Kührer-Prozess

Ex-Freund: “Ich hab’ ihr sicher nichts getan”

Österreich
19.09.2013 18:24
Am Tag fünf im Prozess um den Tod von Julia Kührer aus Pulkau in Niederösterreich haben Polizeibeamte am Donnerstag über die Ermittlungen ausgesagt, die der Entdeckung der sterblichen Überreste des Mädchens am 30. Juni 2011 auf dem Grundstück des angeklagten Videothekbesitzers in Dietmannsdorf folgten. Im Anschluss wurde dann zwei Stunden lang der Ex-Freund der 16-Jährigen befragt.

2010 hatte das Bundeskriminalamt den Fall neu aufgerollt. Nach Hinweisen auf Cannabismissbrauch sei die Drogenszene in der Region beleuchtet worden, sagte der damalige Chefermittler vor Gericht. Der nun des Mordes angeklagte Michael K. sei als Besitzer der als Jugendtreff fungierenden Videothek Zeuge im damaligen Drogenverfahren gegen eine nun bereits gehörte Zeugin gewesen, betonte der Kriminalist.

Erdkeller bei freiwilliger Nachschau nicht betreten
Nach einem Hinweis auf K. bezüglich der verschwundenen 16-Jährigen fand - nach Terminvereinbarung mit dem 51-Jährigen - am 19. Mai eine sogenannte freiwillige Nachschau in Dietmannsdorf statt. K. habe in Anwesenheit seiner damaligen Freundin bereitwillig die Türen geöffnet, sagte der Beamte. Das leer stehende Haus sei desolat und verwahrlost gewesen, der Garten dicht verwachsen, der verbarrikadierte Eingang zum Erdkeller mit Spinnweben überzogen und von Moos überwuchert. 

Hinein gingen die zu dritt angerückten Ermittler allerdings nicht. Der Hinweis auf Michael K. habe neben dem Verschwinden des Mädchens auch der Vermutung gegolten, es könnte in dem Keller versteckt sein, wunderte sich Verteidiger Farid Rifaat. Er stehe dazu, dass das - im Nachhinein gesehen - ein Fehler gewesen sein mag, es hätte aber keinen Unterschied gemacht, ob die sterblichen Überreste des Mädchens 2010 gefunden worden wären oder ein Jahr später, entgegnete der Beamte.

Trennung aufgrund von Eifersucht
Danach kam der Ex-Freund der 16-Jährigen erstmals vor Gericht zu Wort. Bereits zu Beginn des Prozesses war er geladen gewesen, wegen psychischer Probleme und einem Krankenhausaufenthalt aber nicht erschienen. Der heute 25-Jährige war ab Herbst 2005 mit Julia Kührer zusammen gewesen. An der Suche nach ihrem Verschwinden - unmittelbar nach der Trennung - beteiligte er sich nicht. Er habe das nicht ernst genommen, weil sie schon öfter weggelaufen sei, meinte er leise, beteuerte aber vehement: "Ich hab' ihr sicher nix angetan."

Am Wochenende vor Julias Verschwinden war er mit seiner Schulklasse in Prag gewesen, wobei es zu einer SMS-Auseinandersetzung mit der 16-Jährigen kam - der Grund war ihre Eifersucht. Am Montagnachmittag machte er dann telefonisch endgültig Schluss, blieb tags darauf - am 27. Juni 2006 - der Schule fern. Am Abend rief ihn Julia Kührers Mutter auf der Suche nach ihrer Tochter an.

"In drei Jahren bin ich drogensüchtig oder tot"
Er habe die Beziehung "sehr genossen", wurde eine seiner früheren Aussagen zitiert. Am Donnerstag zeichnete er das Bild eines eher verschlossenen Mädchens mit Stimmungsschwankungen. Cannabis habe sie selbst probieren wollen - aus Neugier. Harte Drogen seien jedoch kein Thema gewesen. Dazu wurde eine ältere Aussage verlesen, wonach ihm die 16-Jährige einmal gesagt hatte, "in drei Jahren bin ich drogensüchtig oder tot."

Michael K. habe ihm angeboten, auf seinem Grundstück Hanf anzubauen, erklärte der 25-Jährige weiter. Vier, fünf Mal sei er dort gewesen, drei Wochen lang habe er eine Pflanze gepflegt. Der "Schmäh" des "Wrestlers" gegenüber Frauen sei eher "tief" gewesen, meinte der Zeuge, und auch, dass K. Interesse an Julia gezeigt habe. 

Verteidiger Farid Rifaat verwies bei der Befragung darauf, dass das Handy des 25-Jährigen am Nachmittag des 27. Juni 2006 - nachdem Julia Kührer am Hauptplatz von Pulkau zuletzt gesehen worden war - in Pulkau eingeloggt war und unmittelbar darauf in seinem Heimatort - dazwischen befinde sich Dietmannsdorf. Auf die Frage, ob der Zeuge dort gewesen sein könnte, meinte dieser: "Möglich", vielleicht beim Heurigen, bei K. aber definitiv nicht.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt, sechs Gutachten werden dabei erwartet.

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