„Krone“-Kommentar

Dieses Konklave wird spannend

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Wer sagt, dass die Kirche in einer Krise steckt, der darf allerdings nicht vergessen, dass sie auch immer Wege aus der Krise gefunden hat – manchmal zu spät, aber schon über 2000 Jahre hinweg. Die Kirche ist auch immer eine Tochter der Zeit, obwohl sie das nicht gerne hören möchte.

Der erste Schritt eines Erneuerungsprozesses ist das Konklave, die Wahl eines Papstes. Johannes Paul II. war der erste Nicht-Italiener seit fast 500 Jahren, Franziskus der erste Nicht-Europäer nach fast 1300 Jahren. Die Tatsache, dass sich der Argentinier als Papst aus einer fernen Welt bezeichnet hat, zeigte aber seine Wurzeln in der europäischen Welt.

Der nächste Papst könnte ein wirklich anderes Weltbild haben. Dennoch bleibt sein Amt jenes eines Bischofs von Rom in Rom.

Papst kann jeder Katholik werden, den die Kardinäle für würdig empfinden. Päpste haben manchmal Kardinäle „in pectore“ (= in der Brust, also nicht öffentlich) ernannt, um sie zu schützen, wie es der Film „Konklave“ zeigt. Somit könnte ein Papst auch aus der Untergrundkirche in China kommen.

Noch nie war ein Kardinalskollegium so heterogen (= verschiedenartig) aus allen Ecken der Welt zusammengesetzt. Die neuen Papstwähler lassen sich nicht in herkömmliche Raster einordnen. Sie haben auch keine Erfahrung darin, dass die ersten Weichen schon gestellt werden, bevor sich die Tore der Sixtinischen Kapelle schließen.

Es wird spannend.