Helle Aufregung in Wolfsberg: Ein unbekannter Täter soll mit einer Schrotflinte auf die Ortstafel von St. Margarethen geschossen haben, in sozialen Medien gehen die Wogen hoch. Doch der Fall hat einen Haken.
„Gibt‘s mittlerweile schon Rednecks im Lavanttal?“, „Anscheinend muss wirklich jeder Fleck videoüberwacht werden“ und „Einfach nur traurig, verstehe nicht, warum man fremdes Eigentum unbedingt beschädigen muss“ – nur drei der zahlreichen Facebook-Kommentare unter den Fotos der angeschossenen Ortstafel von St. Margarethen.
Veröffentlicht hat sie die Stadtgemeinde Wolfsberg auf dem sozialen Medium – mit Hinweis darauf, dass „in diesem Jahr bereits mehrere Ortstafeln in unserem Gemeindegebiet gestohlen wurden“. Ein Anrainer habe die Stadtgemeinde „auf eine weitere Grenzüberschreitung aufmerksam gemacht: Auf die Ortstafel beim Ortsende Richtung Weißenbach in St. Margarethen wurde offenbar mit einer Schrotflinte geschossen“, heißt es im Posting weiter.
„Wir sind ja nicht in Chicago“
Naturgemäß sorgte diese Meldung für Aufregung: Niemand will, dass in der Öffentlichkeit herumgeschossen wird, Facebook-User fordern eine „saftige Strafe mit Waffenverbot und Waffenentzug“. Ähnlich sieht es die Exekutive: „Als Polizei hat man es nicht gern, wenn mit Waffen auf Ortstafeln geschossen wird. Wir sind ja nicht in Chicago“, sagt Erich Darmann, Kommandant der Polizeiinspektion Wolfsberg.
„Am Freitag ist die Anzeige der Stadtgemeinde eingegangen“, bestätigt er. Allerdings reichlich spät: „Der Fall ist schon drei Jahre alt! Das ist bereits 2022 passiert“, stellt Darmann klar, der sich über ungeprüfte Postings im Internet ärgert: „Teilweise handelt es sich um Fake News, teilweise werden alte Fotos ausgegraben oder Dinge öfter gepostet. Dann entsteht ein Wirbel, dabei ist aktuell nichts passiert.“ Das sorgt für unnötige Verunsicherung und Mehraufwand für die Polizei, die ohnehin alle Hände voll zu tun hat.
In diesem Fall ist es ein Glück, dass es sich um eine Ortstafel handelt: „Das war einfach und schnell örtlich einzuordnen.“ Sonst sei die Arbeit intensiver und aufwendiger. Neue Erkenntnisse gibt es aber keine: „Wir zeigen das natürlich trotzdem der Staatsanwaltschaft an. Und auch wenn die Schüsse alt sind: Das geht natürlich nicht, dass jemand im Gemeindegebiet mit einer Waffe herumhantiert.“
„Herumschießen strengstens verboten“
Dazu ermahnt auch die Stadtgemeinde Wolfsberg: „Ganz abgesehen davon, dass das Hantieren mit Waffen und Herumschießen im Ortsgebiet strengstens verboten ist und eine ernsthafte Gefahr für Mensch und Tier darstellt, beläuft sich der Schaden durch solche mutwilligen Zerstörungen bzw. Diebstähle mittlerweile auf mehrere Tausend Euro.“ Inzwischen wurde das Facebook-Posting angepasst und weist auch darauf hin, dass es sich um drei Jahre alte Schüsse handelt (siehe oben) – am Donnerstag wurde noch dazu aufgerufen, der Polizei Hinweise zu melden.
Dort erklärt man: „Bei den Ermittlungen im Jahr 2022 wurden keine Patronenhülsen gefunden, auch der Täter ist unbekannt. Ob der Unbekannte eine Schrotflinte oder eine Pumpgun verwendet hat, können wir nicht sagen. Jedenfalls etwas Schwaches, es gibt ja keinen Durchschuss“, so Darmann.
„Weil es sich um eine Landesstraße handelt, war die Stadtgemeinde 2022 nicht involviert – uns war der Fall deshalb nicht bekannt“, erklärt Vizebürgermeister Alexander Radl gegenüber der „Krone“: „Im Glauben, dass es um einen aktuellen Fall geht, wurden die Fotos von der Stadtpresse auf Facebook veröffentlicht.“
„Mit einer Waffe auf eine Ortstafel schießen – da kann man nur von Dummheit sprechen“, ärgert sich Radl, der die Ortstafel nun austauschen lassen will: „Das kostet wieder ein paar Hundert Euro. Allein im letzten Jahr wurden sieben oder acht Ortstafeln in Wolfsberg gestohlen! Wir appellieren an die Vernunft.“
Sollte der Täter noch gefunden werden, so muss er „mit voller Härte der Konsequenzen rechnen“, heißt es seitens der Stadtgemeinde: „Sollten der oder die Täter an Langeweile leiden, schlagen wir vor, lieber achtlos weggeworfenen Müll einzusammeln, anstatt öffentliches Gut zu beschädigen oder seine Mitmenschen in Gefahr zu bringen.“
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