Immer älter wird die Bevölkerung, betonen Niederösterreichs Spitalslandesrat Ludwig Schleritzko und Landesgesundheitsagentur-Vorständin Elisabeth Bräutigam laufend. Gleichzeitig verwehren aber Altersgrenzen eine Spezialbehandlung, schlägt das Klinikpersonal Alarm. Die beste Therapie sei diese auch nicht immer, so der Klinikbetreiber.
Der massive Umbau des Gesundheitswesens, der im Gesundheitspakt ausgearbeitet wurde und nun umgesetzt werden soll, schlägt immer höhere Wellen. Spitalsmitarbeiter aus mehreren Teilen Niederösterreich meldeten sich bei der „Krone“, weil ihnen ein Umstand große Sorgen bereitet: Spezialmedizinische Abteilungen sind immer wieder überlastet. Gleich mehrmals wird das am Beispiel einer der sieben „Stroke Units“ im Land berichtet, die auf die Versorgung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind.
Szenen aus der Spitalspraxis
„Wenn dort gerade wieder alle Betten belegt sind, wird man nicht selten einfach abgewimmelt“, wird aus der Spitalspraxis berichtet. Da werde zunächst dann oft auch nur das Alter des Patienten abgefragt – ohne den Gesamtzustand zu berücksichtigen. Nur bei Personen, die offenbar jung genug sind, finden auch Vorerkrankungen und andere medizinische Faktoren Beachtung. Und auch da habe man oft den Eindruck, es sollen nur Gründe gefunden werden, um einen Patienten nicht aufnehmen zu müssen. „Aus der Sicht der Kollegen von ausgelasteten Abteilungen ist das ja verständlich. Aber keiner kann so ein Gesundheitssystem wollen“, lautet der Tenor.
Einsparen mit eingeschränktem Zugang?
Der Gesundheitspakt soll sich an den künftigen Herausforderungen und damit auch an der immer älter werdenden Bevölkerung orientieren. Spitalslandesrat Ludwig Schleritzko und die Vorständin der Landesgesundheitsagentur (LGA), Elisabeth Bräutigam, betonen häufig diesen Umstand – 2050 soll fast jeder dritte Niederösterreicher über 65 Jahre alt sein. Der Vorwurf der Klinik-Insider: Eingespart werde, indem man zwar Spezialmedizin anbiete, aber dann vielen Älteren den Zugang dazu verwehre.
Patienten am besten geeigneten Ort zu behandeln war und ist das Ziel. Spezialisierung führt zur Verbesserung der Versorgungsqualität.
Spitalslandesrat Ludwig Schleritzko
Bild: Molnar Attila
Expertenarbeit für bestmögliche Absicherung
Das wollen weder Schleritzko noch die LGA so stehen lassen. „Mehr als 50 Experten haben den Gesundheitsplan entwickelt, der mit breiter Mehrheit in der Regierung und im Landtag beschlossen wurde. Ziel ist, die bestmögliche Gesundheitsversorgung langfristig abzusichern. Daran werden wir nicht rütteln“, heißt es aus dem Büro des Landesrats. Die LGA betont, dass Alter ein Faktor bei der Behandlung sein kann: „Man muss immer Chancen und Risiken abwägen – dazu gibt es Leitlinien, die auf wissenschaftlichen Studien basieren. Ärzte entscheiden das sorgfältig und umsichtig.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.