Superintendent Rehner

„Heute beweist Gott, dass er mit uns leidet“

Steiermark
18.04.2025 06:00

Der Karfreitag ist einer der höchsten Feiertage der Christen, aber als gesetzlicher Feiertag wurde er 2019 gestrichen. Seitdem kämpft die evangelische Kirche auch in der Steiermark um dessen Wiedereinführung: Superintendent Wolfgang Rehner im Gespräch über Volksbegehren, Kirchenaustritte und eine mögliche Bischöfin.

Herr Superintendent Wolfgang Rehner, welche besondere Bedeutung hat der Karfreitag für die evangelische Kirche?
In Österreich gibt es die Wahrnehmung, dass der Karfreitag ein speziell evangelischer Feiertag ist. Als die Evangelischen einst die Gleichberechtigung in Österreich bekamen, wurde ihnen ein eigener Feiertag angeboten – und sie wählten den Karfreitag, der zu dem Zeitpunkt kein Feiertag war. Als er dann 2019 gestrichen wurde, rückte er als speziell evangelisch wieder in den Fokus. Aber auch in der katholischen Kirche ist er ein sogenannter Feiertag ersten Ranges, also gibt es von der Bedeutung eigentlich keinen so großen Unterschied, nur die konkrete Ausgestaltung sieht bei uns anders aus.

Wie denn?
Im evangelischen Bereich etwa wird das Fasten nicht mehr wirklich gepflegt und nachdem der Karfreitag als Feiertag gilt, wird auch ein Feiertagsessen hergerichtet. In evangelischen Gebieten im oberen Ennstal etwa gibt es das Karfreitagsbratl.

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Wir dürfen – plump gesagt - nicht zum Weltmeister darin werden, Fragen zu beantworten, die keiner mehr stellt.

Superintendent Wolfgang Rehner

Es gibt ein Volksbegehren, dass der Karfreitag wieder ein Feiertag werden soll. Wie stehen die Chancen?
Es gab gute Gespräche und die Dreierkoalition hat Verständnis für unser Anliegen, aber es wurde nichts im Regierungsprogramm festgeschrieben. Daher wird man abwarten müssen, was realpolitisch möglich ist.

Wie schaut es mit der Entwicklung der Kirchenmitglieder in der Steiermark aus?
Das Schrumpfen der evangelischen Kirche läuft in etwa im gleichen Ausmaß wie bei der katholischen Kirche. Das hat einerseits mit dem demografischen Wandel zu tun, aber auch mit der Gesamtstimmung in der Bevölkerung – beides können wir nicht ändern. Was wir ändern können, ist die Art und Weise, wie wir unsere bestehenden Mitglieder abholen. Aktuell erreichen wir mit dem klassischen Angebot wie den Sonntagsmessen nur 20 Prozent. Da müssen wir besser auf die Lebensrealitäten eingehen. Wir dürfen plump gesagt nicht zum Weltmeister darin werden, Fragen zu beantworten, die keiner mehr stellt.

Cornelia Richter könnte im Mai die erste Bischöfin Österreichs werden. (Bild: G. Born)
Cornelia Richter könnte im Mai die erste Bischöfin Österreichs werden.

Wie wichtig ist es da etwa als Symbol, dass mit Cornelia Richter eine Frau für das österreichische Bischofsamt nominiert wurde?
Grundsätzlich sind Frauen in der evangelischen Kirche ja schon länger gleichberechtigt, aber in die höchsten Ämter haben es noch nicht so viele geschafft – also wäre es schön, wenn das gelingt. Viel wichtiger aber ist: Cornelia Richter ist eine Person, die viele Strömungen in unserer Kirche vertreten und vereinen kann.

Mit welchem Gefühl gehen Sie in den Karfreitag?
Karfreitag ist der Tag des Leidens und aktuell gibt es ja viel Leiden in der Welt – und es rückt uns auch immer näher. Obwohl wir in Mitteleuropa in einer ausnehmend privilegierten Situation leben. Für mich persönlich ist Karfreitag vor allem ein Tag, an dem Gott zeigt, dass er bereit ist, mit dieser Welt zu leiden, als einer von uns. Er zeigt seine Liebe im Mitleid. Diesen Gedanken sollten wir uns öfter vor Augen führen – und leben!

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