Die Event-Location „Das Fürst“ in Leithaprodersdorf steht zum Verkauf. Die ÖVP-geführte Gemeinde selbst will zuschlagen und ein Gemeindegasthaus daraus machen. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil unterstützt die Idee und hat dem Bürgermeister bereits eine Bedarfszuweisung versprochen.
Vor zehn Jahren sperrte im ehemaligen Gemeindewirtshaus Fieber in Leithaprodersdorf „Die Schneiderei“ auf, ein ungewöhnlicher Lokal-Mix aus Frisiersalon und Wirtshaus. Während Coiffeur Egon Blümel den Kunden einen neuen Look verpasste, verwöhnte Ehefrau Tamara die Gäste kulinarisch – quasi nach dem Motto „Haare schneiden und einschneiden“. Sieben Jahre lang war das Lokal neben der Kirche ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt, doch dann erkrankte Egon Blümel an Krebs und verstarb.
Das kostet „Das Fürst“
Weil die Witwe den Betrieb nicht alleine weiterführen konnte, verkaufte sie das Lokal im Dezember 2022 an das Leithaprodersdorfer Autohändlerpaar Georg Fürst und Verena Fürst-Sam. Mit viel Liebe zum Detail baute diese das 250 m² große Restaurant und den 1360 m² großen Gastgarten in eine Eventlocation für geschlossene Gesellschaften um. Und richtete, als sich kein passender Pächter fand, Hochzeiten, Taufen, Geburtstagsfeiern, Bälle und Modeschauen einfach selbst aus.
„Mein Sohn Maximilian (22) half mir dabei. Jetzt will er aus der Gastro aussteigen und sich beruflich verändern. Alleine kann ich die viele Arbeit aber unmöglich bewerkstelligen, schon gar nicht nach meiner Herz-OP, bei der mein Leben auf Messers Schneide stand“, seufzt Fürst-Sam, die ihr „Heiligtum“ nun zwangsläufig veräußern muss. Verkaufspreis: 780.000 Euro.
Gasthaus-Projekt in Zagersdorf war ausschlaggebend
Weil in Leithaprodersdorf alle drei Wirtshäuser innerhalb weniger Jahre zugesperrt haben und es seither außer Heurigen kein Kommunikationszentrum mehr gibt, hat die Gemeinde bereits Interesse am Ankauf bekundet. Doch wie bringt ÖVP-Bürgermeister Martin Radatz die finanziellen Mittel dafür auf?
„Nachdem das Land in Zagersdorf den Bau eines neuen Gemeindewirtshauses mitfinanziert, habe ich den dortigen Bürgermeister Ivan Grujic kontaktiert und ihn gebeten, für mich einen Termin bei Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zu vereinbaren. Unser Gespräch fand bereits vor seiner letzten Kehlkopf-Operation statt. Dabei wurde mir im Beisein von Ivan Grujic und den Leithaprodersdorfer SPÖ-Gemeinderäten Karl Posch und Josef Ackermann finanzielle Unterstützung in Form einer Bedarfszuweisung zugesichert“, zeigt sich Radatz über die rasche Zusage sehr erfreut. Wie hoch die Bedarfszuweisung ausfällt, will er nicht verraten, kolportiert wird jedoch „die Hälfte der Anschaffungskosten“ – das wären 390.000 Euro.
Bürgermeister will rasche Abwicklung
Die Familie Fürst – übrigens nicht mit SPÖ-Klubobmann Roland Fürst verwandt – wird ihre Eventlocation aufgrund der gebuchten Veranstaltungen noch bis September selbst führen. Dennoch strebt Radatz schon davor einen zeitnahen Kauf an, „damit ein Pächter gesucht werden kann, der das Lokal im Sinne der Leithaprodersdorfer nahtlos weiterführt“.
Etwas Geduld wird aber vonnöten sein, denn das Land will das kommunale Infrastrukturprojekt „zuerst detailliert evaluieren, um entscheiden zu können, wie und in welchem Umfang es Leithaprodersdorf bei der Umsetzung bestmöglich unterstützen kann“, heißt es aus dem Büro des Landeshauptmannes.
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