Für viele Steirer, die sonst keine regelmäßigen Gottesdienst-Besucher sind, ist sie ein religiöser Pflichttermin am Ende der Fastenzeit: die traditionelle Fleischweihe. Wir haben mit dem neuen Pfarrer von Graz-Gösting und Thal, Giovanni Risaliti, über die Bedeutung der Osterspeisensegnung gesprochen, die es in seiner italienischen Heimat gar nicht gibt.
„Herr Pfarrer“, sagen die Leute zu mir, „zu Weihnachten gehe ich nicht in die Kirche, aber die Osterspeisensegnung muss sein“, erzählt Giovanni Risaliti und schenkt uns im Pfarrhof Graz-Gösting einen auf dem Herd gekochten Espresso ein. In seinem Heimatland Italien habe die Fleischweihe kaum Bedeutung, aber in der Steiermark werde diese Tradition besonders hochgehalten.
„Ich jammere nicht, wenn die Leute nicht in die Kirche gehen, ich schätze umso mehr, wenn sie am Karsamstag kommen. Die Speisensegnung ist eine perfekte Bühne, um Menschen zu begegnen, und eine wunderschöne Möglichkeit, außerhalb der Kirche die Osterverkündigung abzuhalten.“ Risaliti ist seit dem Oktober des Vorjahres Pfarrer von Graz-Gösting und Thal, heute wird er in diesem Pfarrverband erstmals an fünf (von insgesamt 13) verschiedenen Stationen die mitgebrachten Weidenkörbe segnen.
Aber noch einmal zurück zu Italien: Risaliti wurde vor 44 Jahren in der Toskana geboren, in der Stadt Prato in der Nähe von Florenz, und ist der Älteste von elf Geschwistern. Er hat sechs Brüder und vier Schwestern, der jüngste Bruder ist 2000 geboren. Obwohl ihm die Familie „heilig“ ist, hat er sich dagegen entschieden, selbst eine zu gründen. „Bei mir als Zölibatärer steht die Liebe zu Christus im Mittelpunkt!“ Wie es dazu kam?
Risaliti war Medizinstudent, als er zu einer Wallfahrt nach Israel eingeladen wurde, gemeinsam mit seiner damaligen Freundin. „Dort habe ich gemerkt, Gott gibt es wirklich, das sind nicht nur Erzählungen. Und ich habe gespürt, ich möchte mich der Kirche zur Verfügung stellen.“ Risaliti war an einem Wendepunkt im Leben angekommen – und legte seine Beziehung und eine künftige Karriere als Arzt aufs Eis. Stattdessen entschied er sich für ein Theologiestudium in Wien und Heiligenkreuz. 2009 schließlich folgte die Priesterweihe im Wiener Stephansdom durch Kardinal Christoph Schönborn.
Nach zwei Jahren in Simmering folgte der Ruf in die Pfarre Graz-St. Peter, wo er bis zum Herbst 2024 blieb. Kurz bevor er zum ersten Mal in Gösting und Thal predigte, bestieg der passionierte Berggeher den Mont Blanc – mit einer Miniatur der Mariazeller Madonna im Gepäck. „Die hatte mir der Altmesner der Basilika Mariazell mitgegeben, ich solle sie auf den Berg mitnehmen.“ Sein Versprechen hielt der Priester ein, nach drei Tagen Aufstieg baute er der kleinen Gnadenstatue einen Sockel im Schnee und ließ sie auf 4800 Metern Höhe zurück. „Denn dort oben gibt es ja nicht einmal ein Gipfelkreuz.“
Risaliti zieht es auch immer wieder „dienstlich“ auf die Berge, und zwar freiwillig, wenn er für die Bergrettung Köflach zu Einsätzen ausrückt. „Wenn es in der Nacht einen Alarm gibt, etwa eine Suchaktion, fahre ich nach Köflach. Ich habe auch Bergretterkollegen aus Thal, die mitausrücken.“
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