Die üppige österreichische Krimi-Landschaft soll um eine neue Reihe erweitert werden. In „Mord in Wien: Der letzte Bissen“ (heute, 20.15 Uhr, ORF 2) ermittelt das ungleiche Duo Caroline Frank und August Wittgenstein humorig im Jagdmilieu. Bei einem Quotenerfolg soll es weitergehen. Frank erzählt im „Krone“-Gespräch, warum ihr diese Rolle besonders viel Spaß gemacht hat.
„Krone“: Frau Frank, in „Mord in Wien – Der letzte Bissen“ spielen Sie Frau Oberstleutnant Franziska Malzer von der internen Abteilung des Innenministeriums. Es gibt in der heimischen TV-Krimilandschaft schon viele Kommissarinnen – worauf haben Sie bei dieser Rolle Wert gelegt?
Caroline Frank: Das Drehbuch macht es für mich leichter. Dort wird mir die Rolle auf den Leib geschrieben und ich kann mich dann auf die kleinen Details konzentrieren. Meine Malzer lebt von einer speziellen Körperhaltung. Sie ist nicht konventionell, sie rülpst auch mal und schnarcht in der Nacht. Ich habe sie sehr spielerisch in eine Frau verwandelt, der es egal ist, ob sie ordentlich ausschaut oder ob sie sich benimmt. Das ist natürlich herrlich zu spielen.
Wie viel Caroline Frank steckt denn in dieser Rolle?
Ich wurde recht streng erzogen, da macht es Spaß in der Rolle etwas unkonventioneller sein zu dürfen (lacht)
Malzer ermittelt mit dem Salzburger Kollegen Nassau, der ein direkter Nachfahre des Kaisergeschlechts ist. Was war Ihnen im Spiel dieser Buddy-Situation besonders wichtig?
Wichtig ist, dass man sich früh genug genau ausmacht, was für wen passt und August Wittgenstein hat von Anfang an gesagt, dass wir ganz offen sein sollen. Das haben wir beherzigt und das hat die Zusammenarbeit immens erleichtert. August spielt in dieser Rolle sehr viel, aber wenn es um die Pointe ging, dann war ihm egal, wer die Pointe liefert. Man kann da leicht andere Kollegen erwischen, die eitler sind oder mehr Kamerazeit für sich beanspruchen – wir waren aber ein richtiges Team. August ist ein kluger Kerl und toller Kollege, der sich seinen Raum nimmt, aber auch wahnsinnig viel Raum gibt.
Konntet ihr euch mit Fortdauer der Dreharbeiten noch mehr Freiraum geben und das gemeinsame Spiel weiter ausfeilen? Hat sich die Beziehung in der Arbeit instinktiv noch stärker verbessert?
Er hat mich manchmal gefragt, was ich gerade spiele, und dann ist er wiederum auf dieses Spiel eingestiegen und so ging einiges voran. Das Gute an den Rollen ist, dass beide Eigenbrötler sind. Sie ziehen ihr jeweiliges Ding voll durch – aber an der Seite des anderen. Sie schenken sich nichts und das fand ich am Drehbuch besonders cool.
August Wittgenstein entstammt auch im echten Leben einem Adelsgeschlecht.
Man merkt, dass er wahnsinnig gut erzogen und ein so charmanter Kerl ist. Für ihn war die Rolle sicher gut zu spielen.
So konnte Wittgenstein also mehr sich selbst und Sie konnten mehr jemand fremdes spielen?
Er ist im echten Lieben sicher viel lockerer als Nassau und geht leichter aus sich heraus. Beide Figuren sind sehr verschlossen und gehen ungern aus sich raus. Sie zeigen es nur anders, weil der eine besser erzogen und die andere rüpelhafter ist. Ich habe aber auch Parallelen zu Malzer. Ich kann schlecht verbergen, wenn ich jemanden nicht mag und ziehe gerne mein Ding durch. Ich glaube auch immer, dass alles, was ich mache, richtig ist. (lacht) Außerdem komme ich auch aus dem Gemeindebau in Wien-Floridsdorf. Es war wirklich schön, diese Rolle zu spielen.
