Drama um Bauernfamilie

„Unser Leben gerettet, sonst fast alles verloren“

Tirol
22.04.2025 18:00

Während des Osteressens brach auf dem Hof „Egg“ in Alpbach (Tiroler Bezirk Kufstein) ein Feuerinferno los. Die Familie befreite noch die Kühe, aber Hab und Gut verbrannte fast vollständig. Die Welle der Hilfsbereitschaft ist ein Trost in düsteren Tagen.

Ein Trümmerfeld mit verkohlten Holzbalken, da und dort schaut ein kaputtes Stück Hausrat hervor. Vom stolzen Hof am Oberen Höhenweg in Alpbach bleibt der fünfköpfigen Bauernfamilie Margreiter fast nichts übrig, es ist die bittere Stunde null. Und dabei hatte man viele Jahre Geld und Mühe investiert, um das Gebäude mit den Wurzeln aus dem 12. Jahrhundert zu sanieren und zu modernisieren.

„Bei euch brennt´s“
Rückblick auf den Ostermontag um kurz nach 13 Uhr: „Bei euch brennt’s!“, stürzte der Nachbar bei der Tür herein, während die Bewohner samt Familienbesuch aus der Wildschönau gerade die Nachspeise auf dem Tisch haben.

Die Löscharbeiten am Montagnachmittag, zu retten war leider nichts mehr. (Bild: ZOOM Tirol)
Die Löscharbeiten am Montagnachmittag, zu retten war leider nichts mehr.

Die Kinder in der Tenne beim Schaukeln
Da qualmt es in der Garage des Wirtschaftsgebäudes bereits. Und Tochter Eva (10) und ihre Cousine Verena sind in der darüberliegenden Tenne auf der Schaukel! Die Kinder laufen ins Freie, dann geht es darum, die zehn Kühe und sieben Kälber aus dem Stall zu befreien. „Beim letzten Kalb schossen die Flammen schon bei der Tenne empor“, lässt Bäuerin Christine die schlimmen Minuten Revue passieren.

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Die Nachbarin hat mir Schuhe geliehen. Nie im Leben denkt man daran, dass man so etwas jemals brauchen wird.

Bäuerin Christine Margreiter

Als die Tiere endlich auf die rettende Wiese laufen, ist die Zeit abgelaufen, um den wichtigsten Besitz aus dem Haus zu holen. Angefacht vom Wind fressen sich die Flammen zum Wohntrakt vor. Bauer Gottlieb will noch einmal hinein, schreckt aber zurück: „Es krachte schon überall.“ Christine blickt zurück: „In solchen Situationen steht man neben sich, aber das Handeln funktioniert.“

Bäuerin Christine beim Schlepper, wo das Inferno begonnen haben dürfte. Brandermittler konzentrierten sich auf das Fahrzeug. (Bild: ZOOM Tirol)
Bäuerin Christine beim Schlepper, wo das Inferno begonnen haben dürfte. Brandermittler konzentrierten sich auf das Fahrzeug.

Von Dokumenten bis Schulsachen – alles weg
„Wir haben unser Leben gerettet, sonst fast alles verloren – Fotos, Dokumente, Schuhe, Schulsachen“, zählt Christine spontan auf. Auch die Basis für die Hofarbeit – Schlepper, Mähtrak und Ladewagen – ist zerstört. Die Brandermittler konzentrierten sich am Tag danach auf den Schlepper als Brandherd.

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Wir haben uns daher auf das Nebenhaus konzentriert. Anfangs dachte ich nicht, dass wir es halten können.

Feuerwehr-Einsatzleiter Christoph Lintner

Mit richtiger „Taktik“ das Nebenhaus gerettet
Für rund 150 Feuerwehrleute war die Rettung des exponierten Hofes leider illusorisch. „Wir haben uns daher auf das Nebenhaus konzentriert. Anfangs dachte ich nicht, dass wir es halten können“, gesteht Alpbachs Feuerwehrkommandant Christoph Lintner. Mit Wasservorhängen konnte das alte Holzhaus doch noch geschützt werden. Es wird der Familie als Unterkunft dienen, die erste Nacht verbrachte man auf der Alm, wo auch die Tiere nun sind.

Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger und Gottlieb Margreiter (re.) beraten, wie Hilfe der Bauernorganisation nun aussehen könnte.. (Bild: ZOOM Tirol)
Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger und Gottlieb Margreiter (re.) beraten, wie Hilfe der Bauernorganisation nun aussehen könnte..
(Bild: ZOOM Tirol)
(Bild: ZOOM Tirol)
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(Bild: ZOOM Tirol)

Hilfe vor der Tür – Spender unbekannt
Als die Bauernfamilie am Montag auf der Alm eintraf, lag schon Essen und Bekleidung vor der Tür. „Wir wissen nicht einmal, von wem“, sagt die Bäuerin. Überwältigend seien die Angebote gewesen: „Laufend kamen Anrufe und am Abend hatte ich wohl 100 WhatsApp am Handy.“ Das Rote Kreuz organisierte sofort eine Verköstigung für die Helfer.

Bürgermeister Markus Bischofer will auf der Gemeinde-Homepage zeitnah informieren, wie man am besten helfen kann. Beim Land will man nun einen Soforthilfefonds anzapfen. Als Dorfchef und Schützenhauptmann will er eine Spende aus der Schützen-Kassa für den langjährigen Kameraden Gottlieb veranlassen. Und der Bürgermeister verspricht: „Den Wiederaufbau mit all seinen Vorschriften wollen wir so unbürokratisch wie möglich unterstützen.“ Denn das Ziel ist klar: Der „Egg“-Hof soll wieder auferstehen.

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