Cooler Shooting Brake
Renault Emblème: Öko – auf die Spitze getrieben
Die Studie Emblème ist Renaults nachhaltigstes Auto. Leider geht der schicke Shooting Brake nicht in Serie, zeigt aber, dass mit innovativen Ideen der CO2-Ausstoß über den Lebenszyklus um bis zu 90 Prozent gesenkt werden kann.
Autofahren muss keinen negativen Einfluss auf die Umwelt haben. Das zumindest ist das Wunschdenken der Hersteller. Doch bislang leben wir mit dem Gegenteil, verbrauchen bei Produktion, Materialien und Nutzung des Autos riesige Mengen an fossilen Ressourcen, im Ursprung meist Erdöl. Man spricht von CO2-Footprint, unserem ökologischen Fußabdruck.
Dass es sauberer und nachhaltiger gehen kann, will Renault mit dem Emblème zeigen, einem 4,80 Meter langen Shooting Brake. Die Franzosen präsentierten das Concept Car vorigen Herbst auf dem Pariser Salon und geben nun einen etwas tieferen Einblick in die Materie. 2020, kurz nach dem Beginn der Corona-Pandemie, fingen die Designer, Entwickler und Ingenieure an, das Auto insgesamt neu zu denken, in all seinen Facetten. Denn schon 2035 will man - zumindest in Europa – klimaneutral sein. Der Emblème soll die Richtung vorgeben.
Augenfälligstes Merkmal: Es ist kein SUV!
Die effizientere Lösung bietet hier, bei ähnlicher Praktikabilität, eine flachere Karosserie mit langem Dach, der besseren Aerodynamik wegen. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass zur Strömungsoptimierung statt der Seitenspiegel kleine Kameras an den vorderen Kotflügeln den Blick nach hinten übernehmen. Von hinten überträgt eine Linse das Geschehen auf den Innenspiegel, eine Heckscheibe gibt es nicht. Sie wäre ohnehin viel zu flach und durch Kopfstützen oder Passagiere zum größten Teil verdeckt. 22 Zoll große Räder mit abgedeckten Speichen sollen weitere aerodynamische Vorteile bringen.
Mit Batterie und Wasserstoff
Um 90 Prozent will Renault mit dem Emblème den CO2-Austoß gegenüber einem Captur des Baujahrs 2019 senken. Dessen Emissionen liegen über den Lebenszyklus hinweg bei rund 50 Tonnen. Hier sollen lediglich fünf Tonnen unterm Strich stehen, langfristig sogar null Tonnen. Gestellt wird dafür an allen Hebeln, sei es in der Produktion, bei der Technik, beim Gewicht, der Batterie, den Werkstoffen, ja sogar der Energiemix aus dem öffentlichen Netz wird eingerechnet. Und da der Emblème während seiner Nutzung keinerlei Abgase in die Umwelt pusten soll, wählten die Ingenieure einen sehr speziellen Antrieb: einen Mix aus Batterie und Brennstoffzelle.
Eine ausschließliche BEV-Lösung kam nicht infrage, da eine große Batterie einen zu großen CO2-Rucksack mit sich schleppt, was schlecht für die Bilanz ist. Gleichzeitig aber soll die Reichweite nicht leiden, schließlich wurde der Emblème als Familienauto konzipiert, mit dem auch mal in den Urlaub gefahren werden kann. So bot sich als weitere Energiequelle „grüner“ Wasserstoff an. Er versorgt eine Brennstoffzelle. Sie wiederum produziert Strom für den Elektromotor. „So lassen sich mit zwei kurzen Tankstopps gut 1000 Kilometer zurücklegen“, sagt Projektmanager Pascal Tribotté. Mit der Batterie allein schafft der Emblème 300, auf der Autobahn etwa 200 Kilometer.
Materialien: Weniger ist mehr
Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist auch beim Innenraum ein wichtiges Thema. Angestrebt wird eine Mono-Material-Kultur, heißt: Keine Mischbauweise, die den Recycling-Prozess erschwert, verteuert oder gar unmöglich macht. Zum Einsatz kommen nicht nur Recycling-Produkte aus Plastikflaschen, Fischernetzen oder Stoffresten, sondern auch naturbasierte Materialien wie Flachs und Ananasblätter. Und wenn es unbedingt Kunststoff sein muss, dann eben nur sortenreiner Polyester. Verbannt wurde zudem Kleber. So lassen sich später Bauteile einfacher wieder trennen. Fast alle Materialien sollen nach Lebensende wiederverwertbar sein.
Die Vision eines komplett nachhaltigen Autos kann Renault jedoch nicht alleine umsetzen. Mitziehen müssen sämtliche Lieferanten und Partnerunternehmen, am besten schon bei der Rohstoffgewinnung angefangen. Nur wenn jedes Bauteil für sich bereits CO2-frei hergestellt worden ist, macht das ganze Spiel überhaupt Sinn. Ein Grund auch, warum Renault sich beim Emblème für einen Karosseriemix aus Stahl und Aluminium entschieden hat. Beide Werkstoffe sind unendlich oft recycelbar und können mit grünem Strom/Wasserstoff hergestellt werden.
Viele dürften bedauern, dass ein so nachhaltig gedachtes Auto, zumal in solch einer schicken Shooting-Brake-Form, nicht in zwei oder drei Jahren im Showroom steht. Immerhin: Die Renault-Strategen versprechen, zumindest diverse Komponenten, Materialien oder Design-Ideen schon bald in andere Serienfahrzeuge fließen zu lassen. Welche Modelle dies sein werden, wollten die Franzosen bei der Vorstellung aber noch nicht verraten.
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