Interview & Album

Catastrophe & Cure: Zurück zu den alten Wurzeln

Musik
29.04.2025 09:00

Was sich mit dem Vorgänger bereits angedeutet hat, wird auf dem vierten Album „In The Wind“ endgültig vollzogen – die Indie-Band Catastrophe & Cure geht wieder zurück zu ihren Gitarren-Wurzeln. Frontmann Johannes Eder erklärt uns im „Krone“-Talk, wie sich die einstige Schülerband ins Erwachsenenleben transferierte.

Als wir Johannes Eder, Frontmann und Mastermind der aus Steyr stammenden Indie-Band Catastrophe & Cure, vor fast exakt zehn Jahren gegenübersaßen, veröffentlichte die fünfköpfige Combo gerade ihr zweites Album „Undeniable/Irresistible“. Nachdem man für das Debüt „Like Crazy Doves“ den Amadeus-FM4-Award abstaubte, wollte man aus dem engen Korsett des Gitarrenlastigen ausbrechen und sich vermehrt elektronischen Ufern zuwenden. „Diese ständigen Neuerfindungen sind interessant und spannend“, subsumierte Eder den Kurswechsel damals in einem einzigen Satz. Mittlerweile sind wir beim vierten Werk der Wahl-Wiener angelangt und es hat eine Rückbesinnung auf die alten Tage stattgefunden. Was „Somewhere Down The Line“ 2020 bereits klanglich angekündigt hat, wird auf dem Viertwerk „In The Wind“ nun wieder an die Spitze getrieben. Mystisch-düstere Indie-Gitarren, die mal leichter, mal schwerer durch die Gegend flirren und einen basischen Sound propagieren, wie er die Band vor mehr als einer Dekade bekannt gemacht hat.

Nachhilfe ausgeborgt
Die neue und gleichzeitig alte Ausrichtung hat das Quintett schon auf den beiden Übergangs-Singles „Cracks In The Pavement“ und „Not Me Not Now“ zelebriert, die jetzt als Bonustracks auf „In The Wind“ zu finden sind und sich gut an die restlichen Nummern anschmiegen. „Prinzipiell schreiben wir an Songs und arbeiten uns voran“, so Eder im aktuellen Talk mit der „Krone“, „irgendwann spürt man meist, dass hinter den einzelnen Songs doch mehr Konzept dahintersteckt als man anfangs glaubte.“ Mit „Worn Out And Faded“ begann die Reise, doch im Refrain hat anfangs noch einiges gefehlt. „Das war auch der Grund, warum wir uns Luca Celine Mueller von der Band Gardens an Bord geholt haben.“ Nebenbei fertigte man auch den Titeltrack „In The Wind“ und „Like A River“ – zwei nach außen hin naturbezogene Songs, die das Album eröffnen.

„Das ist einerseits Zufall, dann aber wohl doch wieder nicht“, lacht Eder, „meine Texte sind am Anfang meist abstrakte Gemälde, die vielleicht nicht gleich einen Sinn ergeben. Am Ende, wenn man dann auf alle einzelnen Kapitel draufschaut, kristallisiert sich aber größtenteils ein Muster heraus, das sich aus meinem Zugang zum Texten ergibt. Mir ist schon wichtig, dass jeder Hörer die Texte für sich deuten kann und ich keine vorgefertigten Antworten vorlege, aber die eigenen Gedankengänge lassen sich natürlich nicht aus dem Gesamtkontext herausreißen.“ Der Albumtitel kann unterschiedlich aufgefasst werden. Einerseits als etwas Nebulöses, Unklares, das im Wind mitschwingt und die Gesellschaft verändert. Andererseits kann es auch eine gewisse Verlorenheit symbolisieren in einer Welt, in der Struktur und Ordnung zunehmend verlustig gehen. „Schon allein durch die mehrfache Bedeutungsebene ist der Titel nicht schlecht. Zudem spiegelt es ganz gut die Themen Vergänglichkeit und Flüchtigkeit wider. Am Ende des Tages wird keiner das Rennen gegen die Zeit gewinnen – warum also hasten wir immer so sehr?“

