Bizzarrer Osterbrauch

Griechische Kirchen liefern sich „Raketenkrieg“

Ausland
20.04.2025 19:53

Jedes Jahr zu Ostern herrschen auf der griechischen Ägäis-Insel Chios kriegsähnliche Zustände: Zwei benachbarte Kirchen gehen zu dieser Zeit traditionell mit Feuerwerksraketen aufeinander los. Kein harmloses Unterfangen: In der Vergangenheit gab es schon Verletzte und Tote bei dem Spektakel.

Der Nachthimmel über dem Dorf Vrontados leuchtet bei dem merkwürdigen Brauch taghell auf, wenn Zehntausende Raketen in Richtung der jeweils „gegnerischen“ Kirche fliegen. Das Spektakel lockt jedes Jahr zahlreiche Touristen an – es ist jedoch keinesfalls ungefährlich. 

Die Tradition wird „Rouketopolemos“ genannt, was übersetzt so viel wie „Raketenkrieg“ bedeutet. Dabei schießen Gläubige auf den Kirchturm des benachbarten Gotteshauses. Die Feuerwerkskörper, die dabei in Verwendung kommen, sind teilweise selbst gebaut.

In diesem Posting wird ein Video vom „Raketenkrieg“ zu Ostern gezeigt:

Früher wurde mit echten Kanonen geschossen
Der Brauch soll bis in das 19. Jahrhundert zurückgehen, als Griechenland sich noch unter der Herrschaft des Osmanischen Reichs befand. Bevor vergleichsweise harmlose Feuerwerksraketen verwendet wurden, wurde bis 1889 mit echten Kanonen geschossen.

Der Ursprung dieses bizarren Spektakels ist nicht mehr klar nachvollziehbar, die „Regeln“ dafür recht einfach: Die Anhänger der beiden Kirchen Aghios Marko und Panaghia Erithiani, die 400 Meter Luftlinie voneinander entfernt sind, schießen auf den „gegnerischen“ Kirchturm, während in dem Gotteshaus die Messe zelebriert wird.

Kein Bild aus einem Kriegsgebiet – es ist nur Ostern auf Chios. (Bild: APA/AFP)
Kein Bild aus einem Kriegsgebiet – es ist nur Ostern auf Chios.

Das Ziel der Aktion: Die Kirchenglocke soll möglichst oft getroffen und zum Läuten gebracht werden. Bis zu 80.000 Raketen fliegen während dieser Tradition durch den Nachthimmel. Viele Bewohner von Vrontados können dem Brauch allerdings nur wenig abgewinnen. Während des erbitterten Feuergefechts kommt es immer wieder zu Verletzungen und sogar Todesfällen.

Wohnhäuser müssen verbarrikadiert werden
Besonders schlimm ist die Ostertradition für Dorfbewohner, die in unmittelbarer Nähe der Gotteshäuser wohnen. Diese versuchen ihre Häuser mit Brettern zu vernageln und so vor verirrten Raketen zu beschützen. Obwohl die Aktion offiziell eigentlich verboten ist, ertönt jedes Jahr pünktlich um 22 Uhr ein Signal und die Raketenschlacht beginnt. Viele Bewohner von Vrontados bereiten sich schon Monate vorher auf diesen Brauch vor und bauen die Raketen selbst zusammen. 

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