Slowenien ist klein an Größe, aber die landschaftliche Vielfalt erstaunt und erfreut. Das betrifft auch das angrenzende Friaul-Julisch Venetien. Weitere gute Reisegründe: eine ausgezeichnete Kulinarik, erlesene Weine, landschaftliche Schönheit und nicht zuletzt die Kulturhauptstadt Europas 2025.
Zum 20 Jahre-EU-Jubiläum Sloweniens war eine erstaunliche Fotoausstellung im 1. Wiener Bezirk, die mir sehr in Erinnerung geblieben ist. Ich lüge nicht, aber fast bei jedem dieser Bilder dachte ich damals, wo ist das? Da muss ich hin! Nun gut, wie das so manchmal ist mit Reisezielen, die eigentlich in der Nähe liegen und man das Gefühl hat, das kann ich jederzeit machen.
Es dauert und braucht mitunter einen Anstoß, der heuer gegeben ist: Nova Gorica ist gemeinsam mit Gorizia Kulturhauptstadt 2025. Das Motto lautet „Borderless“ und ist ausgezeichnet gewählt und beschreibt dieses Novum. „Trotz der Teilung des Territoriums zwischen zwei Ländern sind die Menschen durch ihren guten Willen und das Ziel, eine erste grenzüberschreitende Kulturhauptstadt Europas zu schaffen, geeint“, steht im Prospekt zu lesen.
1947 wurde mit dem Frieden von Paris die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien neu gezogen, und Gorizia/Görz fiel fast zur Gänze an Italien. Weil auf jugoslawischer Seite das urbane Zentrum der Region nun fehlte, entstand ab 1948 Nova Gorica. Edvard Ravnikar war der Architekt der neuen, modernen Stadt mit viel Grün-
flächen, Funktionalität und einem geometrisch angeordneten Straßennetz. Die Wohnungen im Stil des Brutalismus waren bei der Bevölkerung beliebt, erzählt Stana bei der Führung. Sie waren hell, groß und funktionell.
So entwickelte sich eine geteilte Stadt. Der sehenswerte Bahnhof aus der k.u.k. Ära befindet sich ziemlich genau an der Grenze, die mit Sloweniens Beitritt zur EU und zum Schengen-Raum nur noch theoretischer Natur ist. Der Stacheldraht in der Zeit des Kalten Krieges verlief über den Bahnhofsvorplatz, wo nun eine Plakette die exakte Stelle markiert.
Rundum ist ein Mosaik gelegt, das die gesprengten Ketten symbolisiert, weiß Emanuela, die italienische Stadtführerin, die im nahen Triest lebt und sich gut in der Region auskennt. „Österreichisches Nizza“ wurde das alt-österreichische Görz einst genannt, weil in der Zeit der Habsburger die Adeligen und das reiche Bürgertum das milde Klima schätzten. Historische Bausubstanz macht den einstigen Glanz gut sichtbar. Auf dem 148 m hohen Burgberg thront das mittelalterliche Castello.
Ebenfalls weithin sichtbar – nun allerdings wieder in Slowenien – liegt das Franziskanerkloster Kostanjevica, das einige Schätze birgt: die Škrabec-Bibliothek, der Rosengarten mit einer Sammlung von Bourbon-Rosen und nicht zuletzt die Gruft der Bourbonen. Warum die letzten Mitglieder dieses Adelsgeschlechts hier begraben sind? Der abgesetzte französische König Karl X. suchte 1836 mit seiner Familie Zuflucht in Görz, wo er bald darauf starb.
Nova Gorica/Gorizia
Soča/Isonzo
In Solkan, das ist ein Ortsteil von Nova Gorica, sehe ich erstmals die unglaubliche Farbe des Flusses Soča, der im Karst (Triglav Nationalpark) entspringt und in Italien Isonzo heißt. Das reine Wasser erscheint kristallklar, türkisblau, manchmal smaragdgrün, je nach Sonneneinstrahlung. Heute werden die Ufer gerne zum Wandern genützt, ein Naturparadies, das auch als herausfordernde Wildwasserstrecke von Wassersportlern geschätzt wird.
Ein Erholungsparadies, das im Ersten Weltkrieg der Schauplatz einer langen Front und blutiger Schlachten geworden war. In einem denkmalgeschützten Haus in Kobarid (etwa 50 Kilometer entfernt) widmet sich ein mehrfach ausgezeichnetes Museum dem Gebirgskrieg von 1915 bis 1918. Es geht auf eine private Initiative zurück und hat den Zweck, den fürchterlichen Krieg niemals in Vergessenheit geraten zu lassen. Das scheint heute wichtiger denn je zu sein.
Auch am Bergkamm des Kolovrat (1115 m), wo ich mich mit Bergführer Matjaž Černuta treffe, ist die Geschichte allgegenwärtig. Schützengräben, Beobachtungsplätze, Höhlen gehören zum Freilichtmuseum, das am „Weg des Friedens“ liegt. Der Weitwanderweg ist über 500 Kilometer lang, verläuft in 30 Etappen teilweise auf slowenischem, teilweise auf italienischem Gebiet, verbindet die Alpen bis zur Adria.
Ausflugs-Tipps
Die Hügel rund um Nova Gorica/Gorizia bestechen durch landschaftliche Schönheit. Goriška brda oder nur Brda slowenisch, Collio italienisch, ein berühmtes Weinbaugebiet mit Spitzenwinzern und hervorragenden Restaurants, das sich sehr gut mit dem Fahrrad (oder E-Bike) erkunden lässt. Auch hier sind die Grenzen kaum wahrnehmbar, es ist leicht, sich zwischen Italien und Slowenien zu bewegen. Angrenzende Weinbaugebiete: Colli Orientali del Friuli und das Vipava Tal.
Sonstiges
Übernachten:
Restaurants:
Wein:
Alle empfohlenen Weinbaubetriebe bieten Weinverkostungen und Ab-Hof-Verkauf.
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