Psychiater klärt auf

Brutale Verbrechen: Teenager morden wie Erwachsene

Steiermark
22.04.2025 06:00

Die neueste Polizeistatistik zeigt es klar und deutlich: Immer mehr Jugendliche werden kriminell. Auch Kinder greifen immer öfter zur Waffe und begehen schwerste Delikte. Doch warum ist das so? Der renommierte steirische Psychiater und Gutachter Manfred Walzl analysiert für die „Krone“ die Gründe.

Im September 2024 tötet ein 14-Jähriger seinen Bruder mit einer Wikinger-Axt – einer von vielen Fällen brutalster jugendlicher Gewalt. Doch wie kommt es, dass Kinder und Jugendliche andere töten oder schwer verletzen?

Eifersucht, Zorn und Wut
„Es gibt nicht die eine Erklärung dafür, es ist vielmehr eine Mischung“, sagt Gerichtspsychiater Walzl. „Die Teenie-Morde unterscheiden sich nicht wesentlich von Straftaten der Erwachsenen. Auch dahinter stecken Eifersucht, Zorn und Wut. Aber auch oft, dass Opfer zum Täter werden, gerade im familiären Bereich, wenn sie selbst geschlagen oder nie verstanden wurden.“

Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen ist trotz allem nicht kriminell, betont Mediziner Manfred Walzl. (Bild: Pail Sepp)
Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen ist trotz allem nicht kriminell, betont Mediziner Manfred Walzl.

Dazu komme die Bandenkriminalität, „weil es heutzutage schick ist, sich vor anderen zu beweisen“. In der Statistik schlägt sich das aber interessanterweise nicht in dem Ausmaß nieder. Genauso wenig, wie man sagen könne, dass es nur eine Folge der Migration sei. Oder noch immer eine Folge der Corona-Maßnahmen.

„Elektronik ersetzt Zuwendung“
„Wo der Hut wirklich brennt, ist immer dort, wo die Familie nicht funktioniert. Und das ist das wirkliche Problem. Wir haben heute als Eltern viel zu wenig Kontakt mit den Kindern. Die Elektronik ersetzt die Zuwendung. Und das ist die wahre Schwierigkeit“, weiß der Gerichtssachverständige aus jahrelanger Erfahrung, die er bei zahlreichen Prozessen sammelte.

„Die Durchschnittsfamilie redet 16 Minuten am Tag miteinander. Da kann man kein Problem lösen.“ Banalitäten wie gemeinsames Essen, miteinander reden oder ein gemeinsamer Ausflug – das wären die idealen präventiven Mittel. „Ich muss wissen, wie es meinem Kind geht. Nur dann kann ich gegensteuern.“

„Cool ist nur ein Rapper mit Vorstrafen“
Die Verniedlichung von Gewalt und das Fehlen von Vorbildern spiele ebenso eine Rolle. „Cool ist nur ein Rapper mit Vorstrafen“, sagt Walzl. Doch die Prävention funktioniere nur über die Gesellschaft: „Es gibt keine Pille dagegen.“ Auch das psychotherapeutische Gespräch mache nur dann Sinn, wenn das Elternhaus wieder imstande ist, sich um den Nachwuchs zu kümmern. „Und wenn es das nicht dem Handy und den sozialen Medien überlässt. Das ist nämlich die Katastrophe“, malt der Mediziner ein düsteres Zukunftsbild.

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