Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) sind langlebige, menschengemachte Chemikalien, die in der Umwelt kaum abgebaut werden und als gesundheitsschädlich gelten. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) fand sie in rund einem Drittel von 229 getesteten Alltagsprodukten.
Kontrolliert wurden unter anderem Heimtextilien, Küchen- und Gesundheitsprodukte. „Jedes fünfte getestete Produkt enthielt PFAS sogar in Mengen, die über den derzeitigen bzw. künftigen EU-Grenzwerten liegen“, berichten die Testerinnen und Tester im Magazin „Konsument“ (Mai-Ausgabe). Die erschreckend hohe Verbreitung der Industriechemikalien berge „unabsehbare Folgen für Gesundheit und Umwelt“. Sie werden laut VKI mit Erkrankungen wie Leber- und Nierenschäden, Fortpflanzungsproblemen, Beeinträchtigungen des Immunsystems und bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht.
PFAS werden aufgrund ihrer schmutz- und wasserabweisenden Wirkung eingesetzt, insgesamt gibt es rund 15.000 solcher Verbindungen. „Das Problem an PFAS ist, dass sie Kohlenstoff-Fluor-Bindungen enthalten“, sagte VKI-Chemikalienexpertin Birgit Schiller. „Daher sind sie in der Umwelt kaum abbaubar, weshalb PFAS auch als ‚Ewigkeitschemikalien‘ gelten. Man findet sie mittlerweile überall – im Boden, im Wasser, und über die Nahrungskette gelangen sie zunehmend auch in den menschlichen Organismus.“
Wo PFAS gefunden wurden
An der Untersuchung beteiligt waren neben dem VKI Organisationen aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Kanada, Niederlande, Norwegen und Slowenien. Insgesamt wurden in 65 von 229 Produkten, etwa 30 Prozent, hohe Mengen organisches Fluor festgestellt, ein Hinweis auf die Verwendung von PFAS, da diese Stoffe immer an Kohlenstoffatome gebundenes, also organisches Fluor enthalten. In den meisten seien aber auch spezifische PFAS nachweisbar gewesen. 48 Produkte (21 Prozent) enthielten sie in Mengen, die sogar über den derzeitigen sowie über den ab Jänner 2026 geltenden EU-Grenzwerten liegen.
Wer PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) vermeiden möchte, sollte auf bestimmte Begriffe in den Produktinfos achten:
PFC, PTFE, Fluorelastomer, Fluorkautschuk, Fluorpolymer oder Fluorkohlenstoff – sie alle deuten auf PFAS hin.
Bei Kleidung oder Heimtextilien können Öko-Labels helfen. Verlässlich sind etwa „Öko-Tex Standard 100“ oder „GOTS“ (Global Organic Textile Standard).
Betroffen waren fast alle Produktkategorien: PFAS steckten laut VKI in Airfryern, Backpapier, Hautpflastern und Sporttapes, Textilimprägniersprays, Menstruationsunterwäsche, Muffin- und Cupcake-Formen, Popcornsackerln, Zahnseide und Armbändern für Fitness-Tracker. Von 59 untersuchten Textilproben enthielten 41 Prozent PFAS. Das traf insbesondere auf Tischdecken, Schürzen und Polsterbezüge zu.
„Bedenklich ist auch, dass fast jedes fünfte Produkt, das mit Lebensmitteln in Berührung kommt, PFAS enthielt“, sagte Schiller. Die Verbreitung gehe aber noch viel weiter. „Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass die Chemikalien etwa auch in antihaftbeschichteten Bratpfannen, Outdoor-Kleidung, Kosmetika, Kinderwagen, Fahrradanhängern, Farben, Fahrradölen oder in Möbeln enthalten sein können.“ PFAS seien allgegenwärtig.
Bedenklich ist auch, dass fast jedes fünfte Produkt, das mit Lebensmitteln in Berührung kommt, PFAS enthielt.
VKI-Chemikalienexpertin Birgit Schiller
Kennzeichnung gefordert
Der VKI setzt sich für ein Verbot von PFAS ein. „Auch, weil die negativen Folgen für die Gesundheit und die Umwelt derzeit nicht annähernd abschätzbar sind“, warnte Schiller. Zumindest sei aber eine verpflichtende Kennzeichnung nötig. Aktuell würden auf vielen Produkten derartige Angaben fehlen, Konsumentinnen und Konsumenten können daher nicht erkennen, „ob diese schädlichen Verbindungen in alltäglich gebrauchten Gegenständen enthalten sind“.
Wer PFAS vermeiden möchte, sollte bei den Produktinformationen auf Begriffe wie PFC, PFTE, Fluorelastomer, Fluorkautschuk, Fluorpolymer oder Fluorkohlenstoff achten. Diese Materialien werden allesamt mit PFAS hergestellt. Bei Textilien könne man auf Öko-Labels wie Öko-Tex 100 oder GOTS zurückgreifen.
Behalten oder entsorgen?
Bei der Frage „Behalten oder entsorgen?“ komme es auf das Produkt an: PFAS stellen vor allem bei der Herstellung und Entsorgung ein Problem dar, da sie dabei in die Umwelt gelangen können, erläuterte der VKI. Während der Nutzungsdauer geht von vielen Erzeugnissen hingegen keine unmittelbare Gefahr aus – sie können verwendet werden, bis sie abgenutzt sind.
Bei bestimmten Konsumgütern können sich PFAS aber während der Verwendung lösen. Dazu zählen laut den Konsumentenschützern Materialien mit Kontakt zu Lebensmitteln wie Butterbrotpapier, Backformen oder beschädigte beschichtete Pfannen sowie Verpackungen wie Backpapier, Papierjausensackerl oder Popcornsäckchen. Auf solche Produkte sollte möglichst verzichtet werden, ebenso auf Kosmetika oder Imprägniersprays, die PFAS enthalten.
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