Ein 23-Jähriger hielt seine ehemalige Stiefmutter so lange in der Wohnung fest, bis die WEGA kommen musste. Da war aber noch nicht Schluss: Mit angehaltenem Messer forderte er die Polizei auf, zu verschwinden. Im Wiener Landl sagt der junge Mann nun: „Ich wusste nicht, was ich tue.“ Ein Gutachten sagt etwas anderes. Es setzt zwölf Jahre Haft.
„Es beginnt mit reiner Gutmütigkeit des Opfers und endet in einem Martyrium“, beginnt die Staatsanwältin im Wiener Landesgericht. Knapp drei Stunden hielt ein 23-Jähriger seine Ex-Stiefmutter in ihrer Wohnung im 10. Bezirk fest, prügelte und bedrohte sie. Außerdem: „Er hat eine Flasche Wodka genommen und gesagt, wenn ich sie nicht austrinke, schneidet er mir alle Finger ab“, erinnert sich die Frau an den 30. November 2024 zurück. Dabei hatte der Arbeitslose bereits ein Küchenmesser in der Hand.
Hielt das Messer schon an
Dass er später auch bereit war, zu benutzen. Als die 43-Jährige nach Schlägen ins Gesicht, einer Rissquetschwunde an der Nase und einem gebrochenen Steißbein endlich heimlich Hilfe holen konnte, eskalierte die Situation nur weiter. „Mehr als 20 Polizisten standen vor der Wohnung“, so die Staatsanwältin. Inklusive der WEGA. „Der Angeklagte forderte die Einsatzkräfte dazu auf, zu gehen, sonst würde er dem Opfer die Kehle durchschneiden.“ Das Messer hielt er schon an den Hals ...
Die ganze Zeit wurde ich da malträtiert.
Das 43-jährige Opfer im Zeugenstand
„Es gab keinen einzigen Moment, in dem ich sie umbringen wollte. Sie war ja meine Freundin“, beteuert der 23-Jährige vor den Geschworenen. Ihm wird nämlich unter anderem der Tatbestand der erpresserischen Entführung vorgeworfen. Und auch der Serbe sieht ein: „Das ist schon eine schwere Tat, die ich da gemacht habe.“ Erklärt aber weiter, er wäre von einem Bekannten erpresst worden, hätte nur wenige Tage zuvor seinen Job verloren. „Die Probleme haben mich so in Stress versetzt, dass ich nicht wusste, was ich tue.“
„Ein einziges Gesudere und Gejammere“
Und dann wären da noch seine psychischen Probleme, die durch die Drogensucht nicht unbedingt besser werden würden: „Das alles hat mich zu einer Schizophrenie gebracht.“ Versucht er, die Geschworenen zu überzeugen. Beisitzer Daniel Rechenmacher stellt jedoch trocken fest: „Ihre ganze Aussage ist ein einziges Gesudere und Gejammere.“
Eine Schizophrenie kann auch Gerichtspsychiater Peter Hofmann nicht feststellen – der 23-Jährige sei vollkommen zurechnungsfähig. Aber gefährlich. Die Geschworenen entscheiden deswegen neben einer Gefängnisstrafe auch die Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum. Vorher muss er aber zwölf Jahre in Haft. Seiner Ex-Stiefmutter muss er 10.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. „Ich nehme meine Verurteilung an“, akzeptiert er seine Strafe.
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