Unfassbare Vorwürfe gegen einen 46-Jährigen in Kärnten: Er soll nach patriarchalischem Kodex seine Frau rund um die Uhr überwacht haben – mit GPS-Tracker und Kameras in jedem Zimmer.
Staatsanwältin Barbara Baum gerät in Fahrt, als sie die Anklage auflistet: „So etwas ist mir noch nie untergekommen – der Mann hat seine Frau über ein Jahrzehnt misshandelt, bedroht, ihr Kontakte untersagt, vorgeschrieben, ob sie die Pille nehmen oder zum Friseur darf. Er hat sie ständig überwacht und sich bei seinem Tun auf einen albanischen Kodex aus dem 15. Jahrhundert berufen.“ Dieser definiert die Rolle des Mannes als absolutes Oberhaupt der Familie – nur er entscheidet über das Schicksal von Frau und Kindern.
Angeklagter spricht von einer „normalen Ehe“
Der Angeklagte, 2017 aus Mazedonien zugewandert und nun seit Monaten in Untersuchungshaft, hört sich alles ruhig an. „Ich liebe meine Frau und meine drei Kinder, sie sind alles für mich!“, betont er, dass er sich nicht erklären könne, warum seine Angetraute plötzlich ins Frauenhaus geflüchtet sei und diese „absurden“ Vorwürfe erhebe. Man habe eine normale Ehe geführt; die Kameras in der Wohnung seien lediglich zum Schutz der Kinder installiert gewesen.
Das Verteidigerduo Philipp Tschernitz und Mirsad Musliu kritisiert „einseitige Ermittlungen, die nur auf den Angaben der Ehefrau beruhen. Nicht einmal das Handy ist ausgewertet worden!“ Zudem seien Briefe mit vermeintlichen Drohungen schlicht falsch übersetzt worden – das Drama spielt sich im nordmazedonischen Gege-Dialekt ab.
Richter Gerhard Pöllinger-Sorre muss nun aufdröseln, was Stalking ist, das der Angeklagte weinend zugesteht, und wo die mit bis zu 15 Jahren Haft bedrohte fortgesetzte Gewaltausübung beginnt. Das dauert – vertagt.
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