworden. Unter anderem findet er sich unter Gummimatten in der Ablage, an Becherhaltern oder unter dem Gehäuse der Rückfahrkamera. Den humorvollen Handschuhfach-Entwickler wird es freuen. Er hat sein Ziel erreicht, wie vor ihm viele seiner Vorbilder.

(Bild: Opel)

Easter Eggs eine Tradition in der Software-Entwicklung
Die Ursprünge der modernen Easter Eggs liegen in der Software-Entwicklung. In den achtziger Jahren wurden PC-Spiele wie am Fließband produziert, von öffentlich unbekannten Entwicklern. Ihre Namen tauchten weder auf der Verpackung noch im Vor- oder Nachspann auf. Darum begannen sie, eigene Spuren in das Spiel zu schmuggeln: Namen, Fotos oder andere Verweise auf ihre Person. Sichtbar wurden diese nur, wenn Spieler zufällig bestimmte Tastenkombinationen drückten oder ein verstecktes Rätsel lösten. Über die Zeit entwickelten sich mannigfache Varianten von mehr oder weniger verborgenen Easter Eggs. Aber auch schon lange vorher war das geheime Spurenlegen populär, man denke nur an die versteckten Selbstbildnisse, die Michelangelo in seine Werke montiert haben soll.

Easter Eggs bei vielen Herstellern
Automobildesigner saugen aus beruflichen Gründen Einflüsse aus allen möglichen Quellen auf. Kein Wunder, dass sie auch auf die Easter-Egg-Phänomen stießen. Vor allem aus den vergangenen zehn bis 15 Jahren lassen sich zahllose Beispiele finden. Etwa beim Elektroauto Renault Zoe. Wer sich die Griffe der Fondtüren genau anschaut, entdeckt ein Fingerabdruck-Muster, das vom Daumen des Zoe-Designers Jean Sémériva stammt.

Leichter, nämlich schon von Weitem, lässt sich der Design-Gag des BMW Z4 der ersten Generation entdecken. Bei Roadster und Coupé bilden die Kanten und Linien an der Karosserieflanke ein stilisiertes Z. Mit ausreichend Fantasie lässt sich sogar noch eine 4 vor dem hinteren Radhaus entdecken.

Es braucht ein bisschen Phantasie beim BMW Z4. (Bild: BMW)
Es braucht ein bisschen Phantasie beim BMW Z4.

Spaß an Easter Eggs haben auch die Designer von General Motors. Die GM-Tochter Jeep versteckt an einigen Modellen die Zeichnung eines kleinen Offroaders in den schwarzen Umrahmungen der Heckscheibe. Und bei der Corvette machten sich die Entwickler den Spaß, in einigen Versionen des Sportwagens ein Bild des inoffiziellen Maskottchens Jake – einem stilisierten Totenkopf – zu verstecken. Zum Beispiel in den Falzen und Lufteinlässen auf der Motorhaube.

Da fährt er, der kleine Willys Jeep. (Bild: SP-X)
Da fährt er, der kleine Willys Jeep.

Bei Ford wiederum bilden Elemente im Scheinwerfergehäuse des Supersportwagens GT die Ziffer 100, eine Hommage an die Premiere des Coupés zum 100. Firmenjubiläum im Jahr 2003.

Ford GT (Bild: Ford)
Ford GT

Auch bei weniger seltenen oder exklusiven Modellen lohnt das Eiersuchen. So versteckt sich in den hinteren Seitenfenstern des gerade erneuerten VW Tiguan eine Erklärung für den seltsamen Namen des SUV-Bestsellers. Wer genau hinsieht, erkennt dort neben dem Glas-Typenschild auf der einen Fahrzeugseite einen gezeichneten Tig-er, auf der anderen einen Leg-uan. Einer steht für Stärke, der andere für Bodenhaftung – so will es die Marketingerzählung der Wolfsburger.

Der Leguan am Tiguan (Bild: Volkswagen)
Der Leguan am Tiguan

Wofür die freundliche Spinne steht, die Volvo in der Armlehne im Fond des Familien-Crossovers XC90 platziert, ist hingegen nicht bekannt. Das Krabbeltier im Cartoon-Stil ist ähnlich wie der Opel-Hai aus den Strukturerfordernissen von Kunststoffteilen entstanden – in diesem Fall erinnerte ihre Anordnung den zuständigen Designer offenbar an ein Spinnennetz. Auch eine Bewohnerin darin zu platzieren, war so gesehen logisch.

Noch eine Spur unappetitlicher als der Achtbeiner in seinem Klebe-Gehänge ist möglicherweise eines der Ostereier bei Tesla. Die E-Automarke verlagert ihre Gags gerne in die Software, wo sich hinter dem Namen „Emission Testing Mode“ ein digitales Furzkissen verbirgt. Nutzer können verschiedene Klangfarben des Darmwinds einstellen und die Art der Aktivierung bestimmen - und ihn etwa bei Betätigung des Blinkers digital entweichen lassen. Bro-Humor im Stile von Elon Musk, der nicht unbedingt besonders erwachsen, aber immerhin originell war, als man den Milliardär noch für einen mehr oder weniger harmlosen Nerd halten konnte.

Versteckte, „verbotene“ Launch Control
Weniger um Schüler-Witze oder individuelle Eitelkeiten von Designern dreht es sich allerdings beim Osterei des BMW M3 E46. In der zwischen 2000 und 2006 gebauten Generation des Mittelklasse-Sportlers hatten die Techniker eine Rennstart-Funktion versteckt. Sie ermöglichte trotz Automatikgetriebes den Kavalierstart mit qualmenden Reifen, ein begehrtes Feature bei der Klientel derartig motorisierter Autos. Wer den Schleuderschutz ESP deaktiviert, das Schaltprogramm 6 des Getriebes wählt und den Gangwahlhebel gedrückt hält, kann den Motor im Stand bis 5000 Touren drehen lassen. Nimmt er dann die Hand vom Schaltknauf, macht der Wagen einen Sprung nach vorne und beschleunigt mit maximaler Kraft.

BMW M3 E46 (Bild: BMW)
BMW M3 E46

Im Handbuch tauchte die Funktion zunächst nicht auf. Aus gutem Grund, denn sie belastet das Getriebe stark. Dokumentierte die Bordelektronik zu viele derartige Starts, zog BMW bei notwendig gewordenen Reparaturen angeblich auch schon mal die Fahrzeuggarantie ein. In den USA war die Funktion daher ab Werk gar nicht an Bord. Kunden mussten zum Händler und sich ein inoffizielles Software-Upgrade holen. Heute sind zahlreiche Sportwagen ganz offiziell mit derartigen Race-Start- oder Launch-Control-Funktionen ausgestattet.

Die Liste von Easter Eggs ließe sich nahezu endlos fortsetzen. Und sie wird in den kommenden Jahren wohl noch länger werden. Denn die modernen Infotainment-Systeme mit ihren Apps und Online-Anschlüssen drängen sich für das Verstecken von Sonderfunktionen und kleinen Witzchen förmlich auf.

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(Bild: KMM)
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