Gegen den Strom

Mazda3: Was kann er mit dem Riesen-Vierzylinder?

Nachrichten
25.04.2025 17:27

Ein Einstiegsmotor hat drei Zylinder und ein Vierzylinder maximal zwei Liter Hubraum? Und Turbo ist Pflicht? Nicht bei Mazda. Hier hat der neue Basismotor im Mazda3 vier Zylinder und mächtige 2,5 Liter Hubraum. Hubraum ersetzt also den Turbolader. Nicht umgekehrt.

„Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Hubraum“ heißt es ja bekanntlich. Tradition verpflichtet, könnte man sagen. Und verdichtet, denn das Triebwerk hat mit 13:1 auch noch eine ungewöhnlich hohe Verdichtung. Die wiederum hat bei Mazda wiederum bereits Tradition.

Der Motor namens e-Skyactiv G140 ersetzt die zwei Turbo-Vierzylinder mit 122 und 150 PS. Jetzt stehen 140 PS im Datenblatt, außerdem 238 Nm bei 3300/min. Damit hängt er nicht nur die beiden ausrangierten ab, sondern bis 2500 Touren auch den kompressionszündenden Top-Benziner mit 186 PS. Zusätzlich wird er von einem riemengetriebenen Startergenerator mit 48 Nm unterstützt.

Der Mazda3 zeigt: Es geht auch ohne große Mengen Plastik an Front und Heck. (Bild: Stephan Schätzl)
Der Mazda3 zeigt: Es geht auch ohne große Mengen Plastik an Front und Heck.

So ein Motorumsturz unter der alten Haube? Ja, wo, wenn nicht bei Mazda. Mit der Mode gehen und dem nächsten heißen Sch… nachzuschnüffeln ist nicht das, was sie in Hiroshima und in der Europa-Zentrale in Leverkusen machen. Daher ist der Mazda3 ungewöhnlich gezeichnet und zugleich so zeitlos, dass er nicht alt wirkt, obwohl er bereits seit 2019 auf dem Markt ist. Eine Wohltat, dass er weder vorne noch hinten ein durchgezogenes Leuchtenband hat, keine exzessiven Plastikmengen, aber richtige Auspuffendrohre.

Eine lange Motorhaube, ein herrlich markantes Gesicht, geschwungenes Blech, das mit dem Licht spielt, statt Kanten in der Karosserie und ein charakterstarkes Heck. Zugegebenermaßen erkauft man sich diese klassische Individualität mit eingeschränktem Platzangebot: Trotz 4,46 Meter Länge geht es auf der Rückbank ziemlich beengt zu und in den Kofferraum passen gerade mal 330 Liter. Umgeklappt 1022 Liter. Das ist spürbar weniger als zum Beispiel im VW Polo, einem 40 Zentimeter kürzeren Kleinwagen.

Der Kofferraum schluckt nur 330 bis 1022 Liter Gepäck. (Bild: Stephan Schätzl)
Der Kofferraum schluckt nur 330 bis 1022 Liter Gepäck.

Aber der Vergleich hinkt natürlich. Um das zu erkennen, muss man sich den Japaner nur mal näher ansehen und auf dem Fahrersitz Platz nehmen. Was für eine Armaturenlandschaft! Ein Cockpit mit (teilweise digitalen) Rundinstrumenten, kein störendes Plastik, kein aufgesetztes Tablet, sondern ein harmonisch integriertes 10,25-Zoll-Display. Dieses wird per Dreh-Drück-Steller bedient. Nur für Apple CarPlay und AndroidAuto kann man die Touchfunktion freischalten. Man darf gespannt sein, wie lange Mazda noch an diesem angenehmen Anachronismus festhält.

Das traditionelle Cockpit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mazda3 technisch voll auf der Höhe der Zeit ist. Alexa ist an Bord, serienmäßig ein echtes Head-up-Display, die LED-Scheinwerfer sind gematrixt, natürlich gibt es einen Autopiloten und sowieso jede Menge Assistenten. Mit einem einzigen Knopfdruck kann man alles Gepiepse stummschalten. Den aktiven Spurhalteassistenten muss man aber irgendwo ganz unten im Menü deaktivieren. Und den Spurverlassensvibrator an anderer Stelle in gleicher Tiefe. Warum der Mazda in schöner Regelmäßigkeit schon nach ca. 20 Minuten eine Pause vorschlägt, bleibt ein Geheimnis.

Ein Segen in Sachen Flexibilität: Man kann umschalten zwischen Adaptiv- und klassischem Tempomat. Serienmäßig.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Geschmeidiger, durchzugsstarker Antrieb
Der Motor im Mazda3 e-Skyactiv G140 ist ein Segen. Er tritt aus dem Stand kraftvoll an und liefert jederzeit bullige Kraft ab. Mit welchem der sechs Gänge man unterwegs ist, ist teilweise Geschmackssache. 50 km/h im sechsten Gang bedeuten 1000/min., der Tritt aufs Gas wird ansatzlos ohne ruckeln in Beschleunigung umgesetzt. Man könnte bei dem Tempo aber auch im zweiten fahren.

Man muss also eigentlich nicht viel schalten, macht das aber gern, weil das Getriebe mit seinen kurzen Schaltwegen sehr knackig ist. Zu hören ist vom Motor wenig, er ist sehr gut gedämmt und das bisschen, das durchklingt, ist angenehm. Das Auto ist insgesamt sehr leise, selbst bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn. Auch bei einem Reisetempo von rund 200 km/h in Deutschland. 206 km/h läuft er offiziell, in echt etwas schneller.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Nur eine Sache fällt immer wieder auf: die Zylinderabschaltung. Aus Spritspargründen schaltet das Triebwerk immer wieder die beiden äußeren Zylinder ab, wenn man in der Ebene gleichmäßig dahinfährt. Das äußert sich in einem deutlichen Vibrieren und teilweise in einem leichten Ruck, wenn die Rast zu Ende ist.

Ob sich das auszahlt, ist schwer zu sagen. Offiziell verbraucht der 2,5-Liter-3er 5,9 l/100 km, im Testzeitraum waren es 7,1 Liter auf 100 Kilometer.

Sportlich im Zugang
Der durchzugsstarke, turbolochfreie Antrieb unterstützt sportlich orientierte Fahrer. Auch wenn der Standardsprintwert mit 9,5 Sekunden nicht rekordverdächtig ist, fühlt man sich doch nicht untermotorisiert. Besonders leicht ist der Mazda mit 1388 kg (ohne Fahrer) nicht, aber mit der angenehm direkten und mitteilsamen Lenkung ist er ein echter Kurvenräuber. Jedenfalls auf trockener Straße. Auf nasser Fahrbahn weigert sich die Serienbereifung Toyo Proxes R51a hingegen, ordentlichen Grip aufzubauen. Da drehen die Vorderräder hemmungslos durch und Kurven werden zum Grenzgang.

Das Fahrwerk ist eine Spur zu hart, Komfort geht anders.

Die Preise
Die Preisliste beginnt bei 28.040 Euro mit Sechsgang-Schaltgetriebe. Sechsgang-Automatik plus 2500 Euro (Basispreis für den Top-Benziner: 32.790 Euro, ausstattungsbereinigt rund 2000 Euro Aufpreis). Die Basisausstattung ist sehr gut, umfasst vieles vom Head-up-Display bis zum Adaptivtempomaten, aber nur 16-Zoll-Alufelgen und eine normale Klimaanlage, ohne Sitzheizung. Die Aufpreise halten sich in Grenzen, der sehr gut ausgestattete Testwagen kostet 33.920 Euro.

Fahrzit
Der Mazda3 ist ein echter Einzelgänger am Markt. Kein sehr praktisches Auto, aber eines für Leute, die gern Auto fahren. Nur schade, dass Mazda dem feinen 2,5-Liter-Vierzylinder mit der Zylinderabschaltung ein ganzes Stück Geschmeidigkeit weggenommen hat. Unterm Strich ist der Mazda3 ein tolles Auto – wenn man mit dem Platzangebot auskommt.

Warum?
Durchzugsstarker Antrieb
Sportliches Fahrverhalten

Warum nicht?
Für die Fahrzeugklasse wenig Platz

Oder vielleicht …
… VW Golf, BMW 1er, Ford Focus, Toyota Corolla, Kia Ceed

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt