Was bleibt von Papst Franziskus in der Steiermark? Jede Menge, sagen die verschiedenen Vertreter von Einrichtungen, Vereinen und Orden. Sie sind sich einig: Einen wie ihn gibt es kein zweites Mal. Von der Bewahrung der Schöpfung bis zur Nächstenliebe wollen sie sein Vermächtnis weiterleben.
Mit Papst Franziskus schied auch ein bedeutender Jesuit von der Erde. Er war der erste Vertreter der von Ignatius von Loyola gegründeten Ordensgemeinschaft in diesem Amt – sein Verlust schmerzt genau deswegen bei vielen umso mehr. Auch in der Steiermark.
Hierzulande zählt man nur noch fünf Jesuiten mit Sitz am Fuße der Leechkirche in der Grazer Zinzendorfgasse. Gegründet im Jahr 1573, traten sie als Bildungsorden auf und gründeten etwa die heutige Universität Graz sowie das Akademische Gymnasium. Einer von ihnen ist Thomas Neulinger: „Montagfrüh habe ich nach dem Gottesdienst einen Anruf bekommen. Ich war betroffen und überrascht, war der Papst doch am Ostersonntag noch in der Fernsehübertragung zu sehen.“
Franziskus war für Neulinger „etwas ganz Besonderes“. So gab er der Synodalität, der gemeinsamen Entscheidungsfindung, eine neue Bedeutung. Die zentrale Frage: „Wohin ruft Gott die Kirche?“, erklärt der Ordenspriester, der sich als Jesuit besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst verpflichtete.
Papst mischte sich unter Geflüchtete und Gefangene
Der gebürtige Jorge Mario Bergoglio wird auch als Anhänger von Franz von Assisi in die Geschichtsbücher eingehen. Als dieser bleibt er den steirischen Sozialeinrichtungen in Erinnerung: „Bei ihm war der Name Programm. Franziskus war der Caritas-Papst schlechthin“, sagt Leiterin Nora Tödtling-Musenbichler, die ihn schon 2013 bei einer Rom-Reise kennenlernen durfte.
Bei ihm war der Name Programm. Franziskus war der Caritas-Papst schlechthin.
Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin Caritas Steiermark
Sie beeindruckte, dass er im selben Jahr nach Lampedusa zu den Flüchtlingen reiste und dass er noch am Gründonnerstag das Gefängnis in Rom besuchte. 2015 veröffentlichte er zudem die Enzyklika Laudato si, mit der der Umweltschutz als Bewahrung der Schöpfung eine neue Priorität bekam. „Er hat die Klimakrise als soziale Krise gesehen. Damit hinterlässt er eine große Lücke und ein großes Vermächtnis“, meint Tödtling-Musenbichler.
„Der Schrei der Armen und der Schrei der Erde sind verknüpft“
Ihr stimmt Andreas Gjecaj, Präsident der Katholischen Aktion Steiermark, zu: „Der Schrei der Armen und der Schrei der Erde sind verknüpft. Dieser Gedanke wird nicht mehr verloren gehen.“ In der zwölfjährigen Amtszeit von Franziskus hat es laut Gjecaj eine Aufwertung der Laien in der katholischen Kirche gegeben: „Das Bild aus dem Vatikan, auf dem Priester und Laien an einem Tisch gesessen sind, wird nicht verloren gehen. Man begegnet sich gleichwertig – ohne Hierarchie. In der Steiermark war die Diözesankonferenz ein erster Schritt dazu. Ich glaube nicht, dass der von Franziskus eingeschlagene Weg umgekehrt wird.“
In allen steirischen Pfarren soll es in den nächsten Tagen ein Totengebet für Papst Franziskus geben. Dieses kann auch im Rahmen der Sonntagsmesse stattfinden, heißt es von der Diözese. Im Grazer Dom findet das große Requiem am Donnerstag mit Beginn um 19 Uhr statt. Bischof Wilhelm Krautwaschl wird die Messe zelebrieren, die Dommusik um Domkapellmeisterin Melissa Dermastia die Feier mit dem Requiem in c-moll von Anton Faist begleiten.
Ein Kondolenzbuch wird vor Ort aufliegen, zudem hat die Diözese auf ihrer Webseite ein Online-Kondolenzbuch für den Papst eingerichtet. Auch Andenkenbildchen werden gedruckt und an die Seelsorgeräume geschickt. Am Samstag sollen mit Beginn der Begräbnisfeierlichkeiten in Rom für mindestens eine Viertelstunde die Glocken in sämtlichen steirischen Pfarren läuten.
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