Jurist (31) mittendrin

Lange Haftstrafen für heimische Drogenmafia

Gericht
24.04.2025 15:23

Wie die Mafia agierte eine österreichweite Drogenbande. Im Wiener Landl sitzen nun der Kopf der Organisation, seine rechte Hand und drei weitere junge Männer vor Gericht. Sie alle fassen wegen unter anderem Suchtgifthandels teils lange Haftstrafen aus. Ein 31-jähriger Jurist und Ex-Rechtsanwaltsanwärter entschuldigte sich als Zeuge vor Gericht – auch er war Teil der mafiösen Gruppe.

Fünf junge Männer sitzen im Landesgericht Wien nebeneinander auf der Anklagebank – sie geben nicht gerade das Bild einer hochkriminellen Drogenmafia ab. Aber der Schein trügt: Ab April 2023 betrieben die 25- bis 40-Jährigen Drogenhandel im großen Stil. „Dabei haben sie hochprofessionell agiert“, erklärt der Staatsanwalt.

Koordinator, Sekretärin und Taxler
Aufgebaut war die kriminelle Vereinigung in verschiedene Ebenen; fast wie ein Unternehmen. Eine, die für die Koordination und Preisbildung zuständig war und eine, die die Vorbereitung und Auslieferung übernahm. Selbst ein Taxler war mit von der Partie.

30-Jähriger war der „Chefe“
„Es gab sogar eine Art Sekretärin“, merkt der Ankläger an. Sie verband die unteren Ebenen mit der „Führungsposition“. Diese übernahm ein 30-jähriger Österreicher – mit dem Spitznamen „Chefe“. Sein Verteidiger Franz Pechmann sagt in seinem Namen: „Ja, er hat das Netzwerk aufgebaut, das stimmt.“ Das Suchtgift, meist Cannabis und Kokain, bekam er von Marokkanern. Es geht um kiloweise Drogen ...

Sichergestelltes Suchtgift und Bargeld (Bild: LPD Wien)
Sichergestelltes Suchtgift und Bargeld

Doch das ist nicht alles: Im Zuge der Handyauswertungen wurden erschreckende Fotos gefunden. Bewusstlos geprügelt und mit den Händen hinter dem Rücken gefesselt, liegt ein junger Mann auf einer Couch in einem Hotelzimmer. Szenen, die an Foltermethoden erinnern und die im Prozess nun auch Thema sind. „Weil er die Angeklagten bei der Polizei verraten haben soll“, so der Staatsanwalt. Beim Opfer handle es sich um ein Mitglied einer konkurrierenden Vereinigung, das nach dem Angriff untertauchte.

Steirischer Jurist als Drogendealer
Mittendrin in der mafiösen Struktur: ein steirischer Jurist. Der ehemalige Rechtsanwaltsanwärter (31), der damals aber schon als selbstständiger Künstler arbeitete, soll sein Gehalt mit Suchtgiftgeschäften aufgebessert haben. Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelte und im Landesgericht Leoben wurde bereits im Oktober 2024 verhandelt: 14 Monate teilbedingte Haft lautete das rechtskräftige Urteil. Vier davon musste der Steirer tatsächlich in Haft. Die saß er auch schon ab, bestätigte die Anklagebehörde.

Lange Haft für Kopf von mafiöser Bande
Ganz so glimpflich kommen die Männer im Wiener Landl nicht davon: Der österreichische Kopf der Organisation muss sechs Jahre ins Gefängnis. Seine rechte Hand, verteidigt von Anwalt Philipp Wolm, fasst 30 Monate fest aus. Der Dritte in der Rangfolge und Mandant von Noah McElheney muss dreieinhalb Jahre im Gefängnis absitzen.

Von links nach rechts: Lukas Hruby, Noah McElheney, Philipp Wolm, Franz Pechmann und Johannes Fouchs verteidigen im großen Drogenprozess. (Bild: Sophie Pratschner)
Von links nach rechts: Lukas Hruby, Noah McElheney, Philipp Wolm, Franz Pechmann und Johannes Fouchs verteidigen im großen Drogenprozess.

Recht mild kommt die unterste Ebene der Organisation davon: Ein Laufbursche wird zu 30 Monaten, davon fünf in Haft verurteilt. Denn mittlerweile hätte er sich eine rechtschaffende Arbeit als Zugbegleiter gesucht. „Er hat wirklich ins Leben zurückgefunden“, so sein Anwalt Lukas Hruby. Der Taxler der Drogenbande fasst 24 Monate, davon vier im Gefängnis aus – die saß der Mandant von Johannes Fouchs aber schon in U-Haft ab. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. 

Die Causa ist damit aber noch nicht erledigt. „Da gibt es noch viel, viel mehr Leute“, weiß Anwalt Philipp Wolm. Seit Oktober 2023 laufen die Ermittlungen der Landeskriminalämter Wien, Außenstelle Zentrum Ost und der Steiermark. Nacheinander konnten mittlerweile 15 Hauptverdächtige ausgeforscht werden. Insgesamt ging es um 95 Kilogramm Cannabis, 511 Gramm MDMA, 237 Gramm Kokain, zweieinhalb Kilogramm Ketamin und zwei Faustfeuerwaffen …

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