Kurz vor den Landtagswahlen in Wien wollen wir Themen mit unseren Leserinnen und Lesern diskutieren, die für viele entscheidend für das Kreuz am Wahlzettel sind. Heute fragen wir: Sollte der Zugang zu Gemeindewohnungen stärker auf Menschen mit geringem Einkommen fokussiert werden?
Der Wiener Gemeindebau genießt einen ausgezeichneten Ruf und bietet vielen Menschen leistbaren Wohnraum. Doch aktuell ist der Zugang zu diesen Wohnungen an Einkommensgrenzen gebunden, die von einigen als vergleichsweise hoch empfunden werden. Das führt zu einer Diskussion darüber, ob eine Senkung dieser Grenzen nicht ärmeren Bevölkerungsschichten einen bevorzugten Zugang ermöglichen und gleichzeitig die soziale Durchmischung in den Wohnanlagen beeinflussen würde.
wohnen im Wiener Gemeindebau. Das ist mehr, als Linz,
Innsbruck und Klagenfurt zusammen Einwohner
haben. Jeder vierte Wiener lebt in einer der über 1800 Wohnhausanlagen.
Pro:
Eine stärkere Fokussierung auf Haushalte mit geringem Einkommen könnte dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu verringern und jenen Menschen ein sicheres und leistbares Zuhause zu bieten, die es am dringendsten benötigen. Durch niedrigere Einkommensgrenzen würden die knappen Ressourcen im Gemeindebau gezielter an jene vergeben, für die der freie Wohnungsmarkt oft unerschwinglich ist. Dies könnte Armutsgefährdung entgegenwirken und die soziale Teilhabe von Menschen mit geringen finanziellen Mitteln stärken. Zudem argumentieren Befürworter, dass der ursprüngliche Gedanke des sozialen Wohnbaus darin bestand, gerade den Schwächsten der Gesellschaft ein Auffangnetz zu bieten. Eine Senkung der Einkommensgrenzen würde somit eine Rückbesinnung auf diese ursprüngliche Intention darstellen.
Der Wiener Gemeindebau ist das Aushängeschild des kommunalen Wohnbaus in Europa und eine wichtige Stütze der Daseinsvorsorge in unserer Stadt.
Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ)
Bild: Urbantschitsch Mario
Contra:
Kritiker einer stärkeren Einkommensfokussierung befürchten eine mögliche Verringerung der sozialen Durchmischung in den Gemeindebauten. Wenn vorwiegend Haushalte mit sehr ähnlichen Einkommensverhältnissen in einem Komplex leben, könnte dies zu einer Homogenisierung der Bewohnerschaft führen und den Austausch unterschiedlicher sozialer Gruppen erschweren. Eine vielfältige Bewohnerschaft hingegen kann das soziale Klima bereichern, Vorurteile abbauen und zur Integration beitragen. Zudem argumentieren Gegner, dass die aktuellen Einkommensgrenzen bereits einen guten Kompromiss darstellen, der sowohl leistbaren Wohnraum für einen breiten Bevölkerungsteil ermöglicht als auch eine gewisse soziale Mischung gewährleistet. Eine drastische Senkung der Grenzen könnte zudem dazu führen, dass auch Menschen knapp über der neuen Grenze Schwierigkeiten hätten, adäquaten Wohnraum zu finden, ohne dass der freie Markt für sie erschwinglicher würde.
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Wie ist Ihre persönliche Erfahrung mit dem Wiener Gemeindebau? Kennen Sie Menschen, für die der Zugang aufgrund der Einkommensgrenzen schwierig war oder ist? Glauben Sie, dass eine Senkung der Einkommensgrenzen tatsächlich den ärmsten Menschen zugutekäme, oder sehen Sie dabei auch potenzielle Nachteile?
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