Laptop der Schwester

Die Blanko-Unterschriften von Benkos „Stroh-Mama“

Wirtschaft
23.04.2025 19:55

Fundstück bei den jüngsten Hausdurchsuchungen: Ermittler haben auf dem Computer von René Benkos Schwester diverse „Blanko-Unterschriften“ der Mutter sichergestellt.

Am 23. Jänner 2025 ist für den langjährigen Lebemann René Benko Schluss mit Lustig. An diesem Tag, 8.30 Uhr, klicken im Innsbrucker Innenstadt-Büro die Handschellen. Zeitgleich durchkämmen Ermittler der Soko Signa die Lebenswelten enger Vertrauter. Eine Betroffene: Benkos Schwester, die dem Gründer und Bauherrn des Signa-Konzerns auch in den Monaten nach den Milliardenpleiten als eine Art persönliche Assistentin dient. Auch sie verfügt über eine E-Mail-Adresse der Laura Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck, in der – ebenso wie in der Ingbe-Stiftung in Liechtenstein – erhebliche Vermögenswerte der Benkos gebunkert sein sollen. Als Mitstifterin und Hauptbegünstigte dieser beiden Stiftungen gilt René Benkos Mutter Ingeborg, 74, eine pensionierte Kindergärtnerin.

Der Ordner „Mama“
Laut „Krone“-Recherchen machten die Kriminalisten einen bemerkenswerten Fund: Forensiker stießen beim Durchforsten des Laptops der Benko-Schwester auf einen Ordner mit der Bezeichnung: „Mama“. Darin enthalten: ein knappes Dutzend „Unterschriften“. Im vorliegenden Zwischenbericht heißt es, dass im Zuge der Hausdurchsuchung „zahlreiche Blanko-Unterschriften von Ingeborg Benko sichergestellt werden“ konnten. „Die Unterschriften waren einzeln auf A4-Seiten abgebildet.“

Weiters halten die Ermittler wörtlich fest: „Die Unterschriften unterscheiden sich bei genauer Betrachtungsweise voneinander. Aufgrund der aktuellen Ermittlungen ist nicht erkennbar, zu welchem Zweck die Blanko-Unterschriften angefertigt und in dem Ordner abgelegt wurden. Die Beamten können nicht ausschließen, dass diese Unterschriften teilweise in die zu unterzeichnenden Dokumente eingefügt wurden.“ Zur genauen Klärung bedürfe es demnach weiterer Ermittlungsschritte.

Bankrotteur René Benko behauptet seit den Milliardenpleiten vor mehr als einem Jahr, er persönlich verfüge in Österreich weder über nennenswertes Liegenschaftsvermögen noch über relevante Beteiligungen. Tatsächlich hat der Finanzjongleur schon vor Jahren Millionenwerte in die Stiftungen in Österreich und Liechtenstein transferiert. Begleiterin bei diesen Manövern war Benkos Mutter Ingeborg, in der Masseverwalter eine Art „Stroh-Mama“ erkannt haben wollen. Die zentralen Fragen lauten: Wie sind die vielen Millionen aus dem verschachtelten Signa-Konzern-Konstrukt in die Privatsphäre der Familie geflossen? Und wie profitierte René Benko davon?

Millionen-Schenkung
Ein Beispiel aus dem Dezember 2015 zeigt, wie bereits damals offenbar Millionen aus der Laura Privatstiftung über Umwege wieder zum Privatmann Rene Benko zurückverschoben wurden: Erst wird über 10,99 Millionen Euro diskutiert. Wenige Tage später werden 15 Millionen verschenkt.

Im Mittelpunkt der komplexen Transaktion über Anwälte, Steuerberater und Notar stand Benkos Mutter Ingeborg. Sie kassierte offiziell Millionen aus der Laura Privatstiftung und überwies ihrem Sohn diese Millionen aus der Stiftung weiter – als Schenkung.

Die Warnungen der Berater
Besonders bemerkenswert erscheinen aus heutiger Sicht die damals erteilten Ratschläge und Warnungen der Benko-Berater, die dieses Geld-Karussell begleiteten. René Benkos langjähriger Anwalt Nikolaus Arnold notierte damals in einer E-Mail: „Wie bereits wiederholt festgehalten, müssen wir von Zuwendungen direkt an Herrn Benko abraten.“ Brisanter Hintergrund: René Benko könnte anstelle seiner Mutter als wirtschaftlicher Berechtigter der Laura Privatstiftung angesehen werden. Dies hätte – so der vorsichtige Benko-Anwalt – Offenlegungen gegenüber Banken und der Finanz zur Folge.

Ingeborg Benko gilt trotz ihrer zentralen Rolle in den Stiftungen als eine Art Phantom. Selbst enge Vertraute ihres Sohnes bekamen sie kaum zu Gesicht, obwohl aufgrund der rechtlichen Stellungen wiederholt Unterschriften erforderlich waren. Karin Fuhrmann, TPA-Steuerberaterin und Vorstandsvorsitzende der Familie Benko Privatstiftung, erklärte in einer Einvernahme im März 2025: „Ich habe Ingeborg Benko nur einmal in meinem Leben gesehen.“

„Bei keiner Sitzung dabei“
Auf die Frage, inwieweit Benkos Mutter in Entscheidungen der Privatstiftung eingebunden gewesen sei, erklärte René Benkos Vertraute: „Ingeborg Benko trat in meiner Wahrnehmung insofern auf, als sie die Stifterrechte besessen hat und als solche für Bestellungen und Verlängerungen der Stiftungsvorstände zuständig war.“ Eine weiterführende Funktion will Fuhrmann jedoch nicht erkannt haben: „Eine aktive Rolle ihrerseits habe ich dabei nicht wahrgenommen. Sie war bei keiner Sitzung dabei, bei der ich jemals anwesend war.“

Ingeborg Benkos Anwalt erklärte auf Anfrage, dass ihm die Blanko-Unterschriften nicht bekannt seien. Er betont: Seine Mandantin sei keine Beschuldigte in dem Strafverfahren. Der Rechtsvertreter von Rene Benkos Schwester ließ eine Anfrage unbeantwortet.

Seitens der Anwälte von René Benko hieß es, dass sich Benkos Schwester stets um alle Belange der Mutter gekümmert habe – die allfällige Verwendung dieser Unterschrift sei „stets nur im Einzelfall und stets nur nach ausdrücklichem Einverständnis der Mutter vorab verwendet“ worden. „Ob und wie oft diese aber überhaupt Verwendung fand, weiß Herr Benko gar nicht.“

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