Musk und seine Kinder

„Harem-Drama“ legt ein düsteres Familienbild offen

Ausland
20.04.2025 21:30

Der reichste Mensch der Welt hat ein Familienverständnis, das von Kritikern als „transaktional“ beschrieben wird. Elon Musks Konstrukt erinnert an einen Harem – der Kinder für einen höheren Zweck züchten soll. Sein Wahn entspringt offenbar einer antidemokratischen Bewegung, die schon sein Großvater federführend prägte.

An Tesla-Chef Elon Musk scheiden sich die Geister. Seine Fans sehen in ihm einen Guru, der in einer Reihe mit den größten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte steht. Seine Gegner halten ihn für einen Hochstapler, Marktmanipulator und gefährlichen Aufrührer.

Seit sich der Tech-Mogul mit etwa 300 Millionen Dollar bei US-Präsident Donald Trump und den Republikanern einkaufte, weisen Kritiker gerne auf Diskrepanzen zwischen dem Südafrikaner und der erzkonservativen Partei hin. Sein Familienbild wird hierbei häufig zuerst genannt.

Musk und MAGA passt nicht zusammen
Während MAGA-Anhänger traditionelle, autoritäre Vaterrollen betonen, zeigt Musk ein Modell auf, das auf finanziellen Vereinbarungen basiert. Wie in anderen Dingen scheint Musk auch beim Nachwuchs keine Grenzen zu kennen. Er hält eine kollabierende Geburtenrate für die „größte Gefahr für die Zivilisation“. Offiziellen Angaben zufolge hat er bereits 14 Kinder von sechs unterschiedlichen Frauen. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein, berichten US-Medien. Denn sein Konstrukt hat offenbar System. 

Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ sucht der Trump-Berater kontinuierlich nach Frauen, die seine Kinder austragen. Die „Akquise“ reicht von Interaktionen auf seiner Plattform X bis hin zu hohen Geldzahlungen mit rechtlich bindenden Verträgen und Geheimhaltungsklauseln. Seinem Verständnis von Familie wohnt eine Kälte inne, die ihresgleichen sucht.

Mutter berichtet vom System Musk
Die Beziehungen zu Müttern und Kindern sind häufig rein transaktional, ohne gegenseitige Verpflichtungen oder emotionale Bindungen. Gegner kritisieren, dass Musks Vaterschaft bei der Zeugung endet – und anschließend erpresserische Knospen treibt.

Musks jüngste Gefährtin, die konservative Influencerin Ashley St. Clair, erklärte gegenüber dem „Wall Street Journal“, dass Musk ihr eine Pauschalsumme von 15 Millionen Dollar sowie 100.000 Dollar pro Monat für den Lebensunterhalt angeboten habe – wenn sie bereit sei, einen Vertrag zu unterzeichnen, der sie verpflichte, die Vereinbarung geheim zu halten.

Eine gängige Praxis für den einflussreichen Milliardär, sagen Personen, die mit Musk vertraut sind. Wird dies abgelehnt, werden die Frauen bedroht, wenn sie einen Anwalt beauftragen oder an die Öffentlichkeit gehen.

„Harem-Drama“ auf X
Zwischen St. Clair und Musk soll trotzdem Geld geflossen sein. Als die Influencerin ihren Fall öffentlich machte, erklärte Musk auf X: „Ich weiß nicht, ob das Kind meins ist oder nicht, aber ich bin nicht dagegen, es herauszufinden.“ Außerdem gab er an, ihr umgerechnet 2,2 Millionen Euro geschickt zu haben. Daraufhin konterte St. Clair: „Du hast nicht ,mir‘ Geld geschickt, du hast Unterhalt für dein Kind geschickt, den du für notwendig hieltest ... Bis du den größten Teil davon zurückgezogen hast, um Kontrolle auszuüben und mich für meinen ,Ungehorsam‘ zu bestrafen.“ Der Austausch ist mittlerweile als „Harem-Drama“ bekannt.

