Wenn zu Ostern die Kirchenglocken nach Rom fliegen, stehen in vielen Salzburger Orten Kinder mit ihren hölzernen „Instrumenten“ bereit. In Rauris scheppert es am Turm ordentlich.
Und plötzlich wird es still rund um die Kirche: Der Überlieferung nach fliegen die Glocken am Gründonnerstag nach Rom. Dann braucht es einen würdigen Ersatz. Handy oder KI übernehmen das nicht. Vielerorts stehen Kinder mit ihren nostalgischen Holzratschen parat und greifen mit aller Kraft in die Kurbeln. Bis dann das charakteristische Klappergeräusch schon von weitem zu hören ist.
In Rauris ersetzen Pfarrer Franz Wenninger und seine Ministranten das Glockengeläut. Dann scheppert es ordentlich. „Wir gehen nicht im Dorf von Haus zu Haus, sondern machen das schon seit Jahren oben am Kirchturm“, erzählt der Geistliche, dass uralte Kastenratschen für den österlichen Brauch bereitstehen. Wenninger: „Für die Kinder ist es eine große Freude. Das ist schön mitanzusehen.“
Wir haben in Rauris oben am Turm alte Kastenratschen, die perfekt in alle Richtungen zu hören sind. Die Kinder haben sehr viel Freude dabei. Es ist einfach schön, wenn Traditionen weiterleben.
Pfarrer Franz Wenninger, Rauris
Bild: Roland Hölzl
Am Gründonnerstag flogen in Rauris nicht nur die Glocken davon, der Föhnsturm wirbelte auch die Haare der Ministranten ordentlich durch die Luft. Dreimal täglich betätigen die Kinder am Freitag und Samstag die Ratschen, bis die Glocken wieder zurück sind.
Wo der österliche Brauch überall gelebt wird
Der Osterbrauch geht bis auf das 6. Jahrhundert zurück. In vielen Lungauer Gemeinden gehen seit Generationen Gruppen von Haus zu Haus. Auch im Flachgau ist das Lärmen mit den Ratschen weit verbreitet. Und in einigen Gemeinden lebt die Tradition auch neu auf. In Stuhlfelden will Mesnerin Brigitte Enzinger an alte Zeiten anknüpfen: „Es ist schade, dass sich der Brauch verloren hat.“ Sie wird die Kastenratsche am Fuße des Turms bedienen.
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