Seinen 400. Geburtstag feiert das Grazer Schloss Eggenberg in diesem Jahr. Als Gastgeber der Steiermark Schau feiert man ab 26. April das Fürstengeschlecht, das zwar nur kurz, aber sehr nachhaltig die Steiermark prägte.
Wer kann sich nicht an das in der Volksschule Gelernte erinnern? Vier Türme für die Jahreszeiten, 365 Außenfenster für die Tage im Jahr, 24 Prunkräume entsprechen den Stunden des Tages – das Grazer Schloss Eggenberg ist ein spannendes Zahlenspiel. Das stimmt natürlich – kratzt aber gleichzeitig nur an der Oberfläche.
Denn die vielen Eggenberger Zahlen haben eine tiefere Bedeutung. „Sie sind die Reaktion auf eine sehr unsichere Zeit“, betont Paul Schuster, der Leiter der UMJ-Abteilung Schloss Eggenberg und Alte Galerie. „Der Kalender bringt Ordnung und Harmonie in die Welt und bietet damit ein Gefühl der Sicherheit.“ Darauf setzte der erste Fürst der Eggenberger, Hans Ulrich, der 1625 den Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis mit der Planung eines prunkvollen Schlosses auf dem Familienbesitz beauftragte. Nur zehn Jahre später stand der prachtvolle Bau, der optisch eher an El Escorial bei Madrid erinnert, als an einen steirischen Fürstensitz.
„Das Schloss eines barocken Herrschers ist kein Wohnsitz, sondern immer eine Bühne“, erklärt Schuster. „Die gesamte Ausstattung zeigt seine Tugenden, Ideale und Erfolge.“ Das, aber auch das Scheitern will man auch in der Steiermark Schau vermitteln, die sich unter dem Titel „Ambition und Illusion“ den Eggenbergern widmet.
„Das Schloss gibt die Erzählung vor“
„Es ist keine Ausstellung über die Eggenberger, sondern eine mit den Eggenbergern“, betont der aktuelle Hausherr, „denn das Schloss gibt die Erzählung vor“. Die Prunksäle sind symmetrisch aufgeteilt, zwölf Zimmer gehörten dem Fürsten. Dort werden nicht nur die fünf Generationen Eggenberger, die 1717 mit dem Tod des erst 13-jährigen Johann Christian II. auch schon wieder ausstarben, vorgestellt, sondern auch die Bedeutung der Eggenberger als Arbeitgeber – „sie waren wichtiger als AVL, Andritz und Magna zusammen“ (Paul Schuster) – und die Funktionsweisen des Hofes erläutert.
Die zwölf Zimmer der Fürstin widmen sich hingegen der Rolle und den Möglichkeiten einer Herrscherin, aber auch unterschiedlichsten Frauenschicksalen aus dieser Zeit.
Seit gut vier Jahren arbeitet das Eggenberger Team ganz eng mit dem tschechischen Krumau zusammen. Schloss Krumau war ein Geschenk von Kaiser Ferdinand II. an Hans Ulrich von Eggenberg, der eine unglaubliche Karriere hinlegte. Er war ein bedeutender Staatsmann, erhielt 1620 das goldene Vlies, wurde 1623 zum Reichsfürsten ernannt, 1625 schließlich zum kaiserlichen Statthalter von Innerösterreich.
Sein Sohn Johann Anton schließlich diente unter Ferdinand III. Von diesem wurde er beauftragt, seine Wahl in Rom offiziell zu verkünden. Die dafür angefertigte goldene Kutsche, die sonst in Krumau zu sehen ist, gilt als Herzstück der Schau und ist bis 6. Oktober in der Schlosskirche zu bestaunen. „Wir sind den tschechischen Kollegen zu großem Dank für diese Leihgabe verpflichtet“, sagt Paul Schuster. „Auch sonst haben wir viele Stücke aus Krumau, wo sich das Eggenberger Erbe besser erhalten hat. Die gute Zusammenarbeit wollen wir auch in Zukunft pflegen.“
Besuchen kann man die Steiermark Schau im Schloss Eggenberg ab 26. April, 14 Uhr.
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