Heftige Nachbeben
Fachleute warnen vor Katastrophe in Istanbul
Die Erdbebenserie in der türkischen Metropole Istanbul reißt nicht ab. Nach den schweren Erdstößen am Mittwoch – krone.at berichtete – meldete der Katastrophendienst AFAD Donnerstagfrüh weitere Nachbeben, darunter eines der Stärke 4,1. Indes warnen Fachleute vor einem zerstörerischen Beben, das Zehntausende Opfer fordern könnte.
Am Mittwoch hatte in Istanbul die Erde mehrfach gebebt – kurz vor 13 Uhr Ortszeit registrierte die AFAD das bisher stärkste Beben der Stärke 6,2 mit einem Epizentrum im vor der Stadt gelegenen Marmarameer. Zahlreiche weitere Erdstöße der Stärken 4 bis 5 folgten – inzwischen waren es bereits knapp 200.
Bevölkerung steht unter Schock
Nach den Erdbeben und den zahlreichen Nachbeben steht die Bevölkerung der Millionenmetropole Istanbul unter Schock. Viele Menschen verbrachten die Nacht auf Donnerstag im Freien und schlugen - etwa in Parks oder auf anderen Grünflächen - Zelte auf (siehe Bild unten).
Der Katastrophendienst AFAD warnt vor dem Betreten gefährdeter Gebäude. „Aufgrund der Nachbeben, die nach dem Hauptbeben anhalten, ist es wahrscheinlich, dass Erdbeben bis zu einer bestimmten Stärke für eine gewisse Zeit auftreten werden“, hieß es.
Das Beben hat zwar keinen größeren Schaden angerichtet, aber die Angst vor einer – laut Experten unabwendbaren – Katastrophe befeuert. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Mittwochabend: „Unsere Bürger können beruhigt sein. Als Staat werden wir weiterhin rund um die Uhr mit allen unseren Einheiten in Alarmbereitschaft bleiben und für unsere Nation arbeiten, die Situation unter Kontrolle zu haben.“
Istanbul ist nicht erdbebensicher
Beruhigt sind aber wohl die wenigsten der Bewohner. Obwohl Experten seit Jahrzehnten vor einem großen Erdbeben warnen, gilt die Metropole am Bosporus - das am dichtesten besiedelte Gebiet des Landes – nicht als erdbebensicher. Zwar wurde in den vergangenen Jahren auch vor dem Hintergrund der verheerenden Erdbebenkatastrophe im Südosten des Landes 2023 Programme zur Erneuerung gefährdeter Gebäude vorangetrieben. Mehr als eine Million Gebäude gelten aber immer noch als nicht sicher.
Die Türkei liegt in einer der seismisch aktivsten Gegenden der Welt. Experten gehen davon aus, dass das befürchtete Großbeben mit einer Stärke von etwa 7 Zehntausende Menschen töten könnte. Als Grund wird etwa die schlechte Bausubstanz genannt.
Zwölf Gebäude vorsorglich evakuiert
Laut dem Istanbuler Gouverneursamt gab es zunächst keine Berichte über eingestürzte Gebäude. Die Bürger wurden gebeten, Ruhe zu bewahren und sich beschädigten Gebäuden nicht zu nähern. Der Minister für Verkehr und Infrastruktur, Abdulkadir Uraloglu, schrieb auf der Plattform X, es seien bei einer ersten Bestandsaufnahme keine Schäden an Straßen, Flughäfen, Zügen und U-Bahnen festgestellt worden. Laut Städtebauminister Murat Kurum (AKP) wurden zwölf Gebäude vorsorglich evakuiert.
Experten warnen vor starkem Hauptbeben
Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein weiteres starkes Beben folge, sagte der Geologe Okan Tüysüz dem Sender NTV. Das Hauptbeben werde noch kommen, schrieb Erdbebenforscher Naci Görür auf der Plattform X (vormals Twitter).
Die Region ist Teil des Nordanatolischen Verwerfungssystems, einer großen tektonischen Plattengrenze, die für zerstörerische Erdbeben mit vielen Opfern bekannt ist. Die Verwerfung verläuft nur wenige Kilometer vor der Stadt im Marmarameer.
Hinzu kommt, dass Istanbul teilweise auf ungünstigem Untergrund liegt: Der südwestliche Teil der Stadt etwa liegt nicht auf festem Untergrund wie Granit, sondern auf einer ausgetrockneten Lagune.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.