Wo Liebe aufhört und Ideologie anfängt
Mittlerweile ist klar, Musk ist der Vater des Kindes. Es wird Romulus heißen – und seinen Erzeuger wohl kaum zu Gesicht bekommen. Ein Schicksal, das bereits viele seiner Sprösslinge erleiden mussten. Seine Trans-Tochter Vivian sei beispielsweise vom „Woke-Virus“ getötet worden. Damit erklärte Musk auch seinen politischen Rechtsrutsch. Nur weil sich Vivian als Frau fühlt, spricht er nicht mehr mit ihr, während er andere Kinder bevorzugt behandelt und zu Käfigkämpfen mit Trump schleppt. „Er ist ein erbärmliches Mannskind“, erklärte die 20-Jährige kürzlich in einem Interview.

Musk mit seinem Lieblingskind X Æ A-12 (Bild: AFP/Mandel NGAN)
Musk mit seinem Lieblingskind X Æ A-12

Seine radikalen Ansichten hätten nichts mit ihr zu tun. Ihr Vater sei schon immer „cartoonhaft böse“ gewesen. Musk beschreibe sich selbst als Futurist, sei in Wahrheit aber von gestern, erklärte auch Harvard-Historikerin Jill Lepore jüngst dem „Spiegel“. Musk ist glühender Technokrat, eine Philosophie, die sein Großvater bereits vertrat. Die Demokratie soll dabei abgeschafft werden: Eine Elite aus Wissenschaftlern und Ingenieuren würde die Ordnung aufrechterhalten und alle Entscheidungen treffen.

„Die Technokraten wollten beispielsweise Menschen mit Nummern statt mit Namen ansprechen“, erklärte Lepore in Anspielung auf die teils merkwürdige Namensgebung (X AE A-12) seiner Kinder.

Nachkommen für eine technokratische Welt
Sein Großvater Joshua N. Haldeman „hat in der zweiten Hälfte der Dreißigerjahre die kanadische Technokratiebewegung angeführt. Als diese scheiterte, trat er einer antisemitischen Partei bei, 1950 wanderte er mit seiner Familie nach Südafrika aus. Dort zeigte er sich als glühender Verfechter des Apartheidregimes“. Haldeman würde heute als Verschwörungstheoretiker beschrieben werden.

„Er war sicher, dass an den Universitäten und in der Presse – heute würde man sagen: in den Mainstream-Medien – eine Gehirnwäsche stattfand, die die Menschen davon zu überzeugen versuchte, dass die Rassen gleich seien“, skizzierte die Historikerin ein Bild, das allzu bekannt ist.

Musk wird von Demonstranten als Nazi illustriert. (Bild: EPA/ANDY RAIN)
Musk wird von Demonstranten als Nazi illustriert.

Musk, übrigens großer Comic-Buch-Fan, führt sein Ansinnen offenkundig fort. Der Unterschied: Er hat viel mehr Geld als sein Großvater. Dementsprechend hat es eine andere Bedeutung, wenn der reichste Mensch der Welt offen den Hitlergruß zeigt (obwohl er es dann leugnet). Für die Realisierung seines Weltbildes braucht er viele „intelligente“ Kinder, wie er selbst sagt.

Seine eugenische Veranlagung macht ihn zum prominentesten Mitglied des techno-libertären Flügels der Pro-Natalismus-Bewegung, der darauf abzielt, genetisch überlegene Nachkommen zu züchten.

Der Talkshow-Moderator Stephen Colbert stellte Musk vor etwa zehn Jahren aufgrund seiner Affinität zu Comic-Helden eine Frage, die heute an Bedeutung gewonnen hat: Superheld oder Bösewicht? Ein Lächeln spielte um Musks Lippen, er zögerte kurz, und erklärte dann: „Ich versuche, nützliche Dinge zu tun.“

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