Lange Haft für Täter

Hunde bellten Tankstellenräuber in die Flucht

Oberösterreich
23.04.2025 13:00

„Göd her, oda i stich di o!“ – diesen Satz wird eine 45-jährige Tankstellenangestellte wohl nie vergessen. Ein junger Vorchdorfer (21) hatte im Februar ihren Arbeitsplatz mit einem Messer überfallen wollen. Wegen unerwarteter tierischer Verstärkung hatte er überstürzt die Flucht ergriffen. Am Mittwoch wurde er dafür in OÖ verurteilt.

„Ich hab‘ mir davor schon oft überlegt, ob es funktionieren könnte, und war mir eigentlich sicher, dass es nicht klappt. Auch währenddessen hab' ich mich gefragt, was ich da mache“, so der 21-jährige Vorchdorfer vor Gericht. Erst rund zwei Stunden zuvor war er – wie bereits unzählige Male – bei „seiner“ Tankstelle in Vorchdorf einkaufen gewesen. 

Auf reine Luft gewartet
Die Jacke hatte er gewechselt und einen Kapuzenpulli und ein dunkles Tuch umgewickelt, die Hose war dieselbe. „Dann hab‘ ich vor der Tankstelle gewartet, bis keine Kundschaft da war“, so der Angeklagte in tiefem oberösterreichischem Dialekt.

Mit Messer bedroht
Die zu dem Zeitpunkt einzige anwesende Angestellte (45) berichtete von dem schockierenden Erlebnis: „Ich kam gerade vom Müll-Hinaustragen, als da plötzlich dieser Maskierte im Verkaufsraum war. Er hat mir ein Messer vors Gesicht gehalten und mich mit der anderen Hand hinter den Tresen geschoben.“ Dort habe sie den Panikknopf drücken wollen, was er aber bemerkte und ihre Hand wegstieß. 

Hunde begannen zu bellen
Doch ganz allein war die Kassierin nicht: „Als er mich bedroht hat, haben plötzlich meine Hunde im Hinterzimmer wie wild zu bellen begonnen, zuerst der Ältere, dann auch der Jüngere“, erklärte sie im großen Welser Schwurgerichtssaal. Das soll den Täter so verschreckt haben, dass er Hals über Kopf die Flucht ergriffen habe. Dieser stritt aber beim Prozess ab, die Tiere gehört zu haben.

Gegen Glastür gedonnert
Auf dem Weg hinaus war er mit voller Wucht gegen die sich nur träge öffnende Schiebetür gedonnert und hatte sein Packerl Marlboro bei den Zapfsäulen verloren – Indizien, die ihn gemeinsam mit Überwachungsvideos, der Zeugenaussage überführten.

Hätte nicht sein müssen
Ein konkretes Motiv konnte der 21-jährige Österreicher mit serbischen Wurzeln nicht nennen – er hatte zwar kurz nach dem Lehrabschluss seine Arbeit verloren, habe aber weder hungern noch um seine Wohnung bangen müssen. Für all das sei seine Familie aufgekommen. Auch hätte er beim Unternehmen eines Verwandten arbeiten können, doch daraus wurde nichts.

Mutige Angestellte
Die 45-Jährige wurde körperlich nicht verletzt, leidet aber nach wie vor unter den Folgen. „In der Nacht wache ich immer noch auf, und auch im Nachtdienst habe ich noch so ein Gefühl“, so die langjährige Angestellte. Im Krankenstand sei sie nach der brutalen Tat nicht gewesen, denn: „Ich wollte weiterarbeiten, sonst hätte ich mich danach möglicherweise nicht mehr getraut“, bewies die Frau Mut. 

4,5 Jahre Haft
Die Schöffen fanden schnell zu einem Urteil: Bei einem Strafrahmen von einem bis 15 Jahren für schweren bewaffneten Raub bekam er viereinhalb Jahre Haft – 18 Monate davon „scharf“, 36 Monate wurden bedingt nachgesehen – nicht rechtskräftig. „Wegen der vielen Milderungsgründe – Geständnis, Unbescholtenheit, Versuch und Schadenswiedergutmachung – haben wir ein Urteil im unteren Drittel gefällt, aber dennoch war die Tat eine sehr schwere“, fasste der Richter abschließend zusammen.

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