Nachdem es in der heimischen Krimilandschaft so viele Paarungen gibt, wussten Sie in gewissen Bereichen auch, was Sie nicht machen wollten?
Malzer ist weder fesch noch sexy, noch wahnsinnig cool – das hat mir an der Rolle sehr gefallen. Es war extrem schön zu sehen, dass sie sich selbst so extrem überschätzt. Normalerweise sind solche Kommissare immer besonders cool. So als wären sie österreichische Lara Crofts. Malzer kann aber gar nicht gut schießen und ist in gewissen Situationen wie gelähmt, weil sie im Inneren arbeitet. Sie hat viel am Kasten, aber eher in ihrem Archiv – weniger mit der Waffe oder in brenzligen Situationen.
Das überbordende Selbstvertrauen kriegt dann Nassau zu spüren, der diese Sticheleien und Angriffe aber mit seinem Charme wettmacht.
Er lässt sie machen und dann anlaufen. (lacht) Der Nassau ist so ein „Gfeanzter“. Wenn ich als Malzer weggehe, hat er so einen verschmitzten Lacher und denkt sich einfach „mach halt“. Er verarscht sie auch mit ihren Ansichten. Das hat schon eine ganz witzige Dynamik. Die beiden nehmen sich auf den Arm und es besteht auch keine Chance auf eine Liebesromanze - ich hoffe, dass das Publikum das so mag.
Die Selbstüberschätzung bei Malzer resultiert daraus, dass sie in ihrem Leben mit viel Leid und Verlust konfrontiert war. Sie ist also nur eine Art Schutzpanzer.
Sie schnappt oft zurück und lässt niemanden an sich ran. Selbst den Menschen, denen man am meisten vertrauen sollte, kann sie nicht vertrauen. Das ist traurig, hat sich über die Jahre aber so ergeben. Wirklich nah geht ihr vor allem das Schicksal ihrer Familie. Mit der Enkelin und ihrer Schwester ist diese Familie sehr klein, aber dort ist sie weich und ängstlich. Sie kümmert sich sehr um sie und ist für ihre Schwester dankbar, weil die daheim den ganzen Laden schupft. Das weiche Herz für Kinder und der Familie entspricht mir als Privatperson auch sehr stark.
Nassau kommt mit Malzers Familie sehr gut klar. Öffnet sie sich dadurch noch stärker?
Absolut. Sie sieht auch, dass er ein sehr gutes Verhältnis mit seiner Schwester hat, dadurch fasst sie auch etwas mehr Vertrauen. Auch das kenne ich von mir. Wenn jemand gut mit seiner Familie umgeht, dann vertraut man demjenigen viel schneller. Nassau gibt viele Rätsel auf, weil man lange nicht weiß, welche Beziehung er zu seinem Vater hat und welche Sorgen ihm umwehen.
Das Zusammenspiel lässt auf jeden Fall Raum, damit man noch tiefer in die Beziehung der beiden Figuren hineingehen kann. Wie weit im Vorfeld wissen Sie, wie Sie Ihre Figur anlegen, mit dem Wissen, dass man sie noch weiterentwickeln kann und soll?
Das ist der größte Spaß am Ganzen. Mir fällt ganz viel dazu ein und ich lege mir vieles zurecht, was in die Rolle einfließt. Nebenbei bleibe ich offen für die Regie, die mich einbremst oder motiviert. Ich bin prinzipiell immer gut damit gefahren, mir vorab etwas zu überlegen und mir die Figur vorzustellen. Von dem Standpunkt aus kann die Regie noch immer eingreifen. Ich liebe Vorbereitung.
Lassen Sie noch viel Improvisiertes und Spontanes zu, wenn die Vorbereitung schon so viel Raum einnimmt?
Es ist nicht so, dass meine Figur so sein muss. Es gibt eine Grundidee und dann ändert man noch Nuancen ab oder fügt etwas dazu. Das Schnarchen war etwa ein kleiner Teil, der gut zur Figur der Malzer gepasst hat. Wenn etwas nicht so gut passt, dann lasse ich es halt weg. Das tut mir nicht weh. Würde man die Figur ganz anders haben wollen, dann braucht man ein paar Tage, um sich darauf einzustellen – aber auch das wird im Vorfeld im Regiegespräch besprochen. Ausschlaggebend ist auch das Kostüm. Wenn ich jemanden in alten Skaterschuhen und im Knitterlook spiele, ist das ein ganz anderes Gefühl, als enge Jeans und Cowboystiefel zu tragen. Mir wurden extra Sommersprossen gemacht, damit die Haut nicht so perfekt ausschaut. Das habe ich alles geliebt.
Sie kommen aus dem Musicalbereich und sind noch nicht so lange in Film- und Fernsehrollen zu sehen. Ist das eine viel größere Herausforderung?
Ich habe eigentlich nur Musical gemacht. (lacht) Kurz vor Corona habe ich beschlossen, dass ich gerne etwas drehen würde. Auch wegen der Kinder, weil der Arbeitsrhythmus ein anderer ist. Die ersten Drehs haben mir so gut gefallen, dass ich tiefer darin eintauchen wollte. Dann kam die Pandemie und gab mir die Möglichkeit, mich genauer zu informieren, wer überhaupt was macht und wo man sich an wen wenden muss. Nicole Schmied hat mich dann gecastet und mir die tollsten Rollen vorgeschlagen. Ich bin ihr dafür sehr dankbar, denn es macht mir riesengroßen Spaß. Ich fühle mich in der Fernsehwelt gut aufgehoben und wünsche mir noch viel mehr in die Richtung.
Sabine Derflinger inszenierte den ersten Teil von „Mord in Wien“. Was konnten Sie von ihr mitnehmen?
Die richtige Regisseurin hat den richtigen Film – so sehe ich das. Sabine Derflinger ist ein Typ, der völlig egal ist, was die Leute von ihr denken und sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Wenn ich in der Rolle unsicher war, fragte ich Sabine, wie sie das machen würde und dann habe ich das die Malzer einfach so direkt sagen lassen. (lacht) Ich hatte mein Idol schon direkt am Set. Sie musste schon lachen, weil ich sie oft um Rat gefragt habe.
Wie würden Sie in dieser Rolle gerne wahrgenommen werden und was sollen die Menschen von dieser Produktion mitnehmen?
Ich liebe die Kombination aus den beiden Hauptcharakteren. Ich mag den Witz und auch das Zerbrechliche in der Figur. Malzer ist sehr klug, aber auch unsicher und es wäre schön, wenn sich die Menschen in das Duo verlieben würden.
Ist ein zweiter Teil schon geplant?
Ich hoffe, dass es weitergeht, weitermachen wollen wir alle. Es ist noch alles erst in Planung – auch das Drehbuch.
Der handlungstragende Mord passiert im Wienerwald – Sie leben seit geraumer Zeit in Perchtoldsdorf. Neben den Parallelen zu Wien-Floridsdorf ist die Produktion also eine Art doppeltes Heimspiel für Sie.
(lacht) Man muss nicht so weit zum Dreh fahren. Die Aufnahmen der Produktion sind wunderschön und als ich das Produkt gesehen habe, dachte ich mir, auf Wien kann man richtig stolz sein.
Wie sieht es bei Ihnen abseits von „Mord in Wien“ mit Projekten und Plänen in der Zukunft aus?
Erst unlängst habe ich „Makellos“ abgedreht. Eine Komödie von Uli Brée mit Manuel Rubey, Adele Neuhauser und Ulrich Noethen – das ist eine Art „Wahnsinn im Trachtenbusiness“. Das war eine sehr schöne Rolle in München. Jetzt drehe ich „Kommissar Rex“, dann steht noch ein Casting an und dann hoffe ich darauf, dass die „Liesl von der Post“ und „Mord in Wien“ weitergeht. Über alles andere freue ich mich noch.
Gibt es eine absolute Traumrolle, die Sie gerne besetzen möchten?
Ich würde sehr gerne in einem Austrowestern spielen. Ich denke dabei an „Hateful Eight“. Mir schweben Rollen vor, die mich fordern und aus der Komfortzone rausholen - mit einer Ernsthaftigkeit und Kraft. Das alles verinnerlicht auch die Franziska Malzer.
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