Nach 40 Jahren auch in den ersten Reihen hat Franz Titschenbacher die große (politische) Bühne verlassen: Der Ex-Landwirtschaftskammer-Präsident ist jetzt wieder mehr im Stall. Die „Krone“ hat ihn auf seinem Hof in der Obersteiermark besucht.
Wir treffen den 60-Jährigen dort an, wo wir ihn bei seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren kennengelernt haben: im Stall, bei seinen 50 Rindern. „Den habe ich gar nie wirklich verlassen“, schmunzelt der Obersteirer. „Auch während meines Jobs als Kammer-Präsident bin ich so oft wie möglich hier gewesen, um zu füttern, auszumisten und meine Frau Ulli zu entlasten.“ Wohlgemerkt: um halb 5 Uhr früh! Vor der elendslangen Fahrt nach Graz. Und einem anstrengenden Arbeitsalltag, der oft genug bis spät in die Nacht gedauert hat.
„Wollte früh genug aufhören“
„Das war ja alles viel zu viel“, dachten sich daher viele, als er heuer seinen Rücktritt angekündigt und Ende März auch vollzogen hat. Es war auch viel, beschönigt der Ennstaler nicht, „aber das war gar nicht der Grund. Ich wollte früh genug aufhören, damit meine Nachfolger in der Kammer und beim Bauernbund genug Zeit haben, um sich auf die Wahl 2026 vorzubereiten.“
Den „Und-heute-hör-ich auf“-Schlüsselmoment, den hätte es so nicht gegeben. „Das ist das ganze letzte Jahr über so gewachsen.“ Überraschend war’s nur für jene, die dem Workaholic seine Ankündigungen nie geglaubt haben. „Ich bin ja nicht ganz weg, ganz im Gegenteil“, sagt der Familienvater. „Ich hab noch gut bei der Genossenschaft zu tun.“ Bei jener von der Raiffeisen genauso wie bei der in der Familie – denn eine solche hat man gegründet, um allen Aufgaben und Mitgliedern gerecht zu werden.
Urlaub am Bauernhof etwa, was seit dem Jahr 1949, „damals ganz bescheiden“, im Hause Titschenbacher angeboten wird. 55 Jahre lang kam beispielsweise eine Familie jedes Jahr, bis die Seniorin 98-jährig verstarb.
Enkelschar hält Ex-Kammerboss auf Trab
Der Hof wurde modernisiert, extrem geschmackvoll eingerichtet: „Meine Frau Ulli hat viel geschafft, mit Leidenschaft, Konsequenz und einem Lächeln“, zollt „der Franz“ seiner Gattin Respekt. Drei Kinder haben sie, vier Enkelkinder, das fünfte kommt bald: Da gibt’s allerhand zu tun
Es war ihm immer wichtig, „seinen“ Bauern realistische Zuversicht zu vermitteln – „und das ist mir, glaub ich, gelungen“. Die Kammer sieht er mit Andreas Steinegger in „beste Hände“ übergeben. Wäre es in einer Institution, in der Männer dominieren, nicht endlich Zeit für eine Chefin? „Da ist noch Luft nach oben“ gibt „der Franz“ zu. „Überall!“
In der Überzahl sind seine (Kuh-)Damen im Stall. Dort wird man ihn jetzt wieder oft antreffen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.