Standln in Mariazell

Die Welt der Pilger auf nur acht Quadratmetern

Steiermark
26.04.2025 06:00

Die Wallfahrersaison nach Mariazell beginnt – und damit auch das Geschäft für die Ladenbesitzer bei der Basilika. In den fast 200 Jahre alten Standln gibt es auf wenigen Quadratmetern Devotionalien und Kitsch. Eine Betreiberin erzählt von mühsamen Wintern, dem Ansturm von Bikern und dem Fehlen von Konkurrenzgedanken.

Die Devotionalienstandln gehören zu Mariazell, wie für die meisten Pilger der ersehnte Anblick der Gnadenmutter. Vor rund 700 Jahren hat die Wallfahrt hierher begonnen, seit dem Jahr 1400 sind die ersten solcher Läden überliefert. In früheren Zeiten wurde neben Andenken vor allem Praktisches angeboten, es gab auch Dienstleistungen, etwa Schuster, die das Schuhwerk der Wallfahrer flickten, berichtet Hermine Butter.

Sie betreibt seit 19 Jahren mehrere Standln. An der Nordseite der Basilika gelegen, sind diese mit dem Rondeau in der Mitte meistens das Erste, was sich den Ankommenden vor der mächtigen Basilika eröffnet. Das Angebot ist bunt, von Kerzen über Mini-Madonnen aus Plastik zum Transport von Weihwasser bis zu Kinderspielzeug und hochwertigen Devotionalien wie Kreuzen oder aufklappbaren Kleinstaltären.

Etwa 30 Verkaufsläden befinden sich im Umfeld der Basilika.  (Bild: Peter Bernthaler)
Etwa 30 Verkaufsläden befinden sich im Umfeld der Basilika. 

Jeder Quadratzentimeter wird genutzt
„1827 sind in Folge des Großbrandes in Mariazell die alten Holzstandln abgebrannt und wurden in der Folge so rausgemauert, wie sie jetzt noch bestehen.“ Die etwa acht Quadratmeter großen, engen Standln sind vollgepfropft mit Waren. Nach dem Aufsperren der schmalen Tür werden die Metall-Läden aufgeklappt, außen fixiert und die Ware aus dem Innenraum nach außen gebracht: jahraus, jahrein.

Das bunte Treiben im Sommer macht leicht vergessen, dass während nahezu eines halben Jahres kaum Geschäft zu machen ist. Im Winter gibt es teilweise nur 35 Euro Tagesverdienst. Lediglich der Mariazeller Advent lockert die Situation auf. Beklagen möchte sich Butter jedoch nicht: „Prinzipiell sind wir mit der Situation zufrieden.“ Dafür sorgt das Sommergeschäft.

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Wir sind Kollegen, jeder hat sich in seiner Nische eingebettet.

Hermine Butter

Kaufpreis bis zu 100.000 Euro
Aktuell sind es rund 30 Läden, die von sechs Eigentümerfamilien und zehn Pächtern geführt werden. Auch wenn etliche dauerhaft geschlossen sind, ist es mit dem Erwerb eines Standls so eine Sache: Der Kaufpreis variiert stark von etwa 15.000 bis 100.000 Euro, je nach Zustand.

„Es gibt keine wirkliche Konkurrenz unter den Ladenbetreibern. Wir sind Kollegen, jeder hat sich in seiner Nische eingebettet. Mein Nachbar hat schöne Rosenkränze und Madonnen, der Renner ist aber das Kinderspielzeug“, so Butter, die auf traditionelle Pilgerware wie qualitätvolle Hinterglasbilder und Weihrauch setzt.

Neben dem Einbremsen des Qualitätstourismus macht sich in den letzten Jahren eines bemerkbar: Mariazell ist zu einem Motorrad-Hotspot geworden. Der kleine Ort, vor allem der Ortskern, wird des Ansturms kaum Herr – Motorräder überall.

„Wichtig, dass es weitergeht“
Hermine Butter wird Ende dieses Jahres in Pension gehen. „Mir ist wichtig, dass es weitergeht! Die Basilika und die Läden davor sind stark verankert in der Bevölkerung!“

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