Mehr geistige Flexibilität
Diese Form der Vergänglichkeit findet sich in diversen Songs auf „In The Wind“ wieder. „Stuck“ etwa stellt sich die Frage, wie der Lebensentwurf einmal ausgesehen hat und was aus den ursprünglichen Plänen wurde. Die sich mittlerweile in ihren 30ern befindlichen Bandmitglieder sind von der Schülerband längst in unterschiedlichen Berufen angekommen, was automatisch auf Kosten der jugendlichen Ungezwungenheit geht. „Wir alle in der Band haben längst andere Baustellen als früher. Wenn ich mich mit meiner Gitarre hinsetze und an Songs arbeite, habe ich noch immer dieselbe Begeisterung wie früher. Wir schauen auch, dass wir uns - wie gewohnt – am Sonntag im Proberaum treffen, um an der Musik zu arbeiten, aber um diese Konstanten herum hat sich prinzipiell alles verändert.“ In der Gegenwart arbeiten die Bandmitglieder auch lose an Ideen und treffen sich nicht immer zum Jammen und gemütlichen Biertrinken. „Dafür hat die geistige Flexibilität zugenommen“, lacht der Frontmann, „wenn jemand gerade weniger Zeit hast, ist das auch okay. Wir finden andere Wege, um an dem Projekt zu arbeiten.“

Eine Band per se sieht Eder als interessantes Gefüge, das ganz speziellen Dynamiken folgt. „Es hat einen Grund, warum bei so vielen Bands nach zwei oder drei Alben die Luft draußen ist. Wir haben jetzt das vierte Album, dazwischen gab es auch zwei EPs und alles fühlt sich noch immer frisch an. Wir haben vor zehn Jahren vielleicht in größeren Locations gespielt, aber andererseits machen wir das seit 15 Jahren und es kommen noch immer viele Leute, die unsere Musik schön finden. Wenn das kreative Feuer lodert, dann lodert es halt. Am Ende des Tages ist das gemeinsame Livespielen immer noch die größte Motivation für uns, weil wir alle darin aufgehen.“ So befindet sich „In The Wind“ in einer Zwischenwelt aus nostalgischer Rückschau, gegenwärtiger Motivation und der Freude an allem, was noch kommt. Das passiert – wie üblich bei Catastrophe & Cure – vorwiegend in Moll. Aus dem gewohnten Korsett bricht man nur selten aus. „Fröhliche Songs zu schreiben, finde ich unheimlich schwierig. Ein bisschen Zweckoptimismus, dass irgendwann auch mal wieder bessere Zeiten kommen werden, wollten wir aber schon aufs Album packen.“

Angenehm im Hintergrund
Waren Catastrophe & Cure zu ihren Anfangszeiten noch in den Ausläufen des Indie-Pop-Trends verankert, blieb man seinem eigenen Sound treu und entfernte sich dabei gleichzeitig von allem, was derzeit cool und angesagt ist. Diese nicht bewusst gewählte, sondern authentisch durchgezogene Verweigerungshaltung jeglicher Popularitätsentwicklungen gegenüber hat sich längst zu einer Stärke für die Band herausgestellt. Das große Stichwort heißt Zeitlosigkeit, und die hat man mit „In The Wind“ längst erreicht. Übrigens: Die Band tritt diesen Frühling in den direkten Kampf mit dem Soloalbum von Pande, also Bandmitglied Dominik Pandelidis an, der in wenigen Wochen sein Album veröffentlicht. „Das ist alles sehr entspannt“, lacht Eder, „ich spiele in Pandes Band Bass, kann mich darauf konzentrieren und muss sonst nichts machen. Das ist eine sehr angenehme Position. Ich mag die Rolle als Frontmann unserer Band schon und glaube auch, dass ich sie ganz gut im Griff habe, aber ich habe auch kein Problem damit, nur mit einem Bass auf der Bühne zu stehen und im Hintergrund zu bleiben.“ Understatement pur: So angenehm und ungezwungen wie das neue Album von Catastrophe & Cure.

Tour durch Österreich
Mit „In The Wind“ im Rücken, geht es für Catastrophe & Cure dieser Tage auch auf Österreich-Tour. Die Termine: 30. April im Röda in Steyr, 1. Mai in der Kulturfabrik Kufstein, 2. Mai im Spielboden Dornbirn, 3. Mai im Freiraum in Übersee, 22. Mai in der Wiener Arena, 23. Mai in der Stadtwerkstatt Linz und am 24. Mai in der ARGEkultur in Salzburg. Unter www.oeticket.com finden Sie alle Termine und weitere Informationen zu den einzelnen Konzerten.

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