Pfarrer aus Italien

„Die Fleischweihe ist ein Muss für die Steirer“

Steiermark
19.04.2025 06:00

Für viele Steirer, die sonst keine regelmäßigen Gottesdienst-Besucher sind, ist sie ein religiöser Pflichttermin am Ende der Fastenzeit: die traditionelle Fleischweihe. Wir haben mit dem neuen Pfarrer von Graz-Gösting und Thal, Giovanni Risaliti, über die Bedeutung der Osterspeisensegnung gesprochen, die es in seiner italienischen Heimat gar nicht gibt.

„Herr Pfarrer“, sagen die Leute zu mir, „zu Weihnachten gehe ich nicht in die Kirche, aber die Osterspeisensegnung muss sein“, erzählt Giovanni Risaliti und schenkt uns im Pfarrhof Graz-Gösting einen auf dem Herd gekochten Espresso ein. In seinem Heimatland Italien habe die Fleischweihe kaum Bedeutung, aber in der Steiermark werde diese Tradition besonders hochgehalten.

„Ich jammere nicht, wenn die Leute nicht in die Kirche gehen, ich schätze umso mehr, wenn sie am Karsamstag kommen. Die Speisensegnung ist eine perfekte Bühne, um Menschen zu begegnen, und eine wunderschöne Möglichkeit, außerhalb der Kirche die Osterverkündigung abzuhalten.“ Risaliti ist seit dem Oktober des Vorjahres Pfarrer von Graz-Gösting und Thal, heute wird er in diesem Pfarrverband erstmals an fünf (von insgesamt 13) verschiedenen Stationen die mitgebrachten Weidenkörbe segnen.

(Bild: Jauschowetz Christian)

Aber noch einmal zurück zu Italien: Risaliti wurde vor 44 Jahren in der Toskana geboren, in der Stadt Prato in der Nähe von Florenz, und ist der Älteste von elf Geschwistern. Er hat sechs Brüder und vier Schwestern, der jüngste Bruder ist 2000 geboren. Obwohl ihm die Familie „heilig“ ist, hat er sich dagegen entschieden, selbst eine zu gründen. „Bei mir als Zölibatärer steht die Liebe zu Christus im Mittelpunkt!“ Wie es dazu kam?

Die Bedeutung der Osterspeisen

  • Wenige andere Traditionen werden im Laufe des Kirchenjahres in der Steiermark so intensiv gepflegt wie am heutigen Karsamstag die Fleischweihe. Diese traditionelle Osterspeisensegnung hat ihren Ursprung bereits im 7. Jahrhundert
  • In den Pfarr- und Filialkirchen, bei Kapellen und Bildstöcken segnet der Pfarrer die Osterjause – Schinken, Geselchtes, Krainer, gefärbte Eier, Salz, Kren und Osterbrot, die in einen Weidenkorb gepackt, mit einem bestickten Tuch bedeckt und eventuell einem Sträußchen Frühlingsblumen dekoriert sind. Diese Gaben machen „die Fülle des Lebens“ aus und sollen im wahrsten Sinne des Wortes einen Vorgeschmack auf das Osterfest geben.
  • Laut der Katholischen Kirche Steiermark haben die einzelnen Speisen verschiedene Bedeutungen: Das Ei wird von Christen als Sinnbild für die Auferstehung Jesu besonders geschätzt: So, wie das Küken die Schale des Eis durchstößt, so kommt auch Jesus lebend aus dem Felsengrab.
  • Der fein gerissene Kren, der sein scharf-bitteres Aroma entfaltet, führt zu tränenden Augen. Er symbolisiert das Leiden Christi
  • Die runde Form des Osterbrotes gilt als Symbol für die Sonne. Diese wiederum steht für Christus, der die Dunkelheit des Todes mit seiner Auferstehung durchbricht.

Risaliti war Medizinstudent, als er zu einer Wallfahrt nach Israel eingeladen wurde, gemeinsam mit seiner damaligen Freundin. „Dort habe ich gemerkt, Gott gibt es wirklich, das sind nicht nur Erzählungen. Und ich habe gespürt, ich möchte mich der Kirche zur Verfügung stellen.“ Risaliti war an einem Wendepunkt im Leben angekommen – und legte seine Beziehung und eine künftige Karriere als Arzt aufs Eis. Stattdessen entschied er sich für ein Theologiestudium in Wien und Heiligenkreuz. 2009 schließlich folgte die Priesterweihe im Wiener Stephansdom durch Kardinal Christoph Schönborn.

Giovanni Risaliti mit Einsatzjacke der Bergrettung Köflach auf dem Mont Blanc, wo er eine Miniatur der Mariazeller Madonna deponierte. (Bild: Giovanni Risaliti)
Giovanni Risaliti mit Einsatzjacke der Bergrettung Köflach auf dem Mont Blanc, wo er eine Miniatur der Mariazeller Madonna deponierte.

Nach zwei Jahren in Simmering folgte der Ruf in die Pfarre Graz-St. Peter, wo er bis zum Herbst 2024 blieb. Kurz bevor er zum ersten Mal in Gösting und Thal predigte, bestieg der passionierte Berggeher den Mont Blanc – mit einer Miniatur der Mariazeller Madonna im Gepäck. „Die hatte mir der Altmesner der Basilika Mariazell mitgegeben, ich solle sie auf den Berg mitnehmen.“ Sein Versprechen hielt der Priester ein, nach drei Tagen Aufstieg baute er der kleinen Gnadenstatue einen Sockel im Schnee und ließ sie auf 4800 Metern Höhe zurück. „Denn dort oben gibt es ja nicht einmal ein Gipfelkreuz.“

Risaliti zieht es auch immer wieder „dienstlich“ auf die Berge, und zwar freiwillig, wenn er für die Bergrettung Köflach zu Einsätzen ausrückt. „Wenn es in der Nacht einen Alarm gibt, etwa eine Suchaktion, fahre ich nach Köflach. Ich habe auch Bergretterkollegen aus Thal, die mitausrücken.“

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