Die „Krone“ in Rom
„Menschlich, da Politik menschenverachtender wird“
„Johannes Paul II war die Seele, Benedikt der Geist, Franziskus das Herz“: Zehntausende Gläubige verabschiedeten sich auf dem Petersplatz in einer einzigartigen Nacht von ihrem Pontifex. Die Eindrücke von dort lassen einen gleichzeitig nachdenklich und hoffnungsvoll zurück.
Antonia Carmen vom römischen Zivilschutz atmet tief durch: „Es hört gar nicht mehr auf, das wird eine lange Woche“, sagt sie. Hunderte Freiwillige hatten sich in den Dienst gestellt, um die Menschenmassen auf dem Petersplatz zu begleiten. Die Funksprüche hören sich doppelt so laut wie gewohnt an, inmitten Zehntausender Menschen, die beinahe wortlos Abschied vom Papst nehmen.
Einer betagten Frau wird es beim Rosenkranzgebet zu viel. Sie braucht Hilfe. Jeder macht Platz, einige stützen sie, bis die Retter da sind. Menschen fallen sich in die Arme, andere trauern in Stille. Auf dem Petersplatz ist keine Hektik zu spüren, Nationalitäten aus aller Welt sind da, gehen nebeneinander – ohne Missgunst, ohne schiefe Blicke.
Hunderte Medienvertreter haben sich eingefunden, überall Mikrofone, Reporter, die Stimmen einfangen wollen: „Franziskus war menschlich und empathisch den Schwächeren gegenüber. Das machte ihn aus, während die Politik immer menschenverachtender wird“, sagt ein Amerikaner zu CNN. Er spielt auf Trump und seinen Vize Vance an, der noch vor Franziskus‘ Tod auf Visite in Rom war.
Nicht gegen Diskriminierung Geschiedener gekämpft
Kritische Stimmen sind dennoch zu vernehmen: „Er war ein Pazifist, aber er hat weder den Zölibat abgeschafft, noch die Priesterinnenweihe durchgebracht“, meint ein Herr, der sich Salvatore nennt. Wie er mit Nachnamen heißt? Will er nicht sagen.
Einige Meter weiter hält eine Männergruppe ein Transparent in die Höhe: „Geschiedene Väter beten für Franziskus“, ist dort zu lesen. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Papst nicht gegen die Diskriminierung Geschiedener kämpfte und auch nicht für eine Abschaffung des weltfremden Verhütungsverbots.

Das Rosenkranzgebet endet in der Dunkelheit, ruhig wandern Tausende vom Petersplatz ab. Die meisten wollen wiederkommen, heute wird der Pontifex aufgebahrt: „Ciao Francesco“, ist zu hören: „Du warst ein Guter.“
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