Der ukrainische Präsident ist aktuell nicht gut auf die USA zu sprechen. Wolodymyr Selenskyj hat vor allem ein Problem mit Donald Trumps Golf-Spezi Steve Witkoff. Kiew wirft dem US-Sondergesandten vor, im Sinne Wladimir Putins zu verhandeln.
„Ich glaube, Herr Witkoff hat die Strategie der russischen Seite übernommen“, das sei sehr gefährlich. „Er verbreitet russische Narrative, ich weiß nicht, ob bewusst oder unbewusst.“ Am Donnerstag beriet Witkoff gemeinsam mit US-Außenminister Marco Rubio in Paris mit ranghohen Vertretern Europas und der Ukraine in Paris.
In der französischen Hauptstadt wurde über Wege zur Beendigung des Krieges in der Ukraine beraten. Donnerstagabend stieß auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu den Gesprächen. Neben den USA, Frankreich und der Ukraine waren auch Vertreter Deutschlands und Großbritanniens bei den Gesprächen mit dabei. Élysée-Kreise sprachen im Anschluss von einem „exzellenten Austausch“.
Witkoff, der den Élysée-Palast mit Trumps Golfclub in Mar-a-Lago verglich, fiel in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mit Lobliedern auf Kremlchef Wladimir Putin auf. Selbst nachdem Russland zivile Gebäude in der Ukraine bombardiert hatte, nahm er den Diktator in Schutz. Dieser hätte „ehrliches Interesse“ an einem Frieden, bekräftigte Trumps Golf-Kumpel wiederholt.
US-Sondergesandter sorgt mit Aussagen für Wirbel
Witkoff hatte Putin am vergangenen Freitag bereits zum dritten Mal getroffen. Zur Begrüßung fasste er sich an sein Herz, was für breite Kritik sorgte. Den Kremlchef bezeichnete er bereits zuvor als „Freund“ (siehe Tweet oben). Nach der Zusammenkunft erklärte er, dass eine Waffenruhe in der Ukraine von einer Einigung über die „sogenannten fünf Territorien“ abhänge.
Er bezog sich auf die ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja, Cherson und die Halbinsel Krim, deren Annexion Russland reklamiert, wenngleich die russische Armee nur die Krim vollständig kontrolliert. Der Kreml verlangt für eine mögliche Waffenruhe die Anerkennung der annektierten Gebiete, was die Ukraine jedoch ablehnt.
Witkoff ließ in der jüngsten Vergangenheit ausrichten, dass „die Menschen“ in diesen Gebieten Russisch sprechen würden und unter der Herrschaft des Kremls leben wollten. Dabei bezog er sich auf das umstrittene Referendum in der Ostukraine aus dem Jahr 2014, das von russischen Separatisten organisiert wurde. Wahlbeobachter kritisierten schon damals, dass die Menschen unter vorgehaltener Waffe wählen mussten.
Selenskyj kritisierte Witkoffs Aussagen über die umkämpften Gebiete. „In meinen Augen hat er kein Mandat, um über ukrainische Territorien zu diskutieren“, sagte der ukrainische Präsident. Die Gebiete gehörten dem ukrainischen Volk. „Deshalb verstehe ich überhaupt nicht, worüber er redet.“
Das Verhältnis zwischen Trump und Selenskyj ist seit Längerem zerrüttet. Ende Februar kam es bei einem Besuch Selenskyjs in Washington vor laufenden Kameras zu einem Eklat im Weißen Haus, bei dem Trump und sein Vizepräsident JD Vance Selenskyj unter anderem mangelnde „Dankbarkeit“ vorwarfen.
US-Präsident kein „Fan“ von Selenskyj
Trump machte Selenskyj zuletzt direkt für den Krieg in der Ukraine verantwortlich. Am Donnerstag ruderte er während eines Treffens mit der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni etwas zurück. „Ich mache Selenskyj nicht verantwortlich, aber ich bin nicht gerade begeistert davon, dass dieser Krieg begonnen hat“, sagte der Republikaner. „Ich mache ihm keine Vorwürfe, aber ich sage nur, dass ich nicht sagen würde, dass er die beste Arbeit geleistet hat. Okay? Ich bin kein großer Fan.“
US-Außenminister Marco Rubio hat seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in einem Telefonat von den Gesprächen in Paris über den Ukraine-Krieg berichtet. „Die ermutigende Reaktion auf die US-Rahmenbedingungen in Paris zeigt, dass Frieden möglich ist, wenn alle Parteien sich um eine Vereinbarung bemühen“, sagte Rubio zu Lawrow, wie das US-Außenministerium am Donnerstag erklärte. Auch das russische Außenministerium gab das Telefonat zwischen Rubio und Lawrow bekannt.
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