Bereuen ihr Schweigen

Palästinenser erheben sich gegen Terror-Hamas

Ausland
16.04.2025 19:15

Tausende Palästinenser haben im nördlichen Gazastreifen gegen die islamistische Hamas und den Krieg gegen Israel protestiert.  Augenzeugen sprachen von einer der größten Protestaktionen seit Jahren in dem Küstenstreifen. Demonstranten bereuten dabei ihr bisheriges Schweigen gegen die Terrororganisation.

Menschen aller Altersgruppen schlossen sich der Kundgebung in Beit Lahia an, darunter Alte und Kinder. Die Demonstranten hielten Schilder mit der Aufschrift „Stoppt die Aggression“, „Wir wollen in Freiheit leben“ und „Nein zum Terror, ja zum Frieden“ in die Höhe. Andere hissten weiße Flaggen und forderten ein Ende des Kriegs, der seit mehr als eineinhalb Jahren im Gazastreifen tobt.

Einige Teilnehmer des Protests forderten eine nationale Einheit der Palästinenser und eine neue palästinensische Führung. Andere forderten internationalen Schutz für Zivilisten in Gaza und ein Ende der Blockade, die den Gazastreifen von Hilfsgütern abgeschnitten hat.

„Wir haben einen Fehler gemacht, indem wir geschwiegen haben“, sagte Abu Mahmud, ein pensionierter Ingenieur. „Aber der Krieg hat alles verändert.“ Es sei nun an der Zeit, die Stimmen zu erheben.

Weite Teile der Enklave wurden dem Erdboden gleich gemacht. (Bild: AFP/Bashar TALEB)
Weite Teile der Enklave wurden dem Erdboden gleich gemacht.

Deutliche Kritik an Hamas-Führung
Der 41-jährige Mohammed sagte: „Dies ist nicht nur ein Protest, dies ist ein Hilferuf Tausender Menschen. Wir sind es leid, dass die Hamas in unserem Namen spricht, während wir unsere Kinder begraben. Wir wollen Frieden. Wir wollen ein Leben.“

Einwohner berichteten, es seien Hamas-nahe Kräfte in zivil zu sehen gewesen, diese hätten aber vorerst nicht eingegriffen. „Sie können nicht alle festnehmen“, sagte Samid, ein junger Mann, der sich mit Freunden den Protesten angeschlossen hat. „Dies ist anders als vorher, es sind jetzt zu viele Menschen.“ Die Leute hätten keine Angst mehr. „Wir haben schon alles verloren.“ Mustafa, ein anderer Demonstrant, sprach von einem Warnsignal an die Hamas, „das nicht mehr ignoriert werden kann“.

Neues Video von israelischer Geisel veröffentlicht
Die Gruppierung Palästinensischer Islamischer Jihad (PIJ) veröffentlichte indes ein neues Video von einer israelischen Geisel. Der 21-jährige Rom Braslavski aus Jerusalem fleht in der Aufnahme um seine Freilassung, während er sich verzweifelt am Bauch kratzt und offenbar unter einem starken Juckreiz leidet. „Ich weiß nicht, was das für eine Krankheit ist“, sagt er und ruft: „Genug, genug!“

„Hol mich hier raus“, sagt Braslavski an die Adresse des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu gerichtet. Der junge Mann war am 7. Oktober 2023 von palästinensischen Terroristen von dem Nova-Musikfestival entführt worden, wo er als Wächter arbeitete. Seine Familie stimmte der Veröffentlichung einer gekürzten Version des Videos zu. Unter welchen Umständen es aufgenommen wurde, ist unklar.

Nach israelischen Informationen werden derzeit noch 24 Geiseln sowie 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen festgehalten. Nach einer rund zweimonatigen Waffenruhe hatte Israels Armee ihre massiven Angriffe Mitte März wieder aufgenommen, nachdem keine Einigung mit der Hamas auf eine Verlängerung erzielt worden war. Angehörige von Geiseln werfen Netanyahu vor, das Leben ihrer Liebsten mit dem Militäreinsatz in Gefahr zu bringen.

Israel will Kontrolle behalten
UNO-Angaben zufolge kontrolliert Israel derzeit rund zwei Drittel des abgeriegelten Küstengebiets. Verteidigungsminister Israel Katz sagte am Mittwoch, dass die Armee dauerhaft die Kontrolle in den eroberten Gebieten behalten werde. Dies gelte auch im Libanon und Syrien. Katz reagierte damit auf die Forderung der Hamas, wonach sich Israel im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln aus dem Gazastreifen zurückziehen solle.

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