Die Industrie kommt nur sehr langsam aus der Rezession. „Trotz einem gegenüber dem Vorquartal geringfügig besseren Geschäftsklima, ist die Lage immer noch deutlich unterkühlt“, sagt Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer.
Wie die Konjunkturumfrage der Vorarlberger Industrie für das 1. Quartal 2025 zeigt, steigt der Geschäftsklimaindex nur leicht von -9 auf -3,5 Prozent-Punkte. Damit befindet sich dieser Index, der das Mittel der derzeitigen und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten zeigt, seit dem 3. Quartal 2022 durchgehend im negativen Bereich.
15 Prozent der Vorarlberger Industriebetriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. 74 Prozent bewerten sie durchschnittlich. Nur für 11 Prozent ist sie gut. Das wird sich auch mit Blick auf die kommenden sechs Monaten nicht ändern. „Wir hoffen auf eine Trendwende für 2026, noch fehlen jedoch konkrete Signale in diese Richtung“, betont Amann.
Die Auftragslage ist weiterhin schwach und liefert wenig Fundament für einen Aufschwung. Auch aus dem Ausland gibt es keine Wachstumsimpulse, denn die Auslandsaufträge bleiben auf niedrigem Niveau. In den Betrieben wird aufgrund der Inflation und der Zölle mit einem Ansteigen der Verkaufspreise gerechnet. Dramatisch ist daher die Beurteilung der Ertragslage: Für 47 Prozent der befragten Unternehmen ist diese derzeit schlecht, nur vier Prozent bezeichnen sie als gut. Dabei lag der Befragungszeitraum im März – der aktuelle globale Handelskonflikt war daher noch wenig eingepreist.
Die Branchenergebnisse
Beim größten Industriezweig Vorarlbergs, der Maschinen und Metall-Industrie, macht sich vor allem die derzeit schlechte Ertragslage bemerkbar. Die Lebensmittelindustrie bleibt weiterhin der stabilste Bereich, mit vergleichsweise positiven Werten. Die Branche ist eng mit der Verpackungsindustrie verbunden, die sich dadurch ebenfalls als standhaft erweist. Weiter wenig erfreulich sind die Rückmeldungen aus der Textilindustrie. Kein Unternehmen spricht von einer guten Geschäftslage. Gänzlich ohne positive Signale sind die Werte in der Elektro- und Elektronikindustrie.
Um eine Trendwende zu erreichen, wäre es aus Sicht von Amann sinnvoll, das europäische CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) zu überarbeiten, damit betroffene Unternehmen wieder wettbewerbsfähig produzieren könnten. Es brauche einen CO2-Kostenausgleich für Exporte aus der EU sowie eine Verlängerung der kostenlosen Zuteilung von CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems. „Wenn Hersteller von außerhalb der EU ohne CO2-Kosten anbieten können, sind unsere Unternehmen auf den Weltmärkten nicht mehr wettbewerbsfähig“, erklärt Amann den Hintergrund.
Zurückhaltung bei KV-Verhandlungen
Was die anstehenden KV-Verhandlungen betrifft, hat Amann eine klare Botschaft: „Unbedingte Zurückhaltung ist ein Gebot der Stunde. Die Gemengelage ist aktuell höchst anspruchsvoll. Die Realitäten auf allen Ebenen dürfen nicht verkannt werden. Wir liegen bei der Erhöhung von Löhnen und Gehältern im europäischen Spitzenfeld – beim Wirtschaftswachstum ganz hinten.“
An der quartalsmäßigen Umfrage der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) und der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg haben sich 31 Unternehmen mit 20.364 Beschäftigten beteiligt